Wie lange halten die Lügengebäude um Gorleben dem öffentlichen Druck noch stand?
„Als gesetzt gilt mittlerweile, dass die Festlegung auf den Salzstock in Gorleben untragbar ist. Wahrscheinlich wird der umkämpfte Salzstock gar nicht weiter auf seine Eignung untersucht. Er gilt als ‚verbrannt‘.“ Das schreibt die Financial Times Deutschland. Bundesumweltminister Norbert Röttgen will das allerdings offiziell nicht wahrhaben.
Dieses Gefälle in der öffentlichen Meinung und dem Handeln von Politikern wurde bereits im September 2010 praktiziert: die schwarz/gelbe Regierung verlängerte die Laufzeiten aller Atomkraftwerke. Es folgten Massenproteste und der Fall der FDP unter die 5-Prozent Hürde, die CDU rutsche in Umfragetiefs. Nach Fukushima konnte Kanzlerin Merkel durch die Rücknahme der pauschalen Betriebsverlängerung nur knapp einem Gesichtsverlust entgehen, so wurden acht Reaktoren für immer stillgelegt.
Das Gorleben keine geolologische, sondern eine politische Frage ist, zeigt schon die Entscheidung für den Standort in den 70er Jahren. Damals wollte Niedersachsens Ministerpräsident Albrecht „die Ostzonalen richtig ärgern“, weil sie ihm Morsleben an die Grenze gebaut hatten und die Bundesregierung zudem mit einer Entsorgungs-Scheinlösung eine schnelle Legitimation für den Bau weiterer Reaktoren brauchte. Heute belegt ein Untersuchungsausschuss im Bundestag die politische Manipulation in den folgenden Jahrzehnten, in denen 1,5 Milliarden Euro in das Forschungsprojekt für einen faktischen Ausbau zum Endlager verbuddelt wurden. Jahrzehntelang werden kritische Studien und WIssenschaftler, die schon sehr früh eine grundsätzliche Eignung Gorlebens in Frage stellten, unterdrückt. Stattdessen wird mit einem „Dialog“ versucht, die von Anfang an fehlende Bürgerbeteiligung nachzuholen. Parallel erarbeiten Atom-Befürworter und von der Energiewirtschaft finanzierte Institute ein Gutachten, mit dessen Hilfe Gorleben durchgesetzt werden soll – denn die Sicherheitsbedingungen werden einfach an den Salzstock angepasst und alle Zweifel als „unseriös“, „unwissenschaftlich“ oder schlicht als eine Frage der Interpretation – oder letztlich des „Glaubens“ relativiert.
- Die sich stellende Frage ist also nicht mehr: Gorleben oder nicht Gorleben. Sondern: Wie lange halten die Lügengebäude um Gorleben dem öffentlichen Druck noch stand.
Dass in dem wendländischen Salzstock niemals hochradioaktiver, über Jahrtausende wärmeentwickelnder Atommüll eingelagert werden kann, ist jedenfalls definitv. Denn an eine nachträgliche Heilung glaubt niemand mehr.
Das Bundesumweltministerium ist am Donnerstag nicht besonders weiter gekommen im Bestreben um die endgültigen Klärung der Endlagerfrage. Aber man wollte den Bürgern mehr Beteiligungsmöglichkeit einräumen. Die nächste große Runde folgt am 1. März.
- Was bleibt: Gorleben vom Tisch! Bau- und Erkundungsstopp sofort. Sicherheitsgutachten stoppen!
„Dies ist geologisch erforderlich, politisch notwendig und rechtlich machbar“, sagte Greenpeace-Atomexperte Tobias Riedl. Am Mittwoch hatte die NGO ein Gutachten veröffentlicht und dabei ein rechtlich nicht mehr anfechtbaren Ausschluss Gorlebens belegt.
- Endlager-Suchgesetz: Erneuter Anlauf zum Scheitern
8. Februar 2012 – Als erneuten Anlauf zum Scheitern haben Vertreter von den Endlager-Standorten ASSE II, Gorleben, Schacht KONRAD und Morsleben das Endlager-Suchgesetz bezeichnet, das morgen zwischen Bund und Ländern weiter verhandelt werden soll.
- Trickserei um Gorleben geht in die nächste Runde
4. Februar 2012 – Nach einem Besuch des neuen niedersächsischen Umweltminister Birkner in Gorleben geht die Trickserei in die nächste Runde: noch bis Herbst solle weitergebohrt werden, dann bis 2020 ein Baustopp herrschen um einen Vergleich mit weiteren noch zu findenden Standorten zu ermöglichen. Atomkraftgegner sehen eine weitere Episode von Heuchelei und Tricks, mithilfe derer Gorleben durchgesetzt werden soll.
- Jetzt amtlich: In Gorleben wird gebaut
27. Dezember 2011 – Der Skandal um Gorleben wird amtlich. Bisher galt die Sprachregelung, dass der Salzstock Gorleben auf seine Eignung als Atommüllendlager “erkundet” wird. Für die Gorleben-Gegner war das ein Etikettenschwindel. “1,6 Milliarden Euro sind in den Ausbau Gorlebens geflossen, eine Erkundung hingegen würde nach Angaben des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) mit rund 400 Millionen Euro zu Buche schlagen”, unterstreicht die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI).
- Neue Studie: Gorleben kann kein Endlager werden
13. Dezember 2011 – Bei einem ergebnisoffenen Standortvergleich käme der Salzstock Gorleben nach einer neuen Untersuchung als Endlager für hochradioaktive Abfälle nicht in die engere Auswahl. Der Salzstock liege in einer aktiven Störungszone, unter ihm befinden sich “potentiell gasführende Schichten”. Die Ergebnisse der Studie zeichnen einen weiteren Meilenstein im Kampf gegen Gorleben. Jede Weitererkundung ist Geldverschwendung.
- Endlagersuche: Die Landkarte ist nur ohne Gorleben “weiss”!
11. November 2011 – Bundesumweltminster Norbert Röttgen und seine Landesminister wollen mit einer “weissen Landkarte” einen Neuanfang für das weitere Vorgehen bei der Suche nach einem Atommüllendlager. Atomkraftgegner fordern einen sofortigen Baustopp in Gorleben und die Absage des Castortransports. Kurzzeitig wurde heute mittag das Bergwerk blockiert.
Quellen (Auszug): nwzonline.de, greenpeace.de, dpa, spiegel.de, 11.02.2012