Karlsruhe: Grün-Rot ermöglicht Forschung für neue Atomreaktoren
Mit tatkräftiger Unterstützung des grünen Umweltministeriums Baden-Württemberg hat das Institut für Transurane (ITU) am 23.3. 2012 nun auch noch den gemeinderätlichen Segen für die Weiterentwicklung von Brennstoffen für die 4. Generation von Atomkraftwerken erhalten. Atomkraftgegner fordern die sofortige Einstellung der Forschungen mit radioaktiven Substanzen.
Ein grüner Umweltminister genehmigt dem Karlsruher Institut für Transurane (ITU) die Fortsetzung ihrer atomfreundlichen, die Umwelt verseuchenden und gefährdenden Arbeit und setzt dabei auch noch auf Freiwilligkeit:
Es heißt zwar: „Diese Selbstverpflichtung sieht ausdrücklich vor, dass die Mitwirkung des ITU an der Entwicklung von Generation-lV-Reaktoren (auch: Brennstoffentwicklung) ausgeschlossen wird.“ Aber es heißt auch: „Schwerpunkt liegt auf Verfahren zur Reduzierung der Mengen und der Radiotoxizität hoch radioaktiver Abfälle, indem die langlebigen Nuklide abgesondert und zu Brennstoffen und Targets für die Transmutation verarbeitet werden.“ (Institute for Transuranium Elements, 12.03.2012, in einer Selbstdarstellung)
- Und diese neuen Brennstoffe ermöglichen dann die Weiterführung der Atomwirtschaft, ohne sie gebe es keine Generation-IV-Reaktoren.
Die alten Genehmigungen gelten weiter, sie werden nur durch eine freiwillige Selbstbeschränkung des ITU begrenzt. So darf weiter mit großen Mengen an Plutonium und Uran und nun neu auch noch mit 350 Kilogramm genehmigten Thorium hantiert werden. Dies geschieht im Augenblick noch in Anlagen, die in keiner Weise der Neugenehmigung des Baus „M“ entsprechen.
- Die Bürgerinitiative „Müll und Umwelt e.V.“ fordert die Forschungen mit radioaktiven Substanzen sofort einzustellen. Die Sicherheit des Neubaus muss erst mit 1,8 m Beton, was vom Umweltministerium in den Mediationsverfahren zum Ausbau als „bedeutende Sicherheitsverbesserung“ bezeichnet wurde, hergestellt ist.
Das gesamte Mediation- und Genehmigungsverfahren verlief von Seiten des ITU und nun auch des Umweltministeriums unter dem Deckmantel der sogenannten Sicherheitsforschung in Atomanlagen. Diese wird aber in Deutschland nicht mehr benötigt, da wir 2022 aus der Atomenergie aussteigen und die direkte Endlagerung beschlossen haben.
- Alles, was das ITU forscht und forschen will, betrifft also nicht die energiewirtschaftlichen und damit auch wissenschaftlichen Erfordernisse Deutschlands. Deshalb akzeptieren die Atomkraftgegner aus Karlsruhe auch nicht die um den Faktor 10 gesenkten radioaktiven Genehmigungswerte für langlebige Isotope.
Die von einer grün-roten Landesregierung erteilte Genehmigung ist eine Gefälligkeitsgenehmigung, ein Kotau vor der immer noch starken Atomlobby in Deutschland und Europa. Noch schlimmer, sie ermöglicht mit unseren Steuergeldern die Renaissance der Atomwirtschaft – mit allen ihren verheerenden gesundheitlichen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen einschließlich der nie auszuschließenden militärischen Nutzung. Sie stärkt damit darüber hinaus auch noch die mit 500 Wissenschaftlern völlig falsche Forschungsausrichtung des KIT-Nord (ehemals Forschungszentrum Karlsruhe) an der 4. Generation und der Fusion.
- weitere Informationen: www.muellundumwelt-bi-ka.de
- coloradio.org – Radiointerview vom 07.04.2012 zum Ausbau des ITU
- Karlsruhe: Ministerium erlaubt Ausbau von Atom-Forschungsinstitut
16. März 2012 – Das Institut für Transurane (ITU) in Karlsruhe hat die Genehmigung zum Ausbau erhalten. Nach monatelangem Streit musste sich die wichtigsten Atom-Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg verpflichten, keine Forschung an neuen Atomreaktoren zu betreiben.
- Die Aufarbeitungsanlage Karlsruhe hat letzten Endes nur eines produziert: extrem teuren Müll
2. Februar 2011 – Der Vorstand machte sich Sorgen. Im Juli 1969 stand im Norden Karlsruhes der Startschuss für die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) als Pilotprojekt für Wackersdorf kurz bevor. 20 Jahre lang sollten dort bis zum politischen Aus von Wackersdorf 200 Tonnen Brennelemente aus deutschen Atommeilern aufbereitet werden. Aber noch bevor es losging, hatten die Beteiligten Bedenken. Der Standort in unmittelbarer Nähe einer Großstadt, kaum zehn Kilometer vom Zentrum entfernt, sei “äußerst exponiert” und “nur eine Notlösung”, schrieben sie in einen Vermerk von 1969.
Quelle Text (Auszug) & Bild: BI „Müll und Umwelt e.V.“, 06.04.2012