Der giftigste Ort der Welt liegt in Hessen
Nicht etwa das havarierte Endagerbergwerk Asse-II ist der giftigste Ort in Deutschland. Ein stillgelegtes Salzbergwerk in Nordhessen schluckt alljährlich 40.000 Tonnen Giftmüll. Es ist die größte Untertagedeponie der Welt, über der 300 Meter dicken, gasdichten Salzschicht liegen hundert Meter wasserdichter Ton. Für Atommüll ist aber kein Platz.
Im Kali-Revier an der Werra, 700 Meter unter der Erde werden seit fast 40 Jahren stillgelegte Teile des Salzbergwerks rund um Heringen mit hochtoxischen Abfällen aufgefüllt. Seit 1990 lagern hier mehr als 1 Millionen Tonnen unterschiedlichster Abfälle, bis heute sind es mehr als 2,75 Millionen aller Art: Filterstäube aus Verbrennungsanlagen, cyanid- und quecksilberhaltige Chemiealtlasten, mit Dioxin oder PCB belastete Böden. Und soviel Arsen, dass sich damit die gesamte Menschheit ausrotten liesse. Die Kunden befinden sich in aller Welt – und nirgends auf der Welt liegt mehr Giftmüll begraben als in der Untertagedeponie (UTD) Herfa-Neurode.
Über der 300 Meter dicken, gasdichten Salzschicht liegen hundert Meter wasserdichter Ton. Zusammen mit künstlichen Barrieren soll das garantieren, dass der eingelagerte Müll für alle Zeiten unter sich bleibt. Streng isoliert von der oberirdischen Welt und gefeit vor jeglichen Wassereinbrüchen. Selbst die Gefahr von Erdbeben oder Meteoriteneinschlägen sei für den sogenannten Langzeitsicherheitsnachweis geprüft worden. Herfa-Neurode habe „geologisch eine besonders günstige Situation“. Die Gefahr, dass Wasser in das Bergwekr eindringen könne, sei aber dennoch gegeben. Auf der thüringischen Seite des Kalibergwerk Werra dringen bis zu 50.000 Kubikmeter Wasser im Jahr ein. Weil es eine unterirdische Verbindung zu den hessischen Abbaufeldern und der Deponie gibt, besteht die Möglichkeit, dass auch in das Giftmülllager Wasser eindringen könnte. Im Jahr 1989 verursachte der Zusammenbruch eines benachbarten Schachtes ein Erdbeben der Stärke 5,6.
- Herfa-Neurode ist der sicherste Ort, um giftige Abfälle für Ewigkeiten unterzubringen. Langzeitsicher und nachsorgefrei“, sagt ein Mitarbeiter der Betreiberfirma, eine Tochter des börsennotierten Bergbauunternehmens K+S.
Tonnenweise Giftmüll wie Arsen, Dioxin, Furan, Zyanid oder Quecksilber wird in der Tiefe eingemauert bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag. Zwei Deponiefelder sind bereits fast voll, ein drittes wurde kürzlich eröffnet. Und auch das wird nicht das letzte sein – der Stauraum unter Tage reicht noch für Jahrzehnte. Die Abfälle dürfen aber weder radioaktiv noch explosiv, nicht biologisch abbaubar, infektiös oder flüssig sein.
- Das Verbot zur Einlagerung von radioaktiven Abfällen sei eine „unternehmerische Entscheidung“, weil man „nicht in die politische Diskussion“ möchte. Kritisch wäre aber tatsächlich die Wechselwirkung zwischen strahlenden Abfällen, die Wärme entwickeln und Giftmüll.
Die Entsorgungsmisere für Atommüll in Deutschland ist groß: kein Kilogramm des hochradioaktiven und wärmeentwickelnden Strahlenabfall ist sicher entsorgt. Geplant wird mit Gorleben – doch die Nichteignung ist seit mehr als 30 Jahren erwiesen. Nun müssen neue Standorte her, die in einem bundesweiten Vergleich auf den Prüfstand kommen.
Da sich die Verantwortlichen derartig überzeugt von der Langzeitsicherheit des Salzstocks Herfa-Neurode zeigen, muss er in einen Standortvergleich für Atommüllendlager einbezogen werden. Oder die grundsätzlichen Argumente, die gegen eine Lagerung von wärmeentwicklendem Atommüll in Salzbergwerken sprechen, endlich berücksichtig werden.
Quellen (Auszug): Frankfurter Rundschau, Wikipedia; 05.08.2011