Erhöhtes Krebs- und Leukämie-Risiko durch AKW-Revisionen
Einmal im Jahr werden die Atomkraftwerke abgeschaltet, um Wartungsarbeiten und einen Austausch von Brennelementen durchzuführen. In dieser etwa 14tägigen Zwangspause steigt anch Angaben des IPPNW die Radioaktivität im Nahbereich um die Reaktoren. Man solle in den Urlaub fahren, so die kritischen Ärzte. Das AKW Grohnde wurde am letzten Donnerstag zur Revision abgefahren.
„Wenn ich kleine Kinder hätte, würde ich über Ostern in Urlaub fahren“, empfahl Angelika Claußen, Vorstandsmitglied der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW kürzlich Müttern aus der Umgebung des Atomkraftwerks Grohnde.
Für das Tauschen von Brennstäbe muss der sonst hermetisch abgeriegelte Reaktordruckbehälter geöffnet werden. Dann gelangen große Mengen radioaktiver Substanzen über den Kamin in die Umgebung. Aufzeichnungen hatten ergeben, dass auch bei anderen AKW die radioaktiven Freisetzungen in diesen Zeiträumen drastisch ansteigen. Im bayrische AKW Gundremmingen ist die Konzentration an radioaktiven Edelgasen nach Zahlen des bayerischen Landesamts für Umwelt während der letztjährigen Revision 500-mal so groß gewesen wie vor der Abschaltung.
Dr. Alfred Körblein aus Nürnberg hat über viele Studien einen umfassenden und gut verständlich geschrieben Übersichtsaufsatz verfasst und in der Zeitschrift Arzneimittel- Therapie-Kritik & Medizin und Umwelt veröffentlicht. Körblein gibt darin auch Erklärungsansätze, wie diese erhöhten Erkrankungsraten ausgelöst sein können, obwohl alle bisher gültigen und offiziellen Abgabe-Grenzwerte eingehalten worden sind. Im Fokus bleiben die Abgaben von radioaktiven Partikeln und Gasen, die schon beim Normalbetrieb der Atomkraftwerke in die Umgebung abgeleitet werden, vor allem in der Zeiten der Brennelementewechsel.
„Wir gehen davon aus, dass das in Grohnde ähnlich zu werten ist“, sagt Claußen mit Blick auf die Messwerte. Es gibt allerdings noch keine Beweise, denn anstatt der vom niedersächsischen Umweltministerium angeforderten Halbstundenwerte für die Revision 2011 Jahr wurden lediglich Vierteljahreszahlen zur Verfügung gestellt.
- Die Belastungsspitzen bei den Revisionen könnten IPPNW zufolge die erhöhten Leukämieraten bei Kindern in der Umgebung der Atomkraftwerke erklären.
Die Frage nach erhöhten Krebs- und Leukämieraten bei Kindern, die in der Umgebung von Kernkraftwerken leben, beschäftigt die Fachwelt seit bald 30 Jahren. 2007 hatte die KiKK-Studie einen Zusammenhang zwischen AKW und Erkrankung nicht nachweisen können, dennoch festgestellt: Je näher ein Kleinkind an einem Atomkraftwerk wohnt, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es an Krebs erkrankt.
Die Webseite „AKW Grohnde – Nein Danke! “ fragt: Stimmen die Grenzwerte für den Normalbetrieb unserer Atomkraftwerke? Stimmen die Rechen- und Regelwerke, nach denen diese Grenzwerte berechnet worden sind? Schützen diese Grenzwerte uns Menschen oder nur den Weiterbetrieb der Atomkraftwerke?
Aus Protest gegen die ungeklärten Umstände hat die Anti-Atom-Initiative Göttingen eine „Karawane gegen Kinderkrebs“ angekündigt, die vom 21. bis 26. April über 90 Kilometer zu Fuss von Göttingen nach Grohnde ziehen wird. Am 26. April jährt sich der Jahrestag des Atomunfalls von Tschernobyl zum 26. Mal.
httpv://www.youtube.com/watch?v=2PiQTr0noL4
- Emissionsspitzen aus Atomkraftwerk Gundremmingen: Schützen amtliche Grenzwerte Embryonen?
20. November 2011 – Während einer Revision mit Wechsel von hochradioaktiven Brennelementen werden durch das Öffnen des Reaktordruckbehälters erhöhte Mengen radioaktiver Substanzen vom Atomkraftwerk über den Kamin in die Umgebung abgegeben. Zu Beginn der diesjährigen Revision in Gundremmingen erreichte die Edelgaskonzentration im Maximum das 500-fache des Werts vor der Revision. Der IPPNW sieht Embryonen auch bei Strahlungswerten untnerhalb der Grenzwerte gefährdet.
- Erhöhte Radioaktivität durch AKW-Revision
22. Juni 2011 – Die AKW-Betreiber loben das jährliche Abschalten ihrer Meiler zur “Revision” als Wartung, Überholung, Investition und Innovation. Mit Millionenbeträgen wird suggeriert, man erhöhe Sicherheit. Dabei ist das Gegenteil der Fall: Im Zeitraum dieser Abschaltungen ist die Abgabe an Radioaktivität höher als im “Normalbetrieb”.
- Grenzwerte für radioaktive Strahlung
Grenzwerte gaukeln in der Regel – insbesondere in Zusammenhang mit der Atomenergie – eine Ungefährlichkeit vor. Ist ein Grenzwert bestimmt, so sagt dieser in der Regel nichts über die tatsächliche Gefährlichkeit aus, sondern ist ein sogenannter ‘politischer Wert’, der das politisch Vertretbare ausdrückt. Grundsätzlich gilt, daß es für die Schädlichkeit radioaktiver Strahlung keinen Grenzwert gibt. Jede noch so kleine Menge ist schädlich.
- WHO-Chefin: Auch Niedrigstrahlung ist gefährlich
Bislang vertrat die WHO immer dieselbe Position wie die IAEA: So genannte “interne radioaktive Strahlung”, im Körper angereichert, sei nicht gefährlich. Damit ist nun Schluss: “Es gibt keine ungefährlichen Niedrigwerte radioaktiver Strahlung”, erklärte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan am Mittwoch bei einem kurzfristig anberaumten Treffen mit Mitgliedern der kritischen “Initiative für eine unabhängige WHO”.
- Niedrigstrahlung aus Atomkraftwerken im „Normalbetrieb“
Durch die Kernspaltung entstehen radioaktive Stoffe, die in unterschiedlichem Maße strahlen. Diffusionsfähige radioaktive Spaltgase gelangen nach und nach in den ersten Kühlwasserkreislauf. Durch nicht zu vermeidende Defekte an den Brennstäben treten andere radioaktive Spaltprodukte ebenfalls aus und gelangen bei der regelmäßig notwendigen Reinigung des Kühlwassers und anderen Instandhaltungsarbeiten in die Umwelt. Auch im Kühlmittel selbst entstehen radioaktive Stoffe, die nicht vollständig zurückgehalten werden können. Große bzw. größere Mengen radioaktiver Stoffe gelangen bei einem Störfall in die Umwelt.
Quellen (Auszug): grohnde.wordpress.com, taz.de; 10.04.2012