Super-GAU in Japan – Die Legende vom Einfluss des Tsunami
Am 11. März 2011 kam es im japanischen Atomkraftwerk Fukushima nach einem Erdbeben zu einem Super-GAU. Weltweit wird der Legende geglaubt, ausschließlich der dem Erdbeben folgende Tsunami sei für die atomare Katastrophe verantwortlich gewesen. Denn: Die Ereignisse wurden von der Bertreiberfirma Tepco und der japanischen Regierung so dargestellt, dass in der Öffentlichkeit als Ursache mehr der Tsunami und weniger das Erdbeben wahrgenommen worden ist. Dieser offensichtlich interessengeleitete Versuch einer Geschichts(um)schreibung geht an der Realität vorbei. Dies kann mit einer minutiösen Analyse der Geschehnisse nachvollzogen werden. Der Super-GAU ist eingetreten, weil wichtige Hochdruck-Einspeisesysteme unabhängig von behaupteten Tsunami-Schäden ausgefallen sind.
Die Tsunami-Wellen wurde mit 14 Metern deutlich höher dargestellt als sie vermutlich war. Es fehlen Beweise für die behaupteten Überflutungen in der angegebenen Höhe und für die Schäden an sicherheitstechnischen Einrichtungen. Zudem wurde mit unzureichender räumlicher Trennung, Redundanz und Diversität das Einmaleins der Reaktorsicherheit sträflich missachtet.
Die vorliegende Unfallanalyse der IPPNW stützt sich insbesondere auf offizielle Dokumente der japanischen Regierung und anerkannten Gutachterorganisationen der Atombehörden. Diese wiederum bezogen ihre Informationen fast ausschließlich von der Betreibergesellschaft Tepco. Jenseits von verschleiernden Darstellungen und des Unterschlagens von wichtigen Informationen etwa zur Ursache von Komponenten- und Systemausfällen enthalten die offiziellen Berichte brisante Informationen, die eine Rekonstruktion der Unfallabläufe näherungsweise erlauben. Diese Rekonstruktion stellen wir vorbehaltlich der Annahme, dass die von Tepco gelieferten Informationen und Daten den tatsächlichen Abläufen entsprechen.
Die IPPNW-Analyse zeigt, dass das Erdbeben als „auslösendes Ereignis“ in Kombination mit einer defizitären sicherheitstechnischen Ausstattung zum Super-GAU geführt hat. Es gab in Fukushima beispielsweise nur eine geringe Zahl an Sicherheits(teil)systemen (Redundanzen) und eine unzulängliche räumliche Trennung der Systeme.
Auf der anderen Seite erwies sich die Ausstattung mit passiven bzw. nur mit Dampf und Batterien betriebenen Sicherheitssystemen in Fukushima als Vorteil, etwa gegenüber den in Deutschland noch in Betrieb befindlichen Atomkraftwerken. So verfügten die stillgelegten älteren Siedewasserreaktoren ebenso wie der stillgelegte deutsche Druckwasserreaktor Biblis A noch über dampfgetriebene Einspeisesysteme. Die derzeit in Deutschland betriebenen Atomkraftwerke hingegen nicht.
- Es gibt weltweit zahllose Atomkraftwerke, deren Sicherheitssysteme erbebenanfällig sind. Häufig fehlen zudem ausreichend vorgehaltene Kühlwassermengen, notwendige Stromversorgungssysteme und deren räumliche Trennung und Flexibilität im Notfall.
Eine weitere Lehre aus Fukushima ist, dass Atomkraftwerke noch lange nach erfolgreicher „Abschaltung“ unvorstellbar gewaltige Wärmemengen produzieren, die bei nur kurzer Unterbrechung der Kühlung zwangsläufig zur Überhitzung des atomaren Kerns führen. Die Folge ist eine massive Freisetzung extrem gefährlicher radioaktiver Partikel in die Umgebung, die vom Menschen über die Luft, Trinkwasser und Nahrung aufgenommen werden können. Damit drohen gesundheitliche Folgen auch für kommende Generationen.
- Studie: Verseuchung durch Fukushima ist “dauerhaft”
2. März 2012 – Die radioaktive Verseuchung durch die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima ist nach Einschätzung französischer Experten “dauerhaft und langjährig”. Dies gelte vor allem für die Belastung mit Cäsium 137, dessen Radioaktivität sich nur alle 30 Jahre halbiere, heißt es in einem rund ein Jahr nach der Katastrophe veröffentlichten Bericht des französischen Strahlenschutzamtes IRSN. Atomkraftgegner fordern, die Folgen von Strahlung nicht weiter zu verharmlosen und endlich absolute Schlüsse aus dem Super-GAU zu ziehen.
- Weltweites Risiko: AKW-Zeitbomben in Erdbebenregionen
2. März 2012 – Wo die Erde bebt: Atomkraftwerke befinden sich teilweise in riskanter Lage. Das Reaktorunglück von Fukushima vor fast einem Jahr zeigte einmal mehr, dass Atomenergie eine riskante Technologie ist. Besonders groß ist die Gefahr, wenn sich die Reaktoren auch noch in Erdbebengebieten befinden. Atomkraftgegner fordern, die betroffenen Reaktoren umgehend stillzulegen – es sind weltweilt eine ganze Reihe, die faktisch Zeitbomben darstellen!
- Greenpeace-Studie: Systematisches Versagen von Politik und Industrie in Fukushima
28. Februar 2012 – Ein Jahr nach der Atomkatastrophe in Japan legt Greenpeace einen Bericht vor, der belegt, dass die Reaktion von Politik und Industrie auf den mehrfachen Super-Gau alles andere als angemessen war. Statt in alternative Wege der Stromgewinnung zu investieren, suchen Behörden und Entscheidungsträger aber jetzt nach Wegen, wie sie das Vertrauen der Menschen in die Atomenergie wieder herstellen können.
- Freisetzung aus Fukushima-Reaktoren schon unmittelbar nach dem Erdbeben
25. Oktober 2011 – Nach Angaben der Atomlobby hätten die Fukushima-Reaktoren das Erdbeben schadlos überstanden und seien erst durch den Tsunami zerstört worden, so dass es zur Kernschmelze kam. Eine internationale Studie widerlegt diese Annahmen und lässt an der Erdbebensicherheit aller Meiler zweifeln: Schon das Erdbeben hat die Reaktoren von Fukushima zerstört, so dass es zur Freisetzung von Radioaktivität gekommen ist.