Erhöhte Krebserkrankung um die Endlager Asse und Morsleben
Um die zwei Endlagerbergwerke in Deutschland, in denen Atommüll eingelagert wurde, ist die Erkrankung an Blutkrebs signifikant erhöht. Laut Krebsregister sind doppelt soviele Menschen an Leukämie erkrankt, als im Bundesdurchschnitt. Nun müssen Untersuchungen folgen, um die Ursachen zu klären. Das es einen Zusammenhang mit dem Atommüll gibt, kann nicht ausgeschlossen werden. Erste „Experten“ erklären einen Zusammenhang mit dem Atommüll schonmal als unwahrscheinlich.
Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), seit Anfang 2009 Betreiber des Bergwerkes Asse-II sieht wegen der Häufung von Krebsfällen um das Atommülllager Asse noch erheblichen Aufklärungsbedarf. Eine Gesundheitsgefährdung durch den laufenden Betrieb des Atommülllagers könne man nur für die Zeit seit Anfang des Jahres 2009 ausschließen, sagte ein Sprecher des Amtes am Sonntag in Salzgitter. Seitdem würde man erst die Radioaktivität überwachen.
- Nach Angaben des niedersächsischen Sozialministeriums war die Rate der Leukämieerkrankungen in der Samtgemeinde Asse von 2002 bis 2009 doppelt so hoch wie statistisch zu erwarten. Statt der zu erwartenden acht Fälle gab es 18 Erkrankungen, darunter bei zwölf Männern und sechs Frauen. Die Erkrankungsrate für Schilddrüsenkrebs bei Frauen hat sich den Angaben zufolge im untersuchten Zeitraum sogar verdreifacht.
- Heute wurde bekannt, dass auch um das zweite Endlager Deutschland, in Morsleben die Krebserkrankungen erhöht sind: Das Krebsregister zeige für die Region fast doppelt so viele Leukämiefälle wie im Bundesdurchschnitt. Auch hier kann derzeit ein genauer Zusammenhang mit dem Atommüll nicht beschrieben werden, „aber die Erkrankungen sind real“, so Grünen-Landeschef Christoph Erdmenger.
Prof. Dr. Wolfgang-Ulrich Müller vom Institut für medizinische Strahlenbiologie an der Universitätsklinikum Essen und Leiter der Arbeitsgruppe Strahlenrisiko der Strahlenschutzkommission schließt einen Zusammenhang mit dem Atommüll allerdings aus: Obwohl viele Studien einen möglichen Zusammenhang zwischen Strahlenbelastung aus kerntechnischen Anlagen und Krebs untersuchten, sei „bei näherer Betrachtung nie etwas Belastbares übriggeblieben“. Er vermutet Pflanzenschutzmittel als Ursache.
Atomlobby-typische Beschwichtigung sehen hingegen Atomkraftgegner: Solange die Ursache nicht geklärt sei, darf der radioaktive Müll auch nicht ausgeschlossen werden.
Seit Jahrzehnten wird in der Elbmarsch um das Atomkraftwerk Krümmel eine Vertuschungspoltik betrieben und Fakten, die einen Zusammenhang zwischen dem dortigen höchsten Leukämiecluster der Welt bei Kindern und den Atomanlagen belegen könnten, verschleiert. Kritiker werden verunglimpft. Und auch hier wurden u.a. „Pflanzenschutzmittel“ als Ursache angeführt. Ein Ergebnis der Untersuchungen gibt es bis heute nicht.
- Ein Zusammenhang zwischen der Nähe des Wohnortes zu einer Atomanlagen und der Wahrschenlichkeit, an Krebs zu erkranken, wurde durch der KIKK-Studie einwandfrei nachgewiesen.
Auch die BI Lüchow-Dannenberg glaubt nicht an eine gewollte Aufklärung: Wie wenig Wille bei der Landesregierung Niedersachens vorhanden ist, Leukämie-Cluster und ihre Ursachen zu erforschen, konnte man kurz zuvor erfahren, kritisiert die BI. Auf der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit des niedersächsischen Landtags hatten die Vertreter der CDU und der FDP am vergangenen Mittwoch die Ursachenforschung bezüglich der Leukämie in der Elbmarsch faktisch beendet, weitere Bodenproben sollten nicht untersucht werden. “So viel zum Aufklärungswillen der niedersächsischen Landesregierung, nur dort, wo der Fokus öffentlicher Aufmerksamkeit sich richtet, passiert etwas”, hält BI-Sprecher Wolfgang Ehmke der Landesregierung vor.
- Wir fordern unabhängige Untersuchungen! Wird der Zusammenhang der Erkrankungen mit dem Atommüll festgestellt oder kann er nicht definitiv ausgeschlossen werden, müssen die Atomkraftwerke sofort stillgelegt werden. Denn sie sind die eigentliche Ursache des Mülls und somit die Verantwortlichen!
- Atomanlagen machen krank – je näher, je eher
7. März 2011 – Seit Veröffentlichung der Kinderkrebsstudie (KiKK) vor 3 Jahren, die einen Zusammenhang von Erkrnakung und Wohnortnähe zu einer Atomanlage belegt, wurden zwei weitere epidemiologische Studien veröffentlicht. Eine zu Fehlbildungen bei Neugeborenen um Atomkraftwerke und eine zum Geschlechterverhältnis bei der Geburt um bayerische Atomkraftwerke. Beide Studien bestätigen die bei der KiKK-Studie gefundene Abstandsabhängigkeit.
- Weniger Mädchen: Auffällige Geburtenrate bei Gorleben
23. Februar 2011 – Rund um das Zwischenlager im niedersächsischen Gorleben hat sich das Geschlechterverhältnis bei Geburten verschoben. Im Umfeld des Atomzwischenlagers in Gorleben im Landkreis Lüchow-Dannenberg werden deutlich weniger Mädchen geboren als früher: Seit Inbetriebnahme des Lagers 1996 kamen nach einer der Nachrichtenagentur dpa vorliegenden Untersuchung von Wissenschaftlern des Helmholtz-Zentrums München “signifikant” weniger weibliche Kinder zur Welt.