Greenpeace: TEPCOs Betrug – jetzt durch Studie bestätigt
Seit dem Super-GAU in Fukushima vor mehr als zwei Monaten wird dem AKW-Betreiber TEPCO sowie der Atombehörde die Geheimhaltung wichtiger Informationen vorgeworfen. Heute veröffentlicht Greenpeace eine wissenschaftliche Analyse der Geschehnisse rund um Fukushima, die die Desinformationspolitik TEPCOs sowie der japanischen und internationalen Atombehörden als gefährlich und verantwortungslos entlarvt.
Die Studie macht deutlich, dass TEPCO bereits in den ersten Stunden nach dem Erdbeben von den Kernschmelzen gewusst und die japanische und internationale Bevölkerung seitdem bewusst getäuscht hat. Innerhalb der ersten 24 Stunden des Unfalls hatte TEPCO direkten Zugang zu Daten, die anzeigten: die Temperaturen im Druckbehälter steigen rasant und eine Kernschmelze ist bereits eingetreten. Dem Report zufolge konnte Nuklearingenieur Dr. John Large die Kernschmelzen in den Reaktoren 1 bis 3 trotz der verheimlichten Daten schon wenige Tage nach der Explosion nachweisen. Die Entscheidung, Meerwasser auf die Reaktoren zu schütten, geschah in dem vollen Bewusstsein, dass der Druckbehälter bereits gebrochen war. Man nahm in Kauf, dass mehrere zehntausend Tonnen hochradioaktives Wasser auslaufen und in die Umwelt gelangen konnten.
Die deutsche Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) übernahm die verharmlosenden Darstellungen kommentar- und kritiklos. Dies ist auch für Deutschland relevant, denn die GRS ist es, die die Überprüfung der hiesigen AKW organisiert. Ob die GRS genügend Expertise dafür besitzt, ist nach dem fahrlässigen Umgang mit den TEPCO-Daten äußerst fraglich. Die neuen Erkenntnisse durch die Studie haben außerdem Konsequenzen für die technische und ethische Bewertung der Atomkraft in Deutschland. Heute übergibt Greenpeace die Studie daher der Ethikkommission, die am kommenden Samstag, 28. Mai 2011, ihre Empfehlungen an die Bundesregierung aussprechen wird.
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Atomkraft ist und bleibt unbeherrschbar
Die Frage jedoch bleibt: Warum hat TEPCO so lange wichtige Informationen verschwiegen? „Niemand lügt ohne Grund“, sagt Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace. „Die Ausflüchte und Verheimlichungen von TEPCO sowie die andauernden Beschwichtigungen und Verharmlosungen der internationalen Atombehörden haben nur ein Ziel: Man will die Menschen glauben machen, dass die Atomkraft auch nach dem katastrophalen Unfall in Fukushima beherrschbar ist. Doch das ist der größte Irrtum.“
Denn auch Deutschland ist – genau wie Japan – nicht auf einen Super-GAU vorbereitet. Darüber hinaus wären die in Fukushima ergriffenen Maßnahmen zur Kühlung der Reaktoren in Deutschland unmöglich: „Wir könnten nicht radioaktiv verseuchtes Wasser ins Meer pumpen. Der deutsche Katastrophenschutz wäre einer Evakuierung nicht gewachsen. Es gibt daraus nur drei logische Schlüsse für Herrn Töpfer und die Ethikkommission: Die gefährlichsten Reaktoren müssen sofort vom Netz, die Anlagen in Erdbebengebieten müssen ohne Tabus auf den Prüfstand und alle übrigen AKW müssen so schnell wie möglich abgeschaltet werden und zwar ohne Hintertürchen. Ein mittelfristiger Ausstieg 2022 wäre nicht zu verantworten und ist daher nicht akzeptabel“, so Smital.
Greenpeace fordert stattdessen den schnellstmöglichen Atomausstieg und eine wirkliche Energiewende in Deutschland. Unterstützen auch Sie diese Aktion und geben Sie hier Ihre Stimme ab. Greenpeace sorgt dafür, dass die Botschaft bei Bundeskanzlerin Merkel ankommt.
Quelle: greenpeace.de, 27.05.2011