Keine Akzeptanz: RWE und Eon geben AKW-Pläne in Großbritannien auf
Die Energiekonzerne Eon und RWE geben aus Kostengründen ihre Pläne zum Bau von Atomkraftwerken in Großbritannien auf. Das 2009 gegründete Joint Venture „Horizon“ soll verkauft werden. RWE und Eon hatten sich 2009 bei einer Auktion zwei Standorte für neue Kraftwerke gesichert. Atomkraftgegner gratulieren zu der Einsicht, dass der Bau neuer Atomkraftwerke nicht durchsetzbar ist.
Seit der Gründung von Horizon hätten sich die Rahmenbedingungen entscheidend verändert, erklärte die britische RWE-Tochter npower. Infolge der Wirtschaftskrise sei Kapital für Großprojekte knapp geworden. Das gelte vor allem für AKW-Neubauten, die lange Vorlauf- und Amortisationszeiten hätten. Auch der beschleunigte Atomausstieg in Deutschland habe den Spielraum wegen fehlender Einnahmen aus dem Reaktorbetrieb eingeschränkt.
- Milliardeninvestitionen wie im Fall Horizon, die sich erst in vielen Jahren auszahlten, sind den eigenen Investoren kaum noch zu vermitteln.
Der Entscheidung, Horizon zu veräußern, sei eine strategische Prüfung vorausgegangen, die die beiden Mutterkonzerne RWE und Eon unabhängig voneinander durchgeführt haben. Bereits im Juli 2011 hatten Medien von den Zweifeln berichtet: Nötige Milliardeninvestitionen waren den Aktionären wenige Monate nach Fukushima nur schwer zu vermitteln.
RWE verfolgt nach dem Aus in Großbritannien keine Atomprojekte mehr. Zuletzt war der Konzern aus Bauvorhaben in Bulgarien und Rumänien ausgestiegen. Auch an einer Beteiligung an einem niederländischen AKW-Bau hat der Konzern kein Interesse mehr. E.ON hat derzeit noch die Mehrheitsanteile am finnischen AKW-Projekt Pyhäjoki, wo bereits Ende 2012 oder 2013 mit dem Bau begonnen werden soll.
Atomkraftgegner gratulieren zu der Einsicht, dass der Neubau von Atomkraftwerken gesellschaftlich keine Aktzeptanz mehr findet:
„Die Zweifel an den großspurigen Versprechen der Atomindustrie macht auch vor den Aktionären nicht halt. Die unbeschwerten Zeiten für Atomlobbyisten sind vorbei, die ’nukleare Renaissance‘ in Europa Geschichte“, so Jan Becker von contrAtom. „Die Aktzeptanz ist aber auch für den Betrieb bestehender Meiler vorbei. Es gibt keine Lösung für den Müll, Fukushima hat gezeigt wie gefährlich und fehlbar die Technik ist und lohnen tun sich neue AKW nur durch erhebliche staatliche Zuschüsse. Das haben die Menschen begriffen und wehren sich dagegen.“
- Bulgarien verzichtet auf AKW-Bau in Belene
28. März 2012 – Es sieht so aus, als wäre der lange Kampf gegen das Atomkraftwerk Belene in Bulgarien gewonnen. Anstatt der geplanten Reaktoren soll in dem erdbebengefährdeten Gebiet ein Gaskraftwerk gebaut werden, sagt der Vize-Finanzminister nach einer Regierungssitzung in Sofia. Atomkraftgegner protestieren seit Jahren gegen den Bau und die Beteiligung deutscher Konzerne.
- Mit Atomkonzerne geht es bergab
12. Dezember 2011 – Atomkraftgegner haben das Ende der Technologie lange voraus gesagt. Mit Fukushima geht es nun mit den großen Energiekonzernen steil bergab. Zwar sind viele Arbeitsplätze in Gefahr – das als Argument für einen Weiterbetrieb der Atomindustrie darf aber nicht geltend gemacht werden. Die Zeichen stehen auf Wandel, meinen Atomkraftgegner.
- AKW-Boom in England?
5. Juli 2011 – England hält auch nach Fukushima am Bau von neuen Atomkraftwerken fest. Die britische “nationale Nuklear-Planungsrichtlinie” nannte acht potenzielle Standorte im ganzen Land, die für den Bau neuer Atomkraftwerke bis 2025 geeignet sind. Das Land müsse laut Minister of State for Energy bis 2020 ein Viertel der Stromerzeugungskapazitäten mit “sicherer, kohlenstoffarmer, bezahlbarer Energie” ersetzen – und plant deshalb den Bau von neuen Atomreaktoren. RWE und E.ON als mögliche Investoren sind bereits abgesprungen.
- E.ON will Atomkraftwerk in Finnland bauen
6. Oktober 2011 – Es ist die erste Ankündigung eines AKW-Neubaus nach Fukushima. Und ausgerechnet ein deutscher Konzern ist daran beteiligt. Das AKW-Konsortium Fennovoima hat am Mittwoch die Standortentscheidung für ein geplantes Atomkraftwerk in Finnland bekanntgegeben. Es wäre das nördlichste AKW in der EU. Atomkraftgegner rufen zu Protesten gegen E.ON auf.
Quellen (Auszug): dpa, handelsblatt.com; 29.03.2012