Erörterung zur Schließung von Morsleben beginnt
Ab dem 13. Oktober beginnt die Erörterung für das Schließungsverfahren des ehemaligen Endlagers Morsleben. Insgesamt 13.000 Einwendungen gibt es gegen die Pläne, das Bergwerk für immer mit Beton zu verfüllen.
Für die Erörterung, die am 13. September in der Motorsportarena Oschersleben beginnt, sind vorerst vier Wochen eingeplant. Danach wird das Ministerium seine Prüfung fortsetzen, wie eine Sprecherin sagte.
Live-Ticker von der Erörterung
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In Morsleben wurden von 1971 bis 1998 etwa 37 000 Kubikmeter niedrig- und mittelradioaktive Abfälle eingelagert.Das ursprünglich als zentrales Endlager der DDR geplante ehemalige Salzbergwerk wurde nach der Wende unter Verantwortung der damaligen Umweltministerin Merkel weiterbetrieben. Der größte Anteil des dort lagernden Mülls wurde zwischen 1994 und 1998 eingelagert, obwohl Morsleben nach bundesdeutschen Standards niemals genehmigt worden wäre. Erst eine Klage von Umweltschützer_innen beendete die Einlagerung.
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1997 beantragte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) die Stilllegung, die vorsieht das Bergwerk fast vollständig mit Beton zu verfüllen. Damit solle eine sichere und dauerhafte Untertage-Lagerung gewährleistet werden. Im September 2005 reichte das BfS die Auslegungsunterlagen, wie den Plan zur Stilllegung des ERAM und die Unterlagen zur Umweltverträglichkeitsprüfung bei der zuständigen Behörde des Landes Sachsen-Anhalt, dem Landwirtschafts- und Umweltministerium des Landes, ein. Die Öffentlichkeitsbeteiligung hierzu begann im Oktober 2009 und endete am 21. Dezember 2009. Insgesamt wurden 13.000 Einwendungen, meist Sammeleinwendungen, eingereicht.
Am 09. Dezember 2009 besetzten Atomkraftgegner den „Schacht Marie“, der zum Bergwerk Morsleben gehört. contrAtom begründete den Protest gegen die endgültige Stilllegung von Morsleben wie folgt:
- die Geologie am Standort Morsleben ist denkbar ungeeignet, um die eingelagerten Radionuklide dauerhaft von der Biosphäre fernzuhalten.
- Anders als im Falle der Asse wurden keine generellen Schließungsvarianten vergleichend betrachtet. Diese Verfahrensweise wird weder dem Gefahrenminimierungsgrundsatz noch dem Anspruch der Anwohner auf Gleichbehandlung gerecht.
- Das Nuklid-Inventar sowie die stoffliche Zusammensetzung der eingelagerten Abfälle ist nur sehr unzureichend aufgeschlüsselt. Die vorhandene Datenbasis ist somit als Grundlage für den Nachweis der Langzeitsicherheit grundsätzlich in Frage zu stellen. Das zu Grunde gelegte Schutzziel von 0,3 mSv/a ist unzureichend und entspricht nicht dem Stand von Wissenschaft und Technik.
- Im Umfeld der Doppelschachtanlage Beendorf-Marie herrschen sehr komplexe hydrogeologische Verhältnisse vor. Die nicht sehr umfangreiche überprüfte Datenbasis auf diesem Gebiet lässt an deren Repräsentativität zweifeln. Damit steht auch die Belastbarkeit der darauf gegründeten Modellrechnungen in Frage.
- Ob die geplanten Maßnahmen tatsächlich dafür sorgen, dass Radionuklide erst nach mehreren tausend Jahren in der angegebenen Verdünnung an die Biosphäre gelangen erscheint aufgrund der zahlreichen Unwägbarkeiten nicht belastbar.
- Die Antragsteller bleiben den Nachweis schuldig, dass die bereits ausgeführten sowie die vorgesehenen Verfüllmaßnahmen die Integrität der Salzbarriere wiederherstellen werden.
Seit 2003 haben nach Auskunft des BfS Spezialisten der Behörde 27 Hohlräume mit fast einer Million Kubikmeter Salzbeton gefüllt. Damit sei die künftig Standsicherheit der Grube jetzt gegeben, so dass die Stilllegung in Ruhe fortgesetzt werden könne. Das BfS geht derzeit davon aus, dass die eigentliche Schließung des Endlagers noch einmal 15 bis 20 Jahre brauchen wird.
“Das BfS versucht Tatsachen zu schaffen. Es wird nicht nach der besten Lösung des Problems gesucht, sondern nach der Methode, die am wenigsten Aufsehen und Kosten verursacht. Verantwortungsvolles Handeln sieht anders aus”, so Jan Becker von contrAtom.
Atomkraftgegner bekräftigen immer wieder, dass der Verschluss des Salzbergwerks in der Zukunft massive Probleme bereiten kann: Es besteht dann keine Möglichkeit mehr, den Müll wieder zu bergen. Das havarierte Endlager-Bergwerk Asse-II ist nach wenigen Jahrzehnten undicht und Radioaktive Lauge sickert durch das Gestein. Das BfS erwägt, den Atommüll aus dem Bergwerk zu holen, um eine schwere Verseuchung der Region um die Asse-II zu verhindern. Diese Option steht in Morsleben mit dem Füllen der Grube dann nicht mehr zur Verfügung.
- Atommüllkippe Morsleben richtig stilllegen!
DEMONSTRATION Samstag, 15. Oktober 2011, Magdeburg
Start 12.05 Uhr, Hauptbahnhof
- Endlager Morsleben stabilisiert – massive Kritik am Stilllegungskonzept
12. Mai 2011 – Der Einsturz des “vergessenen Endlagers” ERAM in Morsleben, Sachsen-Anhalt ist nach Auskunft des Bundesamt für Strahlenschutz verhindert. Man habe 27 Hohlräume mit Beton aufgefüllt, um die künftige Standsicherheit zu gewährleisten. Atomkraftgegner sehen die Option der Rückholbarkeit des Mülls gefährdet.
Quelle (Auszug): dpa; 02.09.2011