Ein Alt-AKW bleibt wohl am Netz
Trotz des beschlossenen Atomausstiegs wird in Deutschland wohl ein Alt-Reaktor zunächst als Reserve am Netz bleiben. Das berichtet das Handelsblatt mit Berufung auf die Bundesnetzagentur. Bis August soll es eine Entscheidung geben, um welches AKW es sich handelt. Eine üble Täuschung befinden Atomkraftgegner.
Die Bundesnetzagentur deutete am Dienstag an, dass eine Stromlücke in den kommenden Wintern nur mit Hilfe eines Atomkraftwerkes in Süddeutschland abgefangen werden könne. Besonders kritisch sei die Situation im besonders vom Atomstrom abhängigen Süddeutschland.
„Die Zahlen, die uns bislang vorliegen, sprechen eher dafür, dass wir eines dieser Kernkraftwerke benötigen werden“, sagte Netzagentur-Chef Matthias Kurth bei einer Energiekonferenz in Berlin. „Denn die vielbeschworene fossile Kaltreserve hat sich bislang nicht als tragfähige Option entpuppt.“
Mögliche andere Anlagen wie das Öl-Kraftwerk Pleinting in Bayern könnten kurzfristig nicht reaktiviert werden. Die Reserve wird als Sicherheit für die Winter 2011/2012 und 2012/2013 benötigt, wenn wenig Ökostrom eingespeist wird und der Verbrauch hoch ist. Danach wird mit ausreichend neuen Kohle- und Gaskraftwerken gerechnet.
Bis August will die Netzagentur eine Entscheidung über die Reserve treffen. Dann soll auch festgelegt werden, welches süddeutsche AKW weiter betriebsbereit gehalten werden soll. Die Kosten dafür werden voraussichtlich alle Verbraucher über die sogenannte Netzumlage in ihren Stromrechnungen zahlen müssen.
In Frage kämen die Atomkraftwerke Philippsburg-1 und Biblis-B. Doch selbst der Chef des Energieversorgers EnBW und Betreiber des AKW Philippsburg-1, Hans-Peter Villis, hält ein Atomkraftwerk als mögliche Reserve für Stromengpässe im Winter für wenig sinnvoll: „Ich rate eigentlich davon ab, das zu machen“, so Villis am 05.07. Er betonte, zur Zeit würde es unter atomaufsichtlichen Gesichtspunkten rund 14 Tagen dauern, bis ein solches Kernkraftwerk wieder Strom liefern könnte. Zudem müssten die kompletten Mannschaften im Einsatz bleiben. „Das verursacht jährliche Kosten, die sicher im zweistelligen Millionenbereich liegen.“
Laut einer von Greenpeace in Auftrag gegebene Kurzstudie des Instituts für ZukunftsEnergieSysteme (IZES) ist das energiewirtschaftlich wenig nachvollziehbar, teuer und gefährlich. Atomkraftwerke sind laut der Untersuchung als sogenannte Kaltreserve wenig geeignet und wurden bislang in der Praxis hierfür auch nicht herangezogen. Geeignete Notreserven für Stromspitzen im kommenden Winter müssten in weniger als 36 Stunden zur Verfügung stehen. Aufgrund der komplizierten Anfahrtstechnik hieße das für ein Atomkraftwerk, dass es voraussichtlich dauerhaft im sogenannten heißen Standby-Betrieb laufen müsste. Damit verbunden sind sehr hohe Kosten und auch zusätzliche Sicherheitsrisiken.
- Atomausstieg – Die Wahrheit Teil 3: Alte Meiler sollen als “Kaltreserve” am Netz bleiben
24. Juni 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Doch ein bis zwei alte Meiler sollen gar nicht stillgelegt werden, sondern gemäß des aktuellen Atomgesetzentwurfes noch bis zu zwei Jahren als “Kaltreserve” vorgehalten werden.
Kaltreserve-AKW sind der Versuch einer üblen Täuschung! Laut der Reaktorsicherheitskommission bestehen in den Meilern massive Sicherheitsmängel. Keiner der genannten Reaktoren ist gegen einen Flugzeugabsturz gesichert. Wird ein Reaktor als Kaltreserve weiter betrieben, wird das wahre Interesse der schwrz/gelben Regierung deutlich: Profit auf Kosten von Sicherheit!
Wir fordern die sofortige und endgültige Stilllegung aller sieben alten Meiler und Krümmel!
Quelle (Auszug): http://www.handelsblatt.com, greenpeace.de; 12.07.2011