Das japanische Atomdorf will in Tschechien und Polen Atomkraftwerke bauen
Die GRÜNEN im Fichtelgebirge und die BI STOPPT TEMELIN machen mobil gegen die Atom-Lobbying-Tour des japanischen Premiers Abe. Am 16. Juni 2013 besucht dieser in Warschau die Nuklear-Konferenz mit den Regierungschefs Tschechiens, Polens, der Slowakei und Ungarns. Die japanisch-amerikanische Firma Westinghouse gehört mehrheitlich Toshiba, will im AKW Temelin Block 3 und 4 ausbauen und auch in wunderbarer Dünenlandschaft bei Lubiatowo an der polnischen Ostseeküste ein 3000 Megawatt-Atomkraftwerk hinstellen, mitten in einem Natura 2000 Gebiet.
Der polnische Energieversorger PGE hat voller Sensibilität am 26. April 2013, dem 27. Jahrestag der Tschernobyl-Katastrophe, den kleinen lokalen Öko- Tourismus-Verband verklagt, weil der sich wehrt.(1) Man kennt sich, zwischen Lubiatowo, dem Fichtelgebirge und Temelin. 60.000 Einwendungen aus Deutschland schickte man wegen dem polnischen Atomprogramm nach Warschau, 50.000 gegen den Temelin-Ausbau nach Prag.
Am Montag traf man sich wegen dem Besuch des japanischen Premiers in Selb mit tschechischen Aktivisten. Auch der Antiatomaktivist Frantisek Resnac aus Pilsen war anwesend. Er berichtete über das in Nepomuk bei Pilsen geplante Endlager. Während der Bau von AKW in Tschechien auf keinen großen Widerstand stößt, löst der Bau eines Endlagers heftige Proteste aus. Er brachte eine schöne, grün gestaltete Werbebroschüre mit, in der Bürgermeister bei ihren Einwohnern für dieses Endlager werben. Nach seinen Angaben gehört die Firma Skoda aus Pilsen, die im Atomkraftwerkbau tätig ist, nach Russland. Mit dabei in Selb das japanische Fernsehen NHK, das gerade eine Reportage über die atomare Werbetour des eigenen Premier und über die Anti-Atomkraft-Bewegungen in Tschechien und Polen dreht.
Am Nachmittag wurde bereits im Frankenwald im Aktionsbüro der BI STOPPT TEMELIN gedreht. Wolfgang Müller, Anti-Atom-Aktivist der BI STOPPT TEMELIN und Ortsprecher der Grünen in Bad Steben sagt:
„Millionen Menschen leiden unter der Nuklear-Katastrophe von Fukushima. Zum Entsetzen der Welt konnte die führende High-Tech-Nation ihre Atomkraftwerke nicht beherrschen. Die Haftpflichtsumme eines AKW ist auch in Europa lächerlich gering“.
Sein Kollege Thomas Hecht aus Arzberg im Landkreis Wunsiedel meint dazu:
„Im japanischen Abschlussbericht über Fukushima steht, dass Kungelei der Regierung, der Atomaufsicht und der Betreiberfirma TEPCO schuld an der Atomkatastrophe war. (2) Das staatliche Atomdorf Tepco vertuschte diese Sicherheitsfehler. Temelin hat laut Greenpeace ein ähnliches Problem in Reaktor 1 mit Schweißnaht 1-4-5“.
Artmann fügt an:
„General Electric, Toshiba und Hitachi haben laut Greenpeace Fukushima gebaut, und bis heute keinen Cent dazu beigesteuert den Schaden zu bezahlen. (2) Nun kommt der japanische Premier und will uns Atomkraftwerke vor die Tür setzen. Das ist mehr als unverschämt!“
Müller, der Wunsiedler CSU Landrat Dr. Karl Döhler und grünen Kreisrätin Brigitte Artmann waren mit ihrem südböhmischen Kollegen Karol Lesny erst am 17. Mai zur Reaktor-Inspektion bei Brennstäbe-Wechsel in Temelin. (3) Der Bau der zwei neuen Blöcke in Temelin soll im Jahre 2025 beendet werden, die Kosten schätzt CEZ auf circa 8 bis 12 Milliarden Euro. Jan Haverkamp, Atomexperte von Greenpeace, wird in der Süddeutschen Zeitung mit Schätzungen von 15 Milliarden zitiert.
Artmann: „Wir halten die zeitlichen und finanziellen Schätzungen auch für grob untertrieben. Der tschechische Finanzminister schloss sich nach unserem Besuch unserer Meinung an. Er sagt, der Temelin- Ausbau wird zu teuer“ und weiter erläutert sie „in einem Black-Box-Verfahren wird der Temelin Reaktortyp unter Ausschluss der Öffentlichkeit gewählt. Das ist schlecht für die Sicherheit, aber gut für Korruption. Von Moskau bekommt die tschechische Regierung 6,5 Milliarden Euro wenn das tschechisch/russische Konsortium MIR 1200, bestehend aus Rosatom, Atomstoj und Skoda, zum Zuge kommt. Westinghouse/Toshiba will durch Unterstützung der amerikanischen Regierung mit F 16 Kampfjets punkten. Wir sind gezwungen deswegen vor der EU Kommission und vor dem UN Aarhus Komitee zu klagen. Man fängt an, darüber nachzudenken, ob man Produkte von Toshiba im eigenen Haushalt braucht“.
Dieser Meinung schloss sich die Versammlung an. Man erfuhr im Vorfeld der Reaktor-Inspektion eine nette Anekdote: die Regeltechnik für die Rosatom-Reaktoren kommt von Rolls Royce. Rolls Royce selbst nutzt aber alte Technologie von Westinghouse. Westinghouse dagegen will lieber die Regeltechnik von Areva und hält Rosatom vor, dass die ihre alte Technik benutzen wollen. Areva dagegen will mit keinem mehr spielen, weil sie aus dem Bieterverfahren ausgeschlossen wurden. Sie klagen und verhindern die Erteilung der Baugenehmigung. Die erwartete der tschechische Energieversorger CEZ schon Anfang dieses Jahres. Am Dienstag trifft man sich schon wieder in Temelin mit dem tschechischen Kollegen Karol Lesny wegen dem AKW-Neubau und der Lobbying-Tour des japanischen Premiers, begleitet vom japanischen Fernsehen.
Quelle: PE Grüne Fichtelgebirge, 03.06.2013