Reaktorabschaltung in Brokdorf
Das Atomkraftwerk Brokdorf ist am Sonntag, 02.10., nach einem dreitägigen Stillstand wieder ans Netz gegangen, aber schon in der Nacht wieder abgeschaltet worden. Grund waren laut Betreiber E.ON Probleme mit Generator/Turbine. Atomkraftgegner fordern, den Meiler stillzulegen.
Am 29. September wurde Brokdorf für den Einbau eines neuen, zweiten Maschinentransformators abgeschaltet worden. Seit dem 25. August war der Reaktor mit nur halber Leistung am Netz, nach am 07.08. einer der zwei Maschinentrafos, die den Strom ins Netz einspeisen, ausgefallen war. Der Transformator konnte nicht repariert werden. Nun sollte Brokdorf wieder mit voller Leistung (1.410 Megawatt) produzieren.
- Doch nach der Wiederinbetriebnahme am Sonntag (02.10.) kam es um 4:10 Uhr in der folgenden Nacht zu Problemen mit „Generator/Turbine“, so Betreiber E.ON in einer Urgent Market Messages (UMM). Aktuell ist der Reaktor laut E.ON vom Netz. Eine offizielle Stellungnahme zu einem Vorfall gibt es bislang nicht.
Im Zusammenhang mit dem Trafodefekt wurden auch verformte Brennelemente festgestellt. Probleme gab es aber auch schon im vergangenen Juni, als der Betreiber den Meiler nach der Jahresrevision wieder anfahren wollte. Die Atomaufsicht gab tagelang kein grünes Licht, weil Prüf-Unterlagen fehlten.
In Kürze feiert das Kraftwerk seinen 25 jährigen Geburtstag. Das von E.ON (80%) und Vattenfall (20%) betriebende AKW wurde am 14.10.1986 in Betrieb genommen. Gern preisen die Betreiber den Reaktor als „modern“ und „leistungsstark“, eine Jubiläumsfeier wurde aber abgesagt.
Atomkraftgegner sehen in Brokdorf wie in allen anderen noch in Betrieb befindlichen AKW die latente Gefahr eines schweren Unfalls. Bis heute hat es in Brokdorf 214 meldepflichtige Ereignisse gegeben, das entspricht im Durchschnitt 8,5 pro Jahr. 1988 wiesen die Kupplungen der Notspeise-Dieselmotoren diverse Mängel auf. 1993 musste die Anlage abgeschaltet werden, weil aus einem Reinigungssystem Schwefelsäure in den sekundären Ku?hlkreislauf floss. 1995 wurden undichte Brennelemente entdeckt. 1999 fiel auf, dass Fußmuttern an den Brennelementen fehlen. Auch ist das AKW Brokdorf nicht gegen Abstürze großer Verkehrsflugzeuge gesichert und bei einem Test der Reaktorsicherheitskommission Anfang des Jahres wurden Mängel beim Hochwasserschutz festgestellt. In Brokdorf werden zur Kernspaltung auch plutoniumhaltige MOX-Brennelemente eingesetzt. Diese Brennelemente sind besonders umstritten, weil sie den giftigsten Stoff der Welt enthalten, der in Wiederaufarbeitungsanlagen beim “Recyling” alter Brennstäbe produziert wird. Dabei wird nachweislich die Umwelt verseucht.
- Laut schwarz/gelben Atomausstieg soll der Reaktor noch bis 2021 laufen. Atomkraftgegner werten das als unkalkulierbares Risiko.
Brokdorf ist für eine ganze Generation von Westdeutschen noch heute Synonym für den Widerstand gegen die Atomkraft. Gehüllt in gelbe Regenjacken, den Bauarbeiterhelm auf dem Kopf oder zumindest im Rucksack wanderten sie Ende der 70er und Anfang der 80er Jahre immer wieder zu Zehntausenden an die Unterelbe, um dort den umzäunten “Bauplatz zur Wiese” zu machen, wie es hieß. Vor über 30 Jahren, am 28. Februar 1981, zogen mehr als 100.000 Atomkraftgegner zum Bauzaun. Mehr oder minder handgreiflich protestieren sie gegen die Errichtung des Reaktors. Es war die größte Brokdorf-Demonstration und bis 2011 eine der größten Anti-AKW-Demonstrationen in der deutschen Geschichte. Brokdorf war damals Symbol der Anti-AKW-Bewegung, so wie es heute noch Gorleben ist.
Wir fordern, das AKW Brokdorf sofort stillzulegen!
- Atomausstieg? Die Wahrheit Teil 22: Sind die “neueren” AKW sicherer?
3. August 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Die “neueren” Atomkraftwerke dürfen teilweise noch mehr als 10 Jahre laufen. Doch sicher sind die auch nicht.
- Nichts zu feiern im AKW Brokdorf
24. August 2011 – Am 01. September wollte E.ON das 25 jährige Bestehen des Atomkraftwerk Brokdorf mit einem Festakt begehen. Die wirtschaftliche Lage des Konzerns sei aber kein Grund zum Feiern, gibt E.ON zu – und sagt das Jubiläum ab. Parallel soll der Meiler mit einem defekten Transformator wieder in Betrieb genommen werden. Atomkraftgegner fordern den Konzern auf, auch die Wiederinbetriebnahme abzusagen.
- “Krümmel-Syndrom” in Brokdorf: Verformte Brennelemente und Trafo-Schaden
11. August 2011 – Wegen Verformungen an Brennelementen hat sich die Kieler Atomaufsicht während der Revision des Atomkraftwerkes Brokdorf an das Bundesumweltministerium gewandt. In einem Schreiben vom 15. Juli empfahl das Ministerium, die Reaktor-Sicherheitskommission (RSK) einzuschalten. Das wurde im Rahmen der Trafoprobleme im norddeutschen AKW bekannt. E.ON plant derzeit das Wiederanfahren des beschädigten Kraftwerks mit nur einem Transformator. “Krümmel-Syndrom” in Brokdorf: Atomkraftgegner haben Proteste angekündigt, denn der Pannenmeiler soll vom Netz bleiben!
- Verzögerung bei Wiederanfahren von AKW Brokdorf
20. Juli 2011 – Das Atomkraftwerk Brokdorf soll nach mehrwöchiger Revision wieder ans Netz gehen. Die Atomaufsicht gibt aber kein grünes Licht, weil Unterlagen fehlen. Es ist eines der letzten neun AKW in Deutschland, zwar neuer als die stillstehenden Anlagen, aber nicht weniger umstritten.
Quellen (Auszug): E.ON Kernkraft.de, contratom.de; 04.10.2011