Rumänien: RWE gibt AKW-Projekt Cernavoda auf
Am Tag als die deutsche NGO Urgewald den Beginn einer Kampagne gegen die Beteiligung des deutschen Energieversorgers RWE am Atomkraftwerksprojekt Cernavoda in Rumänien bekannt gibt, zieht sich der Konzern neben zwei weiteren Investoren zurück. Das AKW-Projekt in erdbebengefährdeter Region sollte damit erledigt sein.
Wegen „wirtschaftlichen und marktbedingten Unsicherheiten“ im Zuge der „Nachwirkungen der Finanzkrise“ haben sich der deutsche Energieriese RWE und auch die Energiekonzerne GDF Suez (Frankreich) und Iberdrola (Spanien) aus den Plan, zwei weitere Reaktorblöcke vom Typ CANDU zu errichten, zurückgezogen.
Reuters berichtet, dass einerseits das Fehlen klarer regulatorischer Vorgaben und andererseits der im letzten Jahr von der Regierung in Bukarest verkündete Beschluss, sich aus Geldmangel mit nur etwa 20% statt der ursprünglich vereinbarten 51% zu beteiligen, der Hintergrund seien.
Von den ursprünglichen 6 ausländischen Partnern sind dem Konsortium zurzeit nur noch die italienische Enel und der Stahlkonzern ArcelorMittal erhalten geblieben. Der tschechische Energiekonzern hatte Ende 2010 seinen Rückzug aus dem Konsortium bekanntgegeben.
Es geht um den Bau von zwei CANDU-Reaktoren in der Nähe der rumänischen Kleinstadt Cernavoda. Dieser Reaktortyp ist weder in Westeuropa, Japan, noch in den USA genehmigungsfähig, da er eine fatale Ähnlichkeit zu dem Design der Tschernobyl Reaktoren aufweist: Auf Kühlmittelverlust reagieren CANDU-Reaktoren nämlich mit einem starken Leistungsexkurs, so dass sie im Ernstfall explodieren können. Zudem sind auch im Normalbetrieb die radioaktiven Emissionen von CANDU-Reaktoren 100 mal so hoch wie die von deutschen Atomkraftwerken. Cernavoda gilt aber auch deshalb als eins der gefährlichsten Atomprojekte weltweit, weil dieser Standort regelmäßig von starken Erdbeben heimgesucht wird. Hinzu kommt, dass die Bausubstanz für das Projekt aus den Achtziger Jahren stammt und schon damals Inspekteure auf gravierende Baufehler aufmerksam gemacht haben, die zu einen Atomunfall führen könnten.
Damit ist das Schicksal der Reaktorblöcke 3 und 4 des AKW Cernavoda besiegelt – und die angebliche „Renaissance der Atomenergie“ in Europa erneut widerlegt.
Für RWE steht die Investition in Atomkraftwerke unter keinem guten Stern: 2009 mussten bereits die Pläne für den Bau des Atomkraftwerks Belene in Bulgarien fallen gelassen werden.
Textquelle (Auszug): punkto.ro, urgewald.de, 20.1.2011