Hochwasser bedroht Atomkraftwerke
Ein Atomkraftwerk in den USA ist vom Hochwasser bedroht. Nur noch mit Sandsäcken ist der Reaktor gegen die Fluten gesichert. Ein neuer Bericht bescheinigt auch dem grenznahen AKW Fessenheim in Frankreich mangelnde Sicherheit gegen Hochwasser. Auch in Deutschland sind die Reaktoren nur unzureichend geschützt.
Seit der Mega-Welle, mit der die Nuklearkatastrophe im japanischen AKW Fukushima seinen Lauf nahm, wird verstärkt ein Augenmerk auf den Hochwasserschutz von Atomkraftwerken gelegt. Es könnte zu spät sein – in Amerika bahnt sich bereits die nächste Katastrophe an.
In den USA kämpfen Rettungskräfte gegen die Wassermassen des Missouri, die das AKW Fort Calhoun im US-Bundesstaat Nebraska, direkt am Missouri River an der Grenze zu Iowa bereits eingeschlossen hat. Mit Sandsäcken wird versucht, das Eindringen von Wasser weiter zu verhindern. Das Hochwasser dauert bereits seit Mai an. Das US-Militär warnt davor, dass der Pegel des Flusses noch weiter ansteigen wird und das Hochwasser noch für mehrere Wochen andauern kann. Bereits im Juni vergangenen Jahres hatte die Atomaufsicht der USA (NRC) festgestellt, dass die Vorsorgemaßnahmen im Atomkraftwerk im Falle einer Überflutung nicht ausreichend sind: Elektrische Schaltanlagen und die zur Kühlung des Reaktors benötigten Pumpen könnten beschädigt werden. Bei einem kompletten Ausfall der Kühlung kann es zu einer Kernschmelze kommen.
- Tatsächlich meldete der Betreiber am 7. Juni, einige Tage nach Einsetzen der Flut, Rauchentwicklung in einem Schaltraum, was zu einem Ausfall der Kühlwasserpumpen des Brennelementelagerbeckens führte. Die dadurch ausgelöste Erwärmung des Beckens konnte nach 90 Minuten durch den Einsatz einer Ersatzpumpe gestoppt werden. Das Gebäude musste für vier Stunden evakuiert werden.
- Der Vorfall ist am 19.06. auf INES 4 gestuft worden, was einem „Unfall“ mit geringer Freisetzung von Radioaktivität, Strahlenexposition der Bevölkerung etwa in der Höhe der natürlichen Strahlenexposition; Begrenzte Schäden am Reaktorkern / an den radiologischen Barrieren oder Strahlenexposition beim Personal mit Todesfolge entspricht.
- Neben Fort Calhoun ist noch ein weiteres AKW ist bedroht: In Nebraska nehmen die Überflutungen seit dem Wochenende zu. US-Präsident Barack Obama erklärte für den Bundesstaat den Notstand und machte damit Bundesgelder für Hilfsmaßnahmen frei. Da der Wasserpegel des Flusses am Sonntag fast 13 Meter erreichte, mussten die Betreiber der Cooper Nuclear Station einen «Hinweis auf ein unübliches Ereignis» geben – das ist die niedrigste von vier Warnstufen. Sollte das Wasser 90 Zentimeter weiter steigen, müsste das AKW, das 110 Kilometer südlich der Stadt Omaha steht, vom Netz genommen werden. Mitarbeiter schützten es unter anderem mit Sandsäcken und Barrikaden vor den Fluten. Die Betreiber erklärten, dass keinerlei Gefahr bestehe und dass der Reaktor von wasserdichten Wänden umgeben sei. Umweltschützer fürchten jedoch, dass sich radioaktives Kühlwasser mit dem Flusswasser mischen könnte. (dpa)
httpvh://www.youtube.com/watch?v=mSvvmrB7qEg
- weitere Informationen: www.anti-atom-piraten.de
Eine neue Studie sorgt in Südbaden und im Elsass für Unruhe: angeblich ist das grenznahe AKW Fessenheim nicht ausreichend gegen Überflutung gesichert. Sollte der Rhein-Seiten-Kanal brechen, stünde es unter Wasser. Offiziell vorgestellt wurde die Untersuchung des General-Rats in Colmar noch nicht, aber französische Medien berichten bereits darüber.
Auch in Deutschland hat die Reaktorsicherheitskommission in ihrer Untersuchung drastische Defizite bei der Sicherheit gegen Hochwasser festgestellt. Nicht nur die Reaktoren, die stillgelegt werden sollen, sind unzureichend geschützt. Die Brennstäbe im AKW Unterweser etwa müssen auch nach dem Abschalten 5 Jahre lang gekühlt werden.
- Sicherheits-Ranking für deutsche Atomkraftwerke
23. Mai 2011 – Greenpeace hat ein Ranking der 17 deutschen Atommeiler erstellt. Die Rangfolge ergebe sich aus der Prüfung und Bewertung der Ergebnisse aus dem am 17. Mai veröffentlichten Bericht der Reaktorsicherheitskommission (RSK). Danach schneidet das AKW Isar I am schlechtesten ab, der Reaktor Emsland relativ am besten. Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, die ältesten AKW sofort stillzulegen! Diesen Beitrag weiterlesen »
Quellen (Auszug): anti-atom-piraten.de, greenpeace.de, swr.de; 20.06.2011