Atomkraftwerke im Fadenkreuz

Atomkraftwerke sind nachweislich nicht gegen Terrorangriffe geschützt. Einen gezielten Absturz eines großen Flugzeuges halten sie nicht stand. Mit „Stresstests“ will die Regierung der Bevölkerung nun wieder Sicherheit vorgaukeln – Terrorangriffe auf AKWs sind dabei nun bedingt beachtet. Denn eine realistische Überprüfung würde unweigerlich zur sofortigen Stilllegung aller Meiler führen! Dass sich Terroristen für AKWs interessieren, zeigt die Vergangenheit.

Vergangene Woche waren in der Nähe der britischen Atomanlage Sellafield fünf Männer unter Terrorverdacht festgenommen worden. Die jungen Männer aus Bangladesch hatten nach Angaben der britischen Polizei versucht, Filmaufnahmen von den Atomanlagen zu machen. Sie wurden nach einer Routinekontrolle unter dem Paragrafen 41 des britischen Anti Terror Gesetztes verhaftet. Sie befinden sich wieder auf freiem Fuss, weil ein Zusammenhang mit Terrorismus nicht nachgewiesen werden konnte, sich die Männer aber „in einer gefährdeten Gegend verdächtig verhalten“. Sellafield besteht unter anderem aus einem Atomkraftwerk, einer Wiederaufbereitungsanlage und mehreren anderen Anlagen der Atomindustrie. Hunderte Tonnen hochradioktiver Brennstoff und Plutonium lagern auf dem Gelände. Eine Freisetzung hätte katastrophale Folgen ungeahnten Ausmasses, die Tschernobyl und Fukushima in den Schatten stellen würde.

Der Energieexperte der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Hans-Josef Fell, warnt: „Terroristen interessieren sich seit Jahrzehnten für Atomkraftwerke.“ Terrorismus ist laut Fell die „am Stärksten verdrängte Gefahr für die Reaktoren“. Auch der Bundesregierung seien „eine Reihe von realen Angriffs-Szenarien bekannt, dennoch wird so getan, als ob es diese Gefahr nicht gäbe“.

Chronik seit 2001

  • 2001: Vertrauter des 9/11-Attentäters Atta besichtigte AKW-Stade
  • 2001: 9/11-Attentäter hatten Atomkraftwerk im Visier (siehe 9/11-Bericht des US-Kongresses) 9/11 Commission Report des US-Kongresses. Demnach hatten die 9/11-Attentäter zwischenzeitlich einen Flugzeugangriff gegen ein US-AKW in Erwägung gezogen dieses aber verworfen;
  • 2001: Im Oktober 2001 wird in den USA eine hohe Alarmstufe ausgelöst, als sechs Männer Photos von einem US-Atomkraftwerk machten und sich Informationen dazu besorgten;
  • 2006: Im Juli warnte die US-Botschaft kurz nach den Anschlägen in Mumbai, vor möglichen Terrorangriffen gegen indische Nuklearanlagen. Im August werde zwei bewaffnete Männer in der äußeren Sicherheitszone des Atomkraftwerks Kakrapar gesehen;
  • 2007 wird in Australien eine Terrorgruppe mit Raketenwerfern verhaftet, die den Lucas Heights Forschungsreaktor angreifen wollten;
  • 2009: Atomingenieur aus dem Kernforschungszentrum Cern (Schweiz) wurde wegen Al-Qaida-Verbindungen verhaftet
  • 2010: Al-Kaida Terrorist Sharif Mobley arbeitete über mehrere Jahre hinweg in 6 US-Atomkraftwerken. Der Fall wurde 2010 öffentlich, nachdem der Terrorist bei einem Ausbruch im Jemen einen Sicherheitsbeamten erschossen hatte.
  • 2011 mehrere Verdächtigte vor UK-Atomanlage in Sellafield verhaftet

Wir fordern die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen – weltweit!

  • Das AUS für alle Meiler: Flugzeugabstürze sollen berücksichtigt werden
    31. März 2011 – Zehn Jahre nach den Attentaten in den USA, nachdem gezielte Flugzeugabstürze auf Atomkraftwerke nicht mehr dem “Restsisiko” angehören, sollen endlich Fakten geschaffen werden: Die Reaktorsicherheitskommission kündigte an, im Verlauf der “Sicherheitsuntersuchungen” auch Flugzeugabstürze zu berücksichtigen. Das könnte die Stilllegung der ältesten Meiler bedeuten.
  • Atomkraftwerke im Fadenkreuz: Terrorismus – die neue Bedrohung
    Atomkraftwerke sind aus unterschiedlichen Gründen ein potentielles Ziel von terroristisch motivierten Anschlägen: Sie verbergen ein ungeheures Gefahrenpotential, das einmal freigesetzt eine Bedrohung für große Bevölkerungsteile darstellt. Außerdem ist nachgewiesen, dass ausreichende, zeitgemäße Schutzeinrichtungen nicht vorhanden – und auch nicht vorgesehen sind.

Quellen (Auszug): hans-josef-fell.de, presseportal.de; 9.5.2011