Gorleben: Was der Baustopp wert ist
Auf Nachfrage hat das Röttgen-Ministerium jetzt klargestellt: Mit einem Baustopp habe Röttgen gemeint, dass erst einmal keine weiteren Tunnel in neue Erkundungsbereiche gebohrt werden sollen. Weitererkundet werden solle aber sehr wohl – zunächst einmal aber nur in den bereits existierenden Tunneln. Zudem sollen Tiefbohrungen durchgeführt werden. Atomkraftgegner fordern, das endlich die vorliegenden Fakten anerkannt werden und Gorleben vom Tisch kommt. Ende Januar ist die nächste große Protestaktion geplant.
Neben den weiteren Bautätigkeiten bleibe es auch bei der im Bundeshaushalt veranschlagten Summe von 73 Millionen Euro für dieses Jahr. Der Großteil dieses Gorleben-Geldes sei für geplante Tiefbohrungen vorgesehen, die im Zusammenhang mit möglichen Kohlenwasserstoffen unterhalb des Salzstocks durchgeführt werden sollen. Das sei doch ganz im Sinne der Gorleben-Gegner, heißt es aus dem Röttgen-Ressort. Gas ist ein K.O.-Kriterium für ein künftiges Endlager.
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) weist diese Unterstellung weit von sich: Man fordere kein ‘Zurück in die 80er Jahre’, also keine weiteren Tiefbohrungen, sondern eine vorurteilsfreie Bewertung der Befunde, die Anfang der 80er Jahr bei den Tiefbohrungen 5001 und 5002 gesammelt wurden. Nach Abschluss der Tiefbohrungen im Rahmen der obertägigen Erkundung flossen die verheerenden Befunde aus diesen Bohrungen nämlich nicht in den Bericht der federführenden Behörde, der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) ein. Man hatte brennbares Gas angetroffen, zudem floss bei der Druckentlastung zu. Die Bohrung 5002 wurde deshalb in einer Teufe von 965 m eingestellt, um die Lage beherrschen zu können.
„Wie man es dreht und wendet, es sind vergebliche Versuche des BMU, die K.O.-Kriterien für den Salzstock Gorleben nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen“, so BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.
Mitte Dezember hatte Röttgen nach einem Bund-Ländertreffen zur Endlagerung verkündet, er habe weitere Bautätigkeiten im geplanten Endlager Gorleben untersagt. Es geht um eine Vergleichbarkeit möglicher anderer Standorte, die als potentielle Endlagerorte gefunden werden sollen. Röttgen hatte den Anschein erweckt, verstanden zu haben, dass ein kontiuierlicher Weiterbau in Gorleben nicht mit der angekündigten „weissen Landkarte“ vereinbar sei. Dem ist offenbar nicht so.
„Was bleibt ist der Protest auf der Straße, den wir mit aller Nachdrücklichkeit fortführen werden“, so Jan Becker von contrAtom. „Das Röttgen und die Atomlobby mit ihrer Durchsetzungspolitik nicht durchkommen werden, hat die Beteiligung an den Demonstrationen gegen den Castor im vergangenen November gezeigt. Wir brauchen keinen Atommülltransport, um massiv gegen unsinnige und gefährliche Endlagerpläne zu protestieren. Und die Menschen haben verstanden, dass Gorleben nicht geeignet ist.“
- Am 27. Januar ist die nächste große Aktion „Gorleben raus aus dem Topf JETZT! am Bergwerk geplant. Um 5 vor 12 sollen die Zufahrten blockiert werden – www.gorleben365.de
- Jetzt amtlich: In Gorleben wird gebaut
27. Dezember 2011 – Der Skandal um Gorleben wird amtlich. Bisher galt die Sprachregelung, dass der Salzstock Gorleben auf seine Eignung als Atommüllendlager “erkundet” wird. Für die Gorleben-Gegner war das ein Etikettenschwindel. “1,6 Milliarden Euro sind in den Ausbau Gorlebens geflossen, eine Erkundung hingegen würde nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) mit rund 400 Millionen Euro zu Buche schlagen”, unterstreicht die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI).
- “Gorleben ist angezählt” – BI Lüchow-Dannenberg leitet Gorleben-Epilog ein
15. Dezember 2011 – “Gorleben ist angezählt, aber keinesfalls aus dem Rennen”, wenn es um den Bundesumweltminister Norbert Röttgen geht – die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) bleibt skeptisch. “Röttgens Vorschlag, Gorleben als “Referenzstandort” im Spiel zu belassen, zeigt, dass die Bundesregierung eben nicht, wie behauptet, wissenschaftsorientiert handelt”, sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.
- Rekordproteste gegen den Castor – und was bleibt?
27. Dezember 2011 – Alle Prognosen, die unseren Widerstand und Protest in diesem Jahr schon im Vorfeld klein geredet haben, trafen nicht zu. Es kamen 25.000 Menschen ins Wendland und haben erneut ein deutliches Zeichen hinterlassen: gegen den Castor, gegen Gorleben und für einen „echten“ Atomausstieg. Denn die im Juli von schwarz/gelb beschlossene Abschaltung von acht Atomkraftwerke reicht uns nicht. Gorleben ist nicht vom Tisch, in Gronau findet der Ausbau der Urananreicherungsanlage statt und die AKWs dürfen teilweise noch mehr als 10 Jahre lang den tödlichen Müll produzieren, hinter dem sich am 28.11. erneut die Tore des Zwischenlagers Gorleben schlossen.
Quellen (Auszug): ejz.de, bi-luechow-dannenberg.de; 10.01.2012