Weltweit leben 90 Millionen Menschen nahe Atommeilern
Die meisten der 211 Atomkraftwerke weltweit stehen nach einer neuen Studie in dichter besiedelten Gebieten als der havarierte japanische Meiler Fukushima. Nach Berechnungen des britischen Fachblatts „Nature“ und der New Yorker Columbia Universität leben weltweit mehr als 90 Millionen Menschen in weniger als 30 Kilometern Entfernung vom nächsten Atomkraftwerk, was der de facto geltenden Sperrzone um Fukushima entspricht. Vor der Evakuierung der Zone lebten dort 172.000 Menschen, bei zwei Dritteln der Atommeiler weltweit ist die Nachbarschaft noch dichter besiedelt
Bei 21 Kernkraftwerken in Asien, Nordamerika, Deutschland, Großbritannien, Belgien und der Schweiz lebt laut den Berechnungen mindestens eine Million Menschen im Umkreis von 30 Kilometern, in sechs Fällen sind es sogar mehr als drei Millionen Menschen. Mehr als 16 Millionen US-Bürger sowie jeweils 9,6 Millionen Deutsche und Chinesen haben demnach ein Atomkraftwerk in ihrer Nachbarschaft. In Frankreich sind es fünf Millionen.
Wird die Zone auf einen Umkreis von 76 Kilometern ausgeweitet, ist der Studie von „Nature“ und Columbia-Universität zufolge fast eine halbe Milliarde Menschen im Falle einer Atomkatastrophe potenziell gefährdet, davon 111 Millionen in den USA, mehr als 72 Millionen in China und 57 Millionen in Indien. In Deutschland leben 39 Millionen Menschen im Umkreis von 75 Kilometern eines Atomkraftwerks und damit mehr als in Japan (32,7 Millionen) und Frankreich (22,4 Millionen).
Laut „Nature“ sagt die Besiedelungsdichte noch nichts über die tatsächliche Gefahrenlage aus, da für die Sicherheit eines Atommeilers eine Reihe von Faktoren wie etwa das Erdbebenrisiko sowie die Qualität von Wartung und Kontrollen eine wichtige Rolle spielen. Doch zeige die Studie, wieviele Menschen unmittelbar gefährdet wären, wenn der Betrieb eines Meilers völlig außer Kontrolle geriete wie etwa in Tschernobyl vor 25 Jahren oder nach dem Erdbeben und dem anschließenden Tsunami im März in Fukushima.
Der AKW-Gefährdungsatlas der Deutschen Umweltstiftung
Bereits in der 2. Auflage zeigt der AKW-Gefährdungsatlas der Deutschen Umweltstiftung die Standorte und Einzugsgebiete der deutschen und grenznahen ausländischen Atomkraftwerke. Eine Arbeitsgruppe der Umweltstiftung ermittelte in über einjähriger mühevoller Kleinarbeit die Bevölkerungszahlen in den Gefährdungsregionen.
Berücksichtigt wurde dabei die Wohnbevölkerung in einem Umkreis von jeweils 150km. Dabei ergaben sich gefährdete Bevölkerungszahlen zwischen 5,4 Millionen (Gundremmingen) und bis zu 11,8 Millionen (Neckarwestheim). Besonders gefährdet sind die Menschen um Bremen, die im unmittelbaren Einzugsbereich von bis zu 6 AKWs leben müssen.
Textquelle (Auszug): news.yahoo.de, Deutsche Umweltstiftung; 23.04.2011