Baustopp für Schacht Konrad gefordert
Wegen der Unklarheit in der Endlagerfrage fordert der Rat der Stadt Salzgitter einen Baustopp im Schacht Konrad. Man dürfe ohne eine grundsätzliche Einigung zum technischen Konzept keine weitere Fakten schaffen. Atomkraftgegner schließen sich der Forderung an: das Verbuddeln von Atommüll in ehemaligen Bergwerken ist gescheitert! Ein Baustopp für Schacht Konrad ist überfällig!
Mit einer Mehrheit von SPD, Grünen, MBS und Linken hat der Rat der Stadt Salzgitter am Mittwoch einen Umbau-Stopp für das Atommüll-Endlager Schacht Konrad gefordert. „Dieses Moratorium muss auf den Weg gebracht werden, damit keine Fakten geschaffen werden“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzender Stefan Klein. Die Forderung des Rates ist, Atommüll künftig „dauerhaft rückholbar“ zu lagern. Das steht im Gegensatz zum bislang favourisierten Endlagerverfahren im Schacht Konrad und Gorleben.
Parallel werden von Vertretern des Bundes, Niedersachsens und der Stadt Salzgitter am Freitag Verträge zur Einrichtung einer Stiftung unterzeichnet, die einem finanziellen Ausgleich für „die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, die die Region mit dem Endlager Schacht Konrad übernimmt“, dienen soll. Die „Endlager Konrad Stiftungs-GmbH“ wird während des Einlagerungsbetriebes in Konrad – veranschlagt sind 35 Jahre – Gelder für gemeinnützige Zwecke in der Region zur Verfügung stellen. Die hauptsächlichen Nutzer des Endlagers Konrad, die privaten Energieversorger und der Bund, sollen finanzielle Beträge von insgesamt 100 Millionen Euro leisten. Die Energiekonzerne sind anfänglich mit 23 Millionen Euro beteiligt, es sollen jährliche Einzahlungen von 1,4 Millionen Euro ab Inbetriebnahme folgen. Der Bund zahlt jährlich 700.000 Euro.
Die Kosten für die Umwandlung vom Eisenerzbergwerk zu einem Endlager für Atommüll belaufen sich laut Bundesamt für Strahlenschutz auf etwa 1,6 Milliarden Euro. In den 80er und 90er Jahren ging man noch von 900 Millionen Euro aus, doch schon bis Ende 2007 fielen 945 Mio. Euro für Erkundungs- und Planungsarbeiten an. Die Kosten für die Errichtung des Endlagers stellt das Bundesamt für Strahlenschutz den Abfallverursachern in Rechnung.
Zuletzt war die Entscheidungsgewalt über einen Weiterbau im einzigen genehmigten Endlager für schwach- und mittelaktiven Atommüll von der kritischen Stadt Salzgitter auf das niedersächsische Sozialministerium übergegangen. Aus der Politik hatte es Kritik an der Blockadehaltung der Stadt gegeben.
Zu befürchten ist, dass sich Konrad ähnlich wie die Asse langsam mit Wasser füllen wird. Ein Langzeitsicherheitsnachweis fehlt und die „Tiefenlagerung“ ohne Rückholoption ist schon lange nicht mehr Stand von Wissenschaft und Technik. Rund 90 Prozent der in Deutschland anfallenden radioaktiven Abfälle sollen hier eingelagert werden, sogar der Müll aus der havarierten Asse-II.
„Ein Baustopp für Schacht Konrad ist überfällig“, so Jan Becker von contrAtom. „Die Politik befindet sich im Streit über das weitere Vorgehen in der Endlagerfrage. Die technischen Fragen sind nicht geklärt, vor allem entspricht die ‚Tiefenlagerung ohne Rückholoption‘ nicht mehr Stand von Wissenschaft und Technik – und auch nicht der aktuellen Debatte in Deutschland. Trotzdem werden Tag für Tag in Konrad Steuergelder verbaut. Dieses Handeln von Seiten der Politk ist unverantwortlich!“
- weitere Infos: www.ag-schacht-konrad.de
- Kritik: Atommüllendlager im Schacht Konrad?
16. August 2011 – Das ehemaligen Eisenerzbergwerk Schacht Konrad bei Salzgitter soll zur Atommülldeponie für ganz Deutschland werden. Kaum einer redet über Sicherheitsbedenken, denn es soll die Lösung für den gesamten schwach- und mittelaktiven Müll werden – vielleicht sogar für das Inventar des havarierten Endlagers Asse-II.
- Baustopp in Gorleben – jetzt!
14. Dezember 2011 – Nach der Veröffentlichtung einer weiteren Studie, die erneut die Nichteignung von Gorleben als Atommüllendlager belegt, kann jetzt als nächster Schritt nur noch ein sofortiger Baustopp folgen. Auch die Proteste im Rahmen des Castortransports haben gezeigt, dass es keinerlei gesellschaftliche Akzeptanz mehr für das Projekt gibt. Baustopp – jetzt!
- Atommüllendlager in alten Bunkern?
26. September 2011 – Auf der Suche nach einem Endlager für Atommüll werden die Vorschläge immer interessanter: Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander könnte sich auch eine zentrale Lagerung in ehemaligen Bunkeranlagen oder einem alten Atomkraftwerk vorstellen. Atomkraftgegner fordern, die Arbeiten an den Tiefenlagerkonzepten Schacht Konrad und Gorleben sofort einzustellen. Zudem müsse die Produktion von weiterem Müll schnellstmöglich ein Ende finden.
- Kritik unerwünscht: Schacht Konrad wird beschleunigt
29. August 2011 – Nun doch 2014. Schon in 3 Jahren soll erster Atommüll im ehemaligen Eisenerzbergwerk Schacht Konrad eingelagert werden. Nachdem die Stadt Salzgitter die weiteren Genehmigungen erfolgreich blockiert hatte, will sich nun das Sozialministerium um eine endgültige Bauerlaubnis kümmern. Atomkraftgegner fordern den Stopp des Projekts, denn die Tiefenlagerung von Atommüll ist schon lange nicht mehr Stand von Wissenschaft und Technik.
- Atommüll muss warten
16. August 2011 – Ob Stade, Krümmel, Würgassen, Ahaus: In zahlreichen Hallen warten schon etliche Tonnen Atommüll auf ihr letztes Ziel. 2014 sollte das ehemaligen Eisenerzbergwerk Schacht Konrad als bundesweites Endlager für schwach- und mittelradioaktiver Atommüll in Betrieb gehen. Doch wegen des Streits um Baugenehmigungen zwischen der Stadt Salzgitter, Land und Bund wird heute schon mit 2019 gerechnet – es könnte auch noch längern dauern. “Atommüll-Perspektive völlig unklar: AKWs stilllegen!” fordern Atomkraftgegner.
Quellen (Auszug): bmu.de, newsclick.de, bfs.de; 15.12.2011