Karlsruhe: Ministerium erlaubt Ausbau von Atom-Forschungsinstitut
Das Institut für Transurane (ITU) in Karlsruhe hat die Genehmigung zum Ausbau erhalten. Nach monatelangem Streit musste sich die wichtigsten Atom-Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg verpflichten, keine Forschung an neuen Atomreaktoren zu betreiben.
Wie das Umweltministerium in Stuttgart mitteilt, habe das ITU in Eggenstein-Leopoldshafen die Genehmigung für des Bau des „Flügel M“ genannte Labor- und Lagergebäude erhalten.
Im September/Oktober 2011 fand ein Mediationsverfahren des baden-württembergischen Umweltministeriums zu den Ausbauplänen des Instituts für Transurane statt. Der BUND Karlsruhe kritisierte schon die bisherigen Sicherheitsstandards des ITU, genehmigt ist bereits die Lagerung von unter anderem 180 Kilogramm Plutonium sowie einer Tonne Uran. Am 10. Februar 1965 wurde die erste Plutoniumprobe in einen der Handschuhkästen im sogenannten Flügel A eingeführt. Bereits 1966/67 wurde in großem Maßstab Pu-239 verarbeitet, so wurden 2.100 Brennstäbe für die französische Atom-Anlage Cadarache gefertigt.
Mit der Genehmigung für „Flügel M“ verpflichtet sich das ITU, dass künftig weniger radioaktive Stoffe in dem Neubau eingesetzt werden und nicht an der Entwicklung neuer Atom-Reaktoren der Generation 4 mitgewirkt wird. Ausschließlich soll Sicherheits- und Sicherungsforschung betrieben werden.
Das benachbarte Karlsruher Institut für Technologie (KIT) betreibt ein millionenschweres Programm zur Erforschung der „Transmutation“, dem Umwandeln von langlebigen Nukliden zu kurzlebigeren, Die Technik soll einen Durchbruch für die Langzeitlagerung von radioaktiven Abfällen bedeuten – die Halbwertzeiten könnten verkürzt werden. Ein direkte Zusammenhang mit der KIT Transmutationsforschung und dem Ausbau des ITU ist unbestreitbar. Und ein Erfolg der Transmutation höchst umstritten: Für das Verfahren muss mit hochgefährlichen Stoffen hantiert werden, Anlagen von großtechnischer Bedeutung existieren nicht.
Atomkraftgegner sehen in der Zustimmung zur Erweiterung des ITU einen weiteren Hinweis auf mangelhafte Ernsthaftigkeit des Atomausstiegs:
„Einerseits eine Vorreiterrolle für die Energiewende einnehmen zu wollen und andererseits mit Millionen weiterhin die Atomforschung zu unterstützen ist schyzophren. Immerhin wird in Karlsruhe nicht an neuen Reaktortypen geforscht, sehr wohl ist das ITU aber ein wichtiges Rad in der internationalen Atomforschung. Wir fordern die Bundesregierung auf, keine weiteren Steuergelder in Atomprojekte zu investieren, sondern stattdessen mit Nachdruck die Energiewende voranzutreiben“, so Jan Becker von contrAtom.
Derzeit besteht der Forschungskomplex auf dem KIT Campus Nord aus den vier Laborflügeln A, B, F und G sowie mehreren Flügeln für die Verwaltung und technische Einrichtungen. Am ITU wird das Verhalten von Kernbrennstoffen in Reaktoren erforscht. Zudem sollen neue Endlagerkonzepte erforscht werden. Das Institut für Transurane ist eines von sieben Forschungsinstituten der Gemeinsamen Forschungsstelle der Europäischen Kommission. Aufgabe des JRC-ITU ist die Bereitstellung der wissenschaftlichen Grundlagen für den Schutz des europäischen Bürgers vor den mit der Handhabung und Lagerung hochradioaktiver Materialien verbundenen Gefahren. Es spielt nicht nur eine Schlüsselrolle in der EU-Politik im Bereich der nuklearen Abfallbehandlung und der Sicherheit kerntechnischer Anlagen, sondern es leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des illegalen Handels mit Kernmaterial.
- Atomausstieg – Die Wahrheit Teil 6: Trotz Atomausstieg mehr Geld für Atomforschung
27. Juni 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Doch die Atomforschung erhält sogar noch mehr Geld als noch im Vorjahr – unter anderem für zum Scheitern verurteilte Projekte.
- Transmutation
Atommüll-Transmutation – teuer, ungewiss und gefährlich. “Transmutation” – die Lösung für das Atommüllproblems? Mithilfe chemischer und physikalischer Verfahren sollen langlebige Isotope, die Jahrtausende gefährlich strahlen, unschädlicher gemacht werden. Ihre Halbwertzeit soll drastisch reduziert werden und damit auch der Aufwand für eine Endlagerung. Eines der gewichtigsten Argumente gegen den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke wäre relativiert: die Frage nach der Langzeitsicherheit von Atommülllagern. Doch erstmal kostet die Entwicklung erheblich Geld, ist gefährlich und grundsätzlich ist ungewiss, ob sie im großen Stil funktioniert.
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5. September 2011 – Mit einem großen Energieforschungsprogramm will die Bundesregierung den Atomausstieg möglich machen. Ministerin Schavan hat nun erstmals Grundzüge des millionenschweren Plans vorgestellt. Schavan will ein Netzwerk von Endlagerforschern gründen. Dabei soll es auch um die Technik der Transmutation gehen. Dieses Verfahren verspricht, die Menge von einzulagerndem Atommüll durch gezielte Umwandlung des Strahlenmaterials massiv zu senken, ist aber noch in der Entwicklung. Ein kritischer Beitrag von Annette Teusch.
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2. Februar 2011 – Der Vorstand machte sich Sorgen. Im Juli 1969 stand im Norden Karlsruhes der Startschuss für die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) als Pilotprojekt für Wackersdorf kurz bevor. 20 Jahre lang sollten dort bis zum politischen Aus von Wackersdorf 200 Tonnen Brennelemente aus deutschen Atommeilern aufbereitet werden. Aber noch bevor es losging, hatten die Beteiligten Bedenken. Der Standort in unmittelbarer Nähe einer Großstadt, kaum zehn Kilometer vom Zentrum entfernt, sei “äußerst exponiert” und “nur eine Notlösung”, schrieben sie in einen Vermerk von 1969.
Quellen (Auszug): bild.de, de.wikipedia.org, karlsruhe.bund.net, http://itu.jrc.ec.europa.eu; 16.03.2012