Ältestes AKW der Welt steht in der Schweiz
Wenn Ende Februar das Atomkraftwerk Oldbury in England vom Netz geht, dann steht der älteste Reaktor der Welt in der Schweiz. Das AKW Beznau-1 wurde 1969 in Betrieb genommen und soll nach bisherigen Plänen 2019 im Alter von 50 Jahren abgeschaltet werden. Atomkraftgegner weisen auf Mängel hin, fordern die sofortige Stilllegung und planen eine große Protestaktion am 11. März.
Die Atomanlage Beznau, wo sich insgesamt zwei Reaktorblöcke in Betrieb befinden, steht nur zehn Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Beznau-1 ist schon lange der älteste Druckwasserreaktor der Welt, Block zwei nur zwei Jahre jünger. Laut Atomkraftgegnern weist Reaktor 1 „zahlreiche Sicherheitsprobleme“ auf, es gibt Risse im Reaktormantel und in der Stahlhülle. Rund 15 Organisationen hatten gestern eine gemeisame Erklärung für die Abschaltung des Reaktors veröffentlicht. Der Betreiber bestreitet die Vorwürfe. Auch der nach Fukushima durchgeführte „Stresstest“ konnte in Beznau-1 bestanden werden, allerdings mit einer Mängelliste. Die Kühlung der Brennelementbecken sei nicht genügend gegen Erdbeben und Überflutung geschützt. Die Notfallmassnahmen zur Wiederherstellung der Kühlung sind unvollständig.
Am 9. August 2007 verhinderten Starkregen und Hochwasser die Notstrom-Versorgung des Kernkraftwerks durch das Wasserkraftwerk Beznau für rund 12 Stunden. Die Aufsichtsbehörde klassifizierte das Ereignis auf der INES-Skala in Stufe 1 (Störung: Abweichung vom normalen Betrieb der Anlage). Zuletzt musste während des Revisionsstillstands 2010 ein Defizit gemeldet werden, was seit der Inbetriebnahme besteht: die Wandstärke einer Frischdampfleitung ist zu gering, das betroffene Rohr musste für den Weiterbetrieb ausgetauscht werden. Im Januar 2010 streikte eine Pumpe.
Am Standort Beznau war bis zur Katastrophe von Fukushima der Neubau eines weitere, dritten Blocks geplant. Nach dem GAU in Japan wurden diese Pläne aber gekippt, nun will die Schweiz bis 2034 alle bestehenden fünf AKW stilllegen.
Am ersten Fukushima-Jahrestag findet in der Schweiz die Aktion „Menschenstrom“ statt. Tausende Menschen werden vor das alte AKW Mühleberg ziehen, um dort für einen schnelleren Atomausstieg zu protestieren.
„Es ist sehr unrühmlich für ein Land, dass sich dem Atomausstieg verschrieben hat nun den ältesten Reaktor der Welt zu besitzen. Schon diese öffentliche Wahrnehmung ist neben den vielen Kritikpunkten ein Grund für die Stilllegung der Anlage!“
- Stresstest in der Schweiz: Erhebliche Mängel in Atomkraftwerken
5. Mai 2011 – In den fünf schweizer Atomkraftwerken sind erhebliche Mängel festgestellt worden. Besonders schlecht schneidet das alte AKW Mühleberg ab. Abgeschaltet werden die Meiler trotzdem nicht. Das ist die Bilanz nach dem ersten “Stresstest” nach Fukushima.
- Schweiz prüft den Atomausstieg
11. April 2011 – Von wegen isoliertes Deutschland: die Schweiz prüft nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima den Ausstieg aus der Atomenergie. Vor dem GAU wollte das Land noch mindestens zwei Reaktoren bauen.
Bei dem britischen AKW Oldbury-A1 handelt es sich um einen „MAGNOX“-Reaktor, der am 31.12.1968 seinen Betrieb aufnahm. Wie auch der Nachbarblock A2, der bereits am 30. Juni 2011 stillgelegt wurde, fand man starker Korrosion am Reaktorkern, die nur mit erheblichem Aufwand zu reparieren wären. Eigentlich war die Abschaltung beider Reaktoren bereits im Laufe des Jahres 2008 geplant, nachdem die vorausgesetzte Laufzeit von 20 Jahren bereits verdoppelt war. Der deutsche Energiekonzern E.ON plant bis 2020 am Standort Oldbury einen „Europäischen Druckwasserreaktor“ mit 1.600 MW Leistung zu errichten.
Risiko steigt mit dem Alter
Das Durchschnittsalter der Atomkraftwerke beträgt ca. 25 Jahre – ein problematisches Alter, denn bisher sind Anlagen mit durchschnittlich 21 Jahren vom Netz gegangen. Dies bedeutet, dass es kaum Erfahrungswerte mit älteren Anlagen und deren Sicherheit gibt. Sicher ist nur: je älter die Anlage, desto höher das Sicherheitsrisiko.
- Weltweiter Akw-Wiederaufstieg abgebrochen
2. Januar 2012 – Nachdem sieben Jahre in Folge immer mehr AKW Baustellen auf unserer Erde eingerichtet wurden, brach diese Entwicklung im Jahr 2011 ab. Nur noch zwei AKW-Bauten wurden begonnen.
- Atomkraft weltweit unter Druck
20. Dezember 2011 – Atomkraft gerät weltweit immer mehr unter Druck: Immer geringer ist die Zustimmung zur Stromproduktion mithilfe von Kernspaltung. In keinem Land mit Atomenergieprogramm sind mehr als 40 Prozent der Bevölkerung dafür.
Quellen (Auszug): de.wikipedia.org, blick.ch, dpa, ensi.ch, suite101.de, iaea.org; 24.02.2012