AKW-Rückbau: Vattenfall drückt sich vor Verantwortung
„Vertagt“ wurde das Konzept, wie Vattenfall den Rückbau der Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel gestalten will. Einen erneuten Beweis für das absolut unverantwortliche Handeln sehen Atomkraftgegner und warnen vor Ruinen, die Jahrzehnte eine latente Gefahr darstellen. Schnellstmöglich muss mit dem Abriss begonnen werden, damit eine Wiederinbetriebnahme nicht mehr möglich ist.
Die mit Spannung erwartete Entscheidung über die Zukunft der beiden AKW wurde auf unbestimmte Zeit vertagt. Beide Möglichkeiten – der Rückbau oder der Einschluss der Reaktoren – würden zur Zeit intensiv geprüft, sagte Vattenfall-Sprecherin Sandra Kühberger dem Hamburger Abendblatt. Daher werden nicht wie geplant im Laufe des ersten Quartals 2012 eine interne Entscheidung getroffen. Der Energiekonzern ließ offen, wann das Stilllegungskonzept fertig ist.
- Nach dem Atomgesetz darf Vattenfall entscheiden, ob es die Atomkraftwerke in 15 bis 20 Jahren bis zur grünen Wiese zurückbaut oder sie über mehrere Jahrzehnte einmauert und erst dann abreißt.
Der Konzern verweist darauf, dass unklar sei, ob Schacht Konrad als Endlager für schwach- und mittelradioaktive Abfälle wie derzeit geplant 2019 in Betrieb geht. Eine Großteil des anfallenden Mülls, der gesondert entsorgt werden muss, würde dann dort landen. Auch ist ein Engpass in der Produktion von Castorbehältern ursächlich für Verzögerungen. Man könne den Reaktorkern und das Brennelementelagerbecken nicht räumen und damit den Rückbau beginnen, da keine ausreichende Anzahl an Behältern zur Verfügung stünde. Fakt ist aber, dass erst die in Betrieb befindlichen AKWs mit Castoren beliefert werden, erst dann der erhöhte Bedarf in den alten Meilern gedeckt wird.
Die Atomaufsicht in Schleswig-Holstein wurde von Vattenfall nicht informiert, und will jetzt eine bindende Frist prüfen, die dem Konzern gesetzt werden soll.
Atomkraftgegner fordern, unverzüglich mit der Demontage der Reaktoren zu beginnen. Ein „sicherer Einschluss“ kommt nicht in Frage, denn damit wird das Problem der Entsorgung einfach auf kommende Generationen abgewälzt:
„Offenbar pokert Vattenfall sogar auf eine Wiederinbetriebnahme zumindest von Krümmel, was die Verzögerungen erklären würde. Nach dem explodierten Trafo in Krümmel und den vergammelten Atommüllfässer in Brunsbüttel treibt der Konzern es nun auf die Spitze“, so Jan Becker von contrAtom. „Vattenfall macht den Machenschaften der Atomindustrie mal wieder alle Ehre: sie sind skandalös. Wir fordern, die irrevesiblen Rückbau-Massnahmen müssen sofort beginnen!“
Die „Lösung“ Schacht Konrad ist zudem höchst strittig, denn eine Eignung des alten Erzbergwerks zur Langzeitlagerung von Atommüll ist nicht gegeben. Es offenbart sich also das Dilemma, welches Atomkraftgegner seit Jahrzehnten ankreiden: es gibt keine Lösung für den Atommüll! Die Atomkonzerne setzen weiter auf die billigste Möglichkeit, ihren Dreck zu entsorgen. Anstatt nach tatsächlichen Lösungen zu suchen, wird auf längst überholte und nicht mehr zeitgemäße Konzepte wie Gorleben und Konrad gesetzt.
- Verantwortungslose Atommülllagerung: Fässer verrotten in Kavernen
20. März 2012 – Dass in der russischen Steppe Atommüll in Fässern langsam vor sich hinrottet, ist bekannt. Auch in der Asse wurde so ein Umweltkatastrophe provoziert. Nach den Entdeckungen im Kavernen-Lager im AKW Brunsbüttel und dem Fund von defekten Fässern in Neckarwestheim ist bekannt geworden, dass auch unter dem AKW Krümmel strahlende Fässer lagern. Ihr Zustand ist unbekannt. Der aktuelle Atommüllskandal reiht sich nahtlos an den verantwortungslosen Umgang mit den Stoffen in der Vergangenheit.
- Schwachradioaktiver Atommüll landet in alten Bergwerken und auf Deponien
26. Januar 2012 – Alle reden von Schacht Konrad, wenn es um den Abbau von Atomkraftwerke geht, denn dabei fallen bekanntlich erhebliche Mengen schwach-radioaktiver Stoffe an. Diese sollen im ehemaligen Erzbergwerk bei Salzgitter unter die Erde gebracht werden – dessen Inbetriebnahme wegen Sicherheitsbedenken aber seit Jahren blockiert wird. Doch tatsächlich landen schon heute große Mengen radiaoktives Material “freigemessen” auf Hausmülldeponien oder in Untertagedeponien.
- AKW-Abriss wird teurer und dauert länger
5. November 2011 – Am Beispiel des alten DDR-AKW Rheinsberg zeichnet sich ab, dass der Rückbau alter Meiler viel teurer wird als geplant und länger dauert als erwartet. Noch bis 2069 soll die Ruine nördlich von Berlin existieren. Dabei handelt es sich eigentlich nur um einen kleinen Versuchsreaktor. Wie die Betreiber den Abbau der großen Leistungreaktoren planen, lassen sie bislang offen.
- Atomkonzerne tricksen bei Stilllegung
31. Oktober 2011 – Krümmel putzt sich für Abriss raus. Es gibt eine neue Betonfassade für die nächsten 20 Jahre, die der Abbau dauern wird. Doch an tatsächlichen Rückbau denkt in Krümmel noch keiner. Wichtige Kraftwerkskomponenten bleiben im Reaktor, und nach Aussage eines Mitarbeiters ist der Meiler gar nicht stillgelegt. So auch in anderen alten Meilern. Denn die Stilllegung lässt auf sich waren. Atomkonzerne tricksen selbst beim Rückbau.
Quellen (Auszug): kn-online.de, abendblatt.de; 28.03.2012