Atomkraft weltweit unter Druck

Atomkraft gerät weltweit immer mehr unter Druck: Immer geringer ist die Zustimmung zur Stromproduktion mithilfe von Kernspaltung. In keinem Land mit Atomenergieprogramm sind mehr als 40 Prozent der Bevölkerung dafür.

Zustimmung zur Atomkraft; Quelle. bbc.co.uk

Zustimmung zur Atomkraft; Quelle. bbc.co.uk

Atomkraftwerke finden weltweit immer weniger Zustimmung, so eine Umfrage von BBC Global Poll, die bereits Ende November veröffentlicht wurde. Untersucht wurden Länder mit AKW-Ausbauplänen im Vergleich von 2005 und heute. Nur gerade 22 Prozent gaben ihre Zustimmung zum Neubau von Atommeilern. 71 Prozent glaubt, dass Energie aus Kohle und Uran in den kommenden 20 Jahren durch Energieeffizienz und Erneuerbaren ersetzt werden kann.

Besonders in den USA glauben noch besonders vielen Menschen auch nach Fukushima an die Technologie. Nach der Inbetriebnahme des ersten Reaktors vor genau 60 Jahren am Idaho National Laboratory investierte die Atomlobby hunderte Millionen in Kampagnen, damit die Menschen an die Notwendigkeit von Atomkraftwerken glauben. Die Nuclear Energy Institute (NEI) ist eine politisch mächtige, weit vernetzte US-Atomlobbyverbund. Seit 2005 hat er 9,53 Millionen Dollar an Kongressabgeordnete überwiesen. Die zuletzt höchste Jahressumme floss im Präsidentschaftswahlkampf 2008 (2,36 Millionen Dollar), im Wahljahr 2010 waren es 1,69 Millionen Dollar. Prompt erklärten am Tag nach der Wahl sowohl Obama als auch der neue Sprecher des Repräsentantenhauses, John Boehner, dass sie sich bei der Atomkraft so einig seien wie sonst in kaum einem Punkt.

Die USA beziehen 20,2 Prozent ihres Stroms aus Kernkraft. Zwei Dutzend der 104 AKW in den USA haben das gleiche Design wie Fukushima. Dennoch ist die US-Atomindustrie politisch viel stärker verankert als zum Beispiel in Deutschland. Seit vielen Jahren versorgt die Branche beide großen Parteien mit Millionen Dollar an Wahlkampfspenden und verklärt zugleich in irreführenden Werbekampagnen die Atomkraft zur einzigen Lösung der Klimakrise. Die Gegenstimmen bleiben leise, die Medien halten sich zurück, und die Anti-Atomkraft-Bewegung kümmert dahin.

  • Kraftwerksprojekte gekippt
    19. Dezember 2011 – In Kanada und Indien sterben weitere AKW-Bauprojekte still. Polen zieht sich aus einem Bauvorhaben in Litauen zurück. Nach Fukushima hat die angebliche “Renaissance” einen kräftigen Dämpfer bekommen.
  • Stand der Dinge: Atomkraft weltweit auf absteigendem Ast
    22. April 2011 – Eine anlässlich des 25. Jahrestags der Atomkatastrophe von Tschernobyl im Europäischen Parlament präsentierte Bericht zum Stand der weltweiten Atomenergie kommt zu dem Schluss, dass der Anteil von Atomkraft an der Elektrizitätsproduktion weltweit abnimmt und künftig weiter abnehmen wird. So war 2010 erstmals die weltweite Leistung erneuerbarer Energien größer als die der aktiven AKW (381 Gigawatt gegenüber 375 Gigawatt vor Fukushima).

Quelle (Auszug); www.ee-news.ch, www.bbc.co.uk, spiegel.de; 20.12.2011