Pardon, Marcoule war kein Industrieunfall
Die Explosion in Marcoule am 12. September in Südfrankreich zeigt, dass Atomanlagen jeglicher Art eine Gefahr darstellen, nicht nur Atomkraftwerke.
Die Anlage in Marcoule ist besonders brisant: Sie war lange Jahre die Produktionsstätte für die Force de Frappe, die Atombombenschmiede Frankreichs. Neben stillgelegten AKW der ersten Generation steht hier der Phénix, der Prototyp eines schnellen Brüters, der wegen seiner technischen Probleme nie wirklich in Betrieb ging. Zudem gibt es eine MOX-Fabrik, eine Wiederaufarbeitungs- und eine Abfallkonditionierungsanlage sowie Lager für radioaktive Abfälle aller Art.
In der Vergangenheit war der Umgang mit letzteren nicht immer vertrauenserweckend: Tausende von Atommüllfässern wurden in den 1960er Jahren offenbar im Atlantik versenkt. Wer weiß, welche Schlampereien dort noch immer an der Tagesordnung sind.
Nun ist es vor allem wichtig zu klären, wie der Unfall überhaupt geschehen konnte. Wie es scheint, hat Frankreich diesmal Glück gehabt und es wurde tatsächlich keine Radioaktivität freigesetzt, wenigstens nicht über das Anlagengelände hinaus. So konnte auch die unabhängige französische Organisation CRIIRAD bisher keine erhöhten Werte messen.
Die französische Atomaufsicht sowie die Regierung hatten den Unfall – trotz eines Toten und vier zum Teil Schwerverletzten – heruntergespielt, statt die Bevölkerung über Hergang und Ausmaß des Unfalls in Echtzeit umfangreich zu informieren. Ein Sprecher des staatlichen Energiekonzerns EdF, der die Verbrennungsöfen betreibt, bezeichnete den Unfall gar bewusst als „Industrieunfall“ und nicht als „Atomunfall“. Dabei ist die Explosion eines Ofens, der radioaktive Abfälle verbrennt, in der Nähe von Anlagen, in denen mit hochgiftigem Plutonium hantiert wird, alles andere als ein „harmloser“ Industrieunfall.
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Quelle: Umweltinstitut München, 26.09.2011