Atom-Pleite No. 3 für RWE: Gericht blockiert Kauf von Atomkraftwerk in Niederlanden
Das Oberste Gericht der Niederlande hat die Übernahme von Anteilen am einzigen niederländischen Atomkraftwerk durch den Essener Energiekonzern RWE untersagt. Der Hoge Raad bestätigte mit dieser noch vorläufigen Entscheidung am Freitag ein entsprechendes Urteil des Bezirksgerichtes in Arnheim. Dieses hatte dem niederländischen Strom- und Gasunternehmen Essent den Verkauf seiner 50-Prozent-Beteiligung am Kernkraftwerk Borssele in der Provinz Seeland an private Eigentümer untersagt. Nach dem Ausstieg im bulgarischen AKW-Projekt Belene und dem rumänischen Cernavoda ist das nun schon die dritte Atom-Pleite innerhalb von 1,5 Jahren.
Bis auf weiteres bleibt das Atomkraftwerk Borssele damit in öffentlicher Hand. Gegen den Verkauf der Anteile des Essent-Konzerns, der einst größtenteils im Besitz niederländischer Gemeinden war, hatte der öffentliche Stromversorger Delta geklagt, dem die andere Hälfte an Borssele gehört.
Zur Begründung erklärte Delta, das einzige Atomkraftwerk der Niederlande müsse unter Kontrolle des Staates bleiben. Die 50-Prozent-Beteiligung von Essent sollte gemäß dem früheren Richterspruch in eine neue Gesellschaft ausgegliedert werden.
Dadurch hatte sich der Kaufpreis für Essent um 950 Millionen Euro auf 8,3 Milliarden Euro reduziert. Mit Ausnahme von Borssele hatte RWE die Übernahme seines niederländischen Konkurrenten im September 2009 unter Dach und Fach gebracht, abgesehen von dem Atomkraftwerk übernahmen die Essener 100 Prozent der Anteile an dem niederländischen Unternehmen mit Sitz in Arnheim. RWE wurde damit auch zu einem der führenden Energieversorger in der Benelux-Region.
Gestern war bekannt geworden, dass RWE aus dem rumänischen Bauprojekt Cernavoda aussteigt. Zu unsicher sei die Finanzierung nachdem der rumänische Staat seine Zusagen verringert hatte und weitere Investoren abgesprungen waren.
Bereits im Oktober 2009 beendete RWE den Plan, im erdbebengefährdeten Gebiet bei Belene in Bulgarien einen Reaktor zu bauen.
Textquelle (Auszug): wallstreet-online.de, 21.1.2011