Niederlande plant Atomkraftwerk an der Emsmündung

Im Schatten der Reaktorkatastrophe in Fukushima hält die niederländische Regierung an den Neubauplänen für ein Atomkraftwerk fest. Ein favourisierter Standort ist unweit der deutschen Grenze bei Emden, der Energiekonzern RWE will sich am Bau beteiligen.

AKW Standort Eemshaven / Karte: maps.google.de

AKW Standort Eemshaven / Karte: maps.google.de

Der Standort Eemshaven befindet sich an der Nordseemündung der Ems im Norden der Niederlande, nur 25km von Emden und 10km von der deutschen Grenze entfernt. Am Standort plant die niederländische Regierung den Bau eines Atomkraftwerks mit zwei Reaktorblöcken. Der deutsche Energiekonzern RWE will sich am Bau beteiligen. Es liegen nach Angaben der „Osnabrücker Zeitung“ sogar schon Baupläne vor.

Die Niederlande wollen mit dem Zubau von Atomkraft die Kohlendioxidausstoss reduzieren. Erstmals seit 40 Jahren sollen deswegen wieder Atomkraftwerke errichten werden. Die niederländische Regierung begründet den radikalen Schwenk vor allem mit ausufernden Kosten: „Die Niederlande wollen die europäischen Ziele auf die kosteneffizienteste Weise erreichen“, erklärte das Wirtschaftsministerium. Subventionen für Offshore-Windkraft und Fotovoltaik zählten derzeit nicht dazu.

Die Regierung und das Parlament der Provinz Groningen haben sich gegen einen Atomkraftwerksbau ausgesprochen, was aber keine bindende Wirkung hat. Es gibt bislang lediglich ein Zugeständnis des christdemokratischen Ministers wegen der Atomkatastrophe in Japan: Bei den Planungen soll noch mehr Wert auf Sicherheit gelegt werden. Grundsätzlich bleiben die Pläne, um 2015 einen neuen Meiler zu bauen aber bestehen.

  • Am 20. April berichtete rp-online.de, dass sich der deutsche Energieversorger RWE mit 20 Prozent am Bau eines Kernkraftwerks in den Niederlanden beteiligen will. Für den Kraftwerksbau habe das niederländische Wirtschaftsministerium in der davorliegenden Woche den Weg frei gemacht.

Für den Neubau favorisiert wurde der Standort Borssele, wo die einzigen in Betrieb befindlichen Reaktoren des Landes stehen. Es habe sich aber gezeigt, dass die dortige Kühlwasserkapazität nur für zwei Kraftwerksblöcke ausreiche. Das geplante zweite Atomkraftwerk müsse deshalb an einem anderen Standort entstehen: Eemshaven. Als weiterer möglicher Standort ist das Industrie- und Hafengebiet Maasvlakte bei Rotterdam benannt.

„Es ist eine Farce: Deutschland steigt aus der Atomkraft aus und direkt an der Grenze soll mit Beteiligung eines deutschen Konzerns ein neues AKW gebaut werden. Die Atombranche ist sich auch nach Fukushima ihrer Zukunft sicher – die Diskussion in Deutschland wird zur scheinheilgen Farce. RWE muss durch gezielte Kampagnen von der Bevölkerung gezwungen werden, aus dem Atomgeschäft auszusteigen!“ fordert Jan Becker von contrAtom.

Quellen (Auszug): Osnabrücker Zeitung, 20.04. / 02.05.2011