Bulgarien verzichtet auf AKW-Bau in Belene
Es sieht so aus, als wäre der lange Kampf gegen das Atomkraftwerk Belene in Bulgarien gewonnen. Anstatt der geplanten Reaktoren soll in dem erdbebengefährdeten Gebiet ein Gaskraftwerk gebaut werden, sagt der Vize-Finanzminister nach einer Regierungssitzung in Sofia. Atomkraftgegner protestieren seit Jahren gegen den Bau und die Beteiligung deutscher Konzerne.
Der Vertrag mit dem russischen Atomtechnologie-Exporteur Atomstrojexport, der 2006 abgeschlossen wurde, läuft Ende März ab. Nun gibt es offenbar eine endgültige Entscheidung, dass das Werk nicht gebaut werden soll. Der in Russland für Belene hergestellte 1000-Megawatt-Reaktor soll nun in dem existierenden AKW Kosloduj installiert werden. Am ursprünglich geplanten AKW-Standort an der Donau solle nun ein Gas-Kraftwerk gebaut werden, sagte der Vize-Minister nach Angaben des bulgarischen Staatsradios.
Das Geschäft zwischen Russland und Bulgarien war bis zuletzt von Klagen und Gegenklagen über den schleppenden Fortschritt und die dadurch entstandenen Schäden gekennzeichnet. Der Bau war bereits 1987 begonnen, aber wegen Finanzierungsproblemen abgebrochen worden. Zeitweise wollte sich deutsche Banken an dem Projekt beteiligen, der Energiekonzern RWE plante 49 Prozent Anteile zu erwerben. Nach erheblichen Protesten von Atomkraftgegner zogen sich die deutschen Firmen zurück. Im Januar 2012 hatte bereits der bulgarische Wirtschafts- und Energieminister Trajtscho Trajkow im Staatsradio verkündet, dass man von dem Kraftwerksprojekt Abstand nehme. Daraufhin erhöhte Russland den Druck. Laut Atomstroiexport wurden 2011 die Fundierungsarbeiten für Belene-1 abgeschlossen. Mit der Inbetriebnahme der beiden WWER-1000-Einheiten in Belene würde 2016 beziehungsweise 2017 gerechnet. Die bulgarische Aufsichtsbehörde im Atombereich veröffentlichte kürzlich die Ergebnisse der Stresstests für das Belene-Projekt, wonach es ausreichenden Schutz gegen Naturkatastrophen, wie etwa starke Erdbeben oder Überflutungen gäbe.
- Der Standort liegt in einem Erdbebengebiet. Nur zwölf Kilometer vom geplanten Kraftwerk entfernt ereignete sich im Jahre 1977 das letzte große Erdbeben, bei dem mehrere Dörfer zerstört wurden und 200 Menschen starben.
Atomkraftgegner betonen noch einmal, endlich und endgültig Abstand von diesem Wahnsinnsprojekt zu nehmen. Mit dem Wissen über die möglichen Gefährdung durch Erdbeben in der Region ist der Bau fahrlässiges Inkaufnehmen eines schweren Unfalls. Das die Regierung das Kraftwerk nun offiziell aufgebe, ist ein Erfolg jahrelanger Arbeit. Unter anderem wurde dabei eine Aktivisten mit ihrem Leben bedroht und musste unter Personenschutz gestellt werden.
Allerdings wird selbstverständlich auch der Bau weiterer Reaktoren in Kosloduj nicht hingenommen. Genauso wie am Standort Belene ist im nur 140 km entfernten Kosloduj ein AKW-Neubau ebenfalls wegen des Erdbebenrisikos abzulehnen. Beim Erdbeben mit der Staerke 7,2 Richterskala im März 1977 waren alleine in Rumänien, wo das Epizentrum lag, über 1.500 Menschen getötet worden. Die Verlegung des Standort mindert das erhebliche Risiko keinesfalls. Kosloduj, an der Donau gelegen, grenzt direkt an Rumänien.
- Protest wirkt: Bulgarien verabschiedet sich vom AKW Belene
6. Januar 2012 – Wie erfolgreicher Anti-Atom-Protest wirkt, sieht man in Bulgarien. In erdbebengefährdetem Gebiet sollten zwei Atomreaktoren gebaut werden. Projektbeginn war bereits 1987, mehrere deutsche Firmen waren beteiligt. Nun verabschiedet sich Bulgarien von den AKW-Plänen. Nun hoffentlich endgültig.
- Weltweiter Akw-Wiederaufstieg abgebrochen
2. Januar 2012 – Nachdem sieben Jahre in Folge immer mehr AKW Baustellen auf unserer Erde eingerichtet wurden, brach diese Entwicklung im Jahr 2011 ab. Nur noch zwei AKW-Bauten wurden begonnen.
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2. Februar 2011 – Korruption, mangelhafte Verwaltung und totale Passivität der Kontrollorgane zum Nachteil der Steuerzahler sowie Beeinträchtigung der Energiesicherheit des Landes – so lauten die Schlussfolgerungen einer vom Zentrum zur Erforschung der Demokratie durchgeführten Analyse über das Management der staatlichen Energiegesellschaften und der großen Projekte im bulgarischen Energiesektor. Das AKW Belene sei ein Paradebeispiel.
Quelle (Auszug): diepresse.com; 28.03.2012