AKW darf nicht mehr mit CO2-freiem Strom werben
Atomstrom ist CO2-frei? Das Unternehmen, dass ein AKW in der Schweiz betreibt könne seine Behauptung in einem Werbespot nicht belegen. Nun darf es dank eines Urteils der Lauterkeitskommission den Spot nicht mehr zeigen.
Die Kommission für Lauterkeit in der Werbung rügt ein Schweizer Atomkraftwerk wegen eines Werbespots. Darin behauptet das AKW, sein Atomstrom sei CO2-frei. Diese Behauptung könne das Unternehmen nicht belegen, hält die Lauterkeitskommission in ihrem Beschluss fest. Die Lauterkeitskommission ist ein Selbstkontrollorgan der Schweizer Werbebranche.
- „Die Kernenergie erzeugt rund 40% der schweizerischen Elektrizität, die Wasserkraft 60%. Dieser CO2-freie Mix ist einzigartig.“ – (Nuklearforum Schweiz, vormals Vereinigung für Atomenergie)
AKWs verursachen Zehntausende von Tonnen des Klimagifts. Vor allem der aufwändige Abbau des Urans verbraucht elektrische Energie, fossile Treibstoffe und erfordert den Einsatz von Chemikalien. Je geringer der Urangehalt des Gesteins, desto größer der Einsatz von Energie. In Namibia etwa arbeiten Uranminen mit Erzen, die nur 365 Gramm Uran pro Tonne Gestein enthalten. Die Atomlobby wirbt in Schweden mit einem potentiellen Uranabbaugebiet bei einem durchschnittliche Urangehalt des Gesteins von 0,02%.
Diverse Studien haben sich mit der CO2-Produktion von Atomstrom auseinandergesetzt:
- Auf einen Mittelwert von 60 Gramm CO2 pro Kilowattstunde (KWh) Strom kommt eine Studie der Universität Sydney in Australien (2006). Die Spannweite der Werte: 10 bis 130 Gramm pro KWh.
- Das deutsche Öko-Institut errechnete 1997 CO2-Werte zwischen 34 und 160 Gramm pro KWh.
- Der holländische Wissenschaftler Jan Willem Storm van Leeuwen bezifferte 2005 den CO2-Ausstoss auf 90 bis 140 Gramm pro KWh.
- Das deutsche Atomforum hingegen nennt die Werte „5 bis 33 Gramm CO2-Äquivalent pro erzeugter Kilowattstunde (kWh)“.
Dazu im Vergleich andere Energieträger:
- Solar-, Wasser-, Windenergie: 10 bis 40 Gramm CO2 pro Kilowattstunde
- Die Wärme-Kraft-Koppelungsanlage (Erdgas) im eigenen Keller: 220 bis 250 Gramm
- Moderne Gaskombi-Kraftwerke: 330 bis 360 Gramm
- Neue Braunkohlekraftwerke: 1.000 bis 1.100 Gramm
„Deutschlands ungeliebte Klimaschützer“
Mitte 2007 starteten deutsche AKW-Betreiber eine Kampagne: „Klimaschützer der Woche“. Mit Großflächenplakaten und Anzeigen in Zeitungen wollten sie im Rahmen der Klimaschutzdebatte für den Weiterbetrieb ihrer alten AKW werben. Im Juli 2011 wurde es der Atomlobby verboten, mit Windrädern der Firma Enercon und dem Slogan „Klimaschützer unter sich. Kernkraftwerk Unterwester und Windenergie: CO2- Ausstoß = Null.“ für Atomstrom zu werben.
„Die Versuche der Atomlobby mithilfe des Klimaschutzarguments ihre alten Atomkraftwerke zu retten ist an der mangelhaften Sicherheit der Anlagen gescheitert!“, so Jan Becker von contrAtom. „Den Mythos vom CO2-freien Atomstrom glaubt niemand mehr. AKWs sind gefährlich, produzieren Atommüll und gehören stillgelegt.“
httpvh://www.youtube.com/watch?v=N1smKGDgZN0
- Wieviel CO2 hat Atomstrom?
19.02.2010 – Die Atomlobby argumentiert immer wieder, Atomstrom produziere weniger CO2 als Sonnen- und Windstrom. Doch ihr Anteil an der globalen Energieversorgung ist mit 2,5 Prozent viel zu klein – neue AKW würden das Weltklima sowieso nicht retten.
- Ökoinstitut: Klimaschutz – Atomkraft ist keine Alternative
31.08.2009 – Kernkraft als Klimaretter? Das Öko-Institut positioniert sich in der aktuellen Debatte: In der Broschüre ´Streitpunkt Kernenergie´ werden die Argumente im Streit um die Rückkehr zur Atomenergie beleuchtet. Die Publikation – finanziert von der Stiftung Zukunftserbe – richtet sich an Fachexperten, Politiker, Journalisten und andere Interessierte.
- Atomausstieg? Die Wahrheit Teil 13: Uran für deutsche AKW zerstört Lebensgrundlagen
6. Juli 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Doch der Brennstoff für deutsche Atomkraftwerke zerstört in den Herkunftsländern die Zivilisation und Umwelt.
- Klimaschützer nicht mehr unter sich
11. Dezember 2010 – Der Windenergiekonzern Enercon stoppt durch eine einstweilige Verfügung eine Werbekampagne des Deutschen Atomforums: Der Lobbyverbund der Atomindustrie hatte mit dem Slogan “Klimaschützer unter sich” mit Windrädern und Atomkraftwerken für Klimaschutz geworben. Damit ist jetzt Schluss, denn AKWs schützen das Klima nicht.
Quellen (Auszug): blick.ch, nzz.ch, atomforum.de; 30.08.2011