Heute vor 10 Jahren: Explosion in Brunsbüttel
Im Atomkraftwerk Brunsbüttel ist es am 14.12.2001 im Reaktorgebäude zu einer Wasserstoffexplosion gekommen. Wie erst Monate später bekannt wurde, wurde eine Kühlleitung des Reaktordeckels zerstört. Das AKW Brunsbüttel ist heute für immer abgeschaltet, bis dahin war es aber ein langer Kampf – der nur aufgrund der immer wieder protestierender Atomkraftgegner überhaupt geführt wurde.
Die betroffene Rohrleitung der Kühlung des Reaktordeckels mit einem Durchmesser von 100mm wurde durch die Explosion auf einer Länge von 2 bis 3 Metern zerrissen. Die Deckelsprühleitung dient der Kühlung der inneren Oberfläche des Druckbehälterdeckels und des Flanschbereichs während des Stillstands.
Der damalige Betreiber HEW versuchte den Vorfall weitestgehend zu verschleiern: Erst Monate später erfuhr die Öffentlichkeit von dem schweren Störfall. Die Anzeigen der Überwachungsgeräte werden, wie es das Atomgesetz vorschreibt, direkt an das zuständige Ministerium in Kiel übermittelt und dort mitgeschrieben. Die Analyse dieser Daten veranlasste das Ministerium dazu, vom Betreiber eine Stellungnahme zu verlangen. Nachdem die Interpretation der Betreiber („Spontane Leckage“) die aufgezeichneten Daten nicht plausibel erklären konnte, forderte das Ministerium mit wachsender Dringlichkeit eine Begehung des Reaktors zur Klärung des Vorgangs. Erst nach der Androhung einer formalen Anweisung waren die Betreiber bereit, diese Revision am 21. Februar 2002 durchzuführen.
Brunsbüttel wurde am 19.02.2002 zur Inspektion vom Netz genommen und die Atomaufsicht konnte den Schaden begutachten. Bei dieser Begehung stellte sich heraus, dass das Rohr der Deckeldusche mit einem Durchmesser von 100 mm gerissen war und auf einer Strecke von etwa zwei Metern fehlte. Der Störfall wurde in die Meldekateorie E (Eilmeldung) und INES 1 eingestuft. Wäre der Reaktor gleich nach der Explosion vorschriftsmäßig abgeschaltet worden, hätte der Betreiber zu Beginn des Winters für mehrere Millionen Euro Ersatzstrom zukaufen müssen.
Bis zu diesem Ereignis wurde die Möglichkeit von schweren Explosionen durch Radiolysegas während des Normalbetriebes nahezu ausgeschlossen. Die Anlage lag über ein Jahr lang still und musste umfangreich nachgerüstet werden.
Bereits im Juni 1978 strömten bei einem Störfall, verursacht durch ein Leck im Leitungssystem, innerhalb von zwei Stunden zwei Tonnen radioaktiven Dampfes ins Maschinenhaus aus. Der Störfall wurde erst zwei Tage später durch einen anonymen Anrufer, der sich bei der Deutschen Presse-Agentur meldete, bekannt. Das AKW wurde für mehrere Wochen stillgelegt. Später erfolgten Umrüstungen.
Am 23. August 2004 löste ein Kurzschluss in einem Starkstromkabel einen Kabelbrand aus. Wegen Ausfall der gesicherten Eigenbedarfsversorgung führte dies zu einer Reaktorschnellabschaltung.
Bei Instandhaltungsarbeiten in einer E.ON-Schaltanlage des Stromnetzes wurde am 28. Juni 2007 in unmittelbarer Nähe des Kernkraftwerks Brunsbüttel eine Störung durch einen Kurzschluss im 380-Kilovolt-Übertragungsnetz verursacht. Die Anlage wurde daraufhin automatisch vom Stromnetz getrennt und per „Lastabwurf“ sehr schnell auf die für die Eigenbedarfsversorgung notwendige Leistung von ca. 30 MW heruntergefahren. Um Schäden bei der starken Leistungsreduktion zu vermeiden, wurde eine Turbinenschnellabschaltung und infolge dessen eine Umschaltung der Eigenbedarfsversorgung auf den Fremdnetztrafo ausgelöst. Der Turbinenschnellabschaltung folgte unmittelbar eine Reaktorschnellabschaltung. Beim Wiederanfahren der Anlage am 1. Juli wurden zweimal Absperrungen des Reaktorwasserreinigungssystems ausgelöst. Nach Angaben des Betreibers waren diese jeweils auf Fehlbedienungen des Personals zurückzuführen. Nach Angabe des für die Aufsicht zuständigen Ministeriums in Kiel sind bei einer Anfrage an die Kraftwerksleitung am 2. Juli Störungen beim Wiederanfahren verneint worden und die spätere Meldung gemäß AtSMV ist erst „auf den letzten Drücker“ erfolgt. Ein weiterer Beweis für mangelhafte Informationspolitik durch den Betreiber Vattenfall.
Am 18. Juli 2007 wurde eine des Atomkraftwerks Brunsbüttel im Internet veröffentlicht. Daraufhin wurde das AKW am 21. Juli 2007 komplett abgeschaltet. Laut Spiegel Online war erneut ein Mangel am Bau der Grund: Bei Überprüfungen waren „nicht spezifikationsgerecht gesetzte Dübel“ festgestellt worden.
Seitdem stand der Meiler still. Bis zum Super-GAU von Fukushima kündigte der Betreiber immer wieder ein Wiederanfahren an, mit der Entscheidung zur Stilllegung der acht ältesten Reaktoren war dann aber auch Brunsbüttel endgültig Geschichte. Glücklicherweise – denn die Siedewasserreaktoren der Baureihe 69 gehören zu den unsichersten.
Quelle (Auszug): de.wikipedia.org, contratom.de; 13.12.2011