Drei INES-1 Störfälle in belgischen Atomanlagen
Innerhalb von 5 Wochen haben sich in belgischen Atomanlagen drei Störfälle der Kategorie INES 1 ereignet. In einem Fall wurden Menschen verstrahlt. In Deutschland kommen diese Ereignisse eher selten vor.
Am 16. Januar 2012 war bei der monatlichen Überprüfung aufgefallen, dass ein Notstromdiesel bereits seit 7 Tagen ausser Funktion war. Der Ausfall stand in Verbindung mit einem nicht richtig gelieferten Bauteil. Diese Information wurde von der AFCN am 19. Januar 2012 veröffentlicht.
Am 5. Dezember 2011 kam es im Rahmen der routinemäßigen Kontrollen zu nicht näher erläuterten Abweichungen des Kühlsystems. Es handle sich dabei um ein rein technisches Problem, unterstrichen die Behörden. Nach Angaben der Agentur für nukleare Kontrolle (AFCN) wurde das Problem behoben. Parallel kam es in einer Atomanlagen in Mol / Dessel zur Verstrahlung zweier Arbeiter, die im Anschluss unter medizinische Beobachtung gestellt werden mussten.
Gemäß der Internationale Bewertungsskala für nukleare Ereignisse beschreibt die Kategorie INES 1 „Abweichung vom normalen Betrieb der Anlage“. In Deutschland ereignete sich zuletzt am 21.04.2010 in der ehemaligen Wiederaufaarbeitungsanlage Karlsruhe ein solches Ereignis, als in einem Anlagenteil erhöhte radioaktive Emissionswerte festgestellt wurden. In einem Atomreaktor zuletzt am 06.06.2008, als im AKW Philippsburg-1 eine Leckage zwischen Sicherheitsbehälter und Dichthaut ermittelt wurde.
Belgien hat kürzlich auch die Ergebnisse des europaweiten „Stresstests“ veröffentlicht. Laut Manfred Schrauben, stellvertretender Direktor der föderalen Agentur für Nuklearkontrolle Fank, haben die Aufsichtsbehörden sowie der Betreiber Electrabel Verbesserungen ermittelt, die aber keine Abschaltung der Anlagen erzwingen würden. Im AKW Tihange müsse zum Beispiel ein besserer Schutz gegen Überschwemmung gewährleistet sowie eine weitere Kontrollstation errichtet werden, die bei schweren Störfällen die Steuerung des AKW übernehmen könnte. Hinsichtlich des gezielten Absturzes eines Flugzeuges – was nicht Teil der Stresstests ist – wurden Massnahmen beschlossen, die ein Treffen des Reaktors „erschweren“ soll. Die Umsetzung hätte bereits begonnen.
Belgien hat nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima den Ausstieg aus der Atomenergie beschlossen. Die ersten drei AKWs sollen bereits 2015 vom Netz gehen, allerdings nur, wenn die Energieversorgung gesichert ist. Sonst bleiben sie länger im Betrieb. Ein konkretes Datum zur Schliessung der ersten Anlagen wurde daher noch nicht festgelegt. Bis 2025 sollen aber alle sieben Meiler vom Netz sein.
- weitere Informationen zum AKW Tihange: www.anti-akw-ac.de – Aktionsbündnis gegen Atomenergie Aachen
- Atomstandorte in Belgien
- Belgien steigt aus!
31. Oktober 2011 – Unser Nachbarland Belgien will ab 2015 aus der Atomenergie aussteigen. Nach Deutschland und der Schweiz nun also ein drittes Land, dass die gefährlichen Reaktoren abschalten will. Dazu haben sich die Gesprächspartner bei Verhandlungen zur Regierungsbildung geeinigt. Die Regierung kommt damit einer Forderung von Atomkraftgegnern nach.
Quellen (Auszug): brf.be, www.anti-akw-ac.de; 23.01.2012