Tschernobyl als Touristenattraktion?!

Der Mensch steht auf Gefahren und Risiko. Aber aus dem havarierten ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl eine Touristenattraktion zu machen, auf die Idee kann nur kommen, wem die Gesundheit seiner Mitmenschen egal ist. Die Sperrzone um den explodierten Reaktor soll nun verringert und zur Europameisterschaft 2012 Busse mit Fussballfans durch das verstrahlte Gebiet gelotst werden. In Deutschland planen Atomkraftgegner anlässlich des 25 Jahrestages der Katastrophe große Demonstrationen.

Nach der Reaktorkatastrophe am 26.04.1986 wurde eine mittlerweile 4.300 km² große Sperrzone eingerichtet. In diesem Bereich ist das Leben gefährlich, da eine Erkrankung durch die hohe radioaktive Strahlung nicht ausgeschlossen werden kann.

Zugunsten der Fußball Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine soll das betroffene Gebiet Besucher anlocken. Präsentiert werden soll die Gegend als ein „Museum“.

„Die Tschernobyl-Zone ist eine interessante Touristen-Route, die gefragt sein könnte“, meinte der ukrainische Delegierte für Tourismus, Dmytro Zaruba, laut der ukrainischen Nachrichtenagentur Ukrinform. „Es ist eigentlich ein Museum über die Geschichte der Sowjet-Ära und die Tragödie, zu der es dort gekommen ist.“ Bis zu einer Million Besucher pro Jahr hält Zaruba bei guter Organisation für möglich: „Das einzig Nötige dafür, ist ein klares Lenken der Reise- und Touristenführer-Programme“. Hinzu käme, dass es sich um eine weltweit einzigartige Anlage handelt. Schon seit ein paar Jahren besteht bereits die Möglichkeit, geführte Touren durch das ehemalige Katastrophengebiet zu buchen.

Will die Ukraine verharmlosen?

Im Atomkraftwerk von Tschernobyl war es am 26. April 1986 zu einer verheerenden Atom-Katastrophe gekommen: In Block vier kam es im Zuge einer fehlerhaft ausgeführten Notfallübung zum GAU, der Reaktor explodierte und setzte große Mengen Radioaktivität frei. Riesige Gebiete wurden verseucht, eine unbekannte Zahl an Menschen starben in der Folge: Die Zahl der Opfer schwankt zwischen 35.000 und bis zu 170.000. Kritischere Studien nennen sogar über 1.000.000 Geschädigte. Fast 135.000 Anrainer wurden aus den umligenden Regionen und Bereichen in Weissrussland in Sicherheit gebracht. Die angrenzenden Gebiete gelten bis heute als unbewohnbar. Schätzungsweise noch die nächsten 24.000 Jahre ist das Gebiet, in dem das radioaktive Fallout niederging, wegen unkalkuierbarer Gesundheitsgefahr unbewohnbar.

Der Reaktor wurde von hunderttausenden Katastrophenhelfern, so genannten Liquidatoren, die in der Folge des Einsatzes häufig an Krebs erkrankten und zu Tausenden starben, mit einem Betonmantel eingehüllt. Dieser Sarkophag ist aber nicht sicher: er hat Risse, durch die Wasser eindringen. Zudem besteht das Risiko, dass er einstürzt. Immer wieder wurde notdürftig repariert. Wie viel hochradioaktives Material, Asche und Lava sich noch im Inneren von Reaktorblock 4 befinden, ist nicht bekannt. Kommt es zum Einsturz, wird wieder radioaktiver Staub aufgewirbelt und in die Umgebung verteilt. Ein internationales Vorhaben, einen neue, 12 m dicken Schutzmantel zu errichten, kommt nur schleppend voran. Die Kosten sollen mindestens eine Milliarde Euro, wenn nicht mehr betragen. Eigentlich war die Fertigstellung für 2013 geplant.

Als im August 2010 die Wälder um Tschernobyl brannten, stieg die Angst dass durch die Feuer radioaktive Partikel in den verseuchten Gebieten wieder in die Atmosphäre aufgewirbelt werden könnten. Wladimir Tschuprow, Atomexperte bei Greenpeace Russland warnte davor, die radioaktive Gefahr herunterzuspielen: „Die erhöhte radioaktive Strahlung wird zwar nicht zu einer neuen Belastung wie bei Tschernobyl führen, trotzdem sollten kleinere radioaktive Mengen nicht unterschätzt werden. Bislang ist noch nicht untersucht worden, wie gefährlich das Zusammenspiel von giftigem Smog von den Wald- und Torfbränden und radioaktiver Strahlung ist.“

  • Tschernobyl bleibt also weiterhin hochgefährlich!

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