AKW Brokdorf muss komplett vom Netz
Das Atomkraftwerk Brokdorf bleibt vom Netz. Nachdem Betreiber E.ON einen kurzen Stopp zur Überprüfung von Brennelementehaltefedern angekündigt hatte, muss nun die für August geplante mehrwöchige Revision vorgezogen werden. Alle Brennstäbe sollen auf den Fehler untersucht werden. Atomkraftgegner fordern vergleichbare Untersuchungen in allen anderen Reaktoren.
Brokdorf war Ende März vom Netz genommen worden, nachdem gebrochene Niederhalte-Federn an den Brennelementen im Abklingbecken gefunden wurden. Seitdem befand sich der Meiler im standby, das Unternehmen hatte gehofft, schnell wieder Strom produzieren zu können. Gestern haben sich die Atomaufsicht Schleswig-Holstein und E.ON aber auf eine vollständige Abschaltung verständigt. Offenbar konnte innerhalb einer Woche trotz des Hinzuziehens von Experten die Ursache für das Brechen der Niederhalte-Federn nicht ermittelt werden oder es wird ein systematischer Fehler vermutet.
Die Niederhalte-Federn an Brennelementen sollen verhindern, dass sich die Brennstäbe im Betrieb abheben und im Falle einer Schnellabschaltung verhaken.
- Da im Reaktor Brennelemente der gleichen Charge sind, muss geklärt werden, ob an diesen auch Schäden sind.
Die ursprünglich für August 2012 geplante mehrwöchige Revision wird nun vorgezogen.Während dieses Zwangstillstands werden umfangreiche Wartungsarbeiten durchgeführt und verbrauchte Brennelemente gegen neue getauscht. Dabei sollen die Niederhalte-Federn aller Brennstäbe untersucht werden. Der Reaktorbehälter muss dafür geöffnet werden, was einen erhöhten Ausstoss von Radioaktivität bedeutet.
Atomkraftgegner fordern eine umfassende Untersuchung des Störfalls, der möglicherweise auch auf andere Reaktoren übertragbar ist:
„Wenn es sich um einen Materialfehler handelt, müssen alle Reaktoren mit Brennelementen des gleichen Herstellers sofort abgeschaltet werden. Verhaken sich die Federn bei einem Störfall, kann der Meiler nicht sofort abgeschaltet werden. Damit entsteht ein enormes Risiko, das im schlimmsten Fall zum GAU führen kann“, so Jan Becker von contrAtom. „Wenn schon eine kleine Feder ein so großes Gefahrenpotential birgt, bei dem am Ende ganze Landstriche unbewohnbar werden, dann fordern wir die Stilllegung aller Atomanlagen – sofort!“
- AKW Brokdorf störfallbedingt vom Netz
28. März 2012 – Das Atomkraftwerk Brokdorf ist seit heute abgeschaltet. An Brennelementen im Nasslager waren beschädigte Teile gefunden worden, nun müssen Experten das meldepflichtige Ereignis untersuchen. Ungeklärt ist auch eine Häufung von Krebsfällen um den Reaktor, der die Statistik an durchschnittlichen Störfällen seit Betriebsbeginn anführt. Atomkraftgegner erhöhen den Druck auf Betreiber E.ON: der Meiler muss sofort stillgelegt werden.
- Erhöhtes Krebs- und Leukämie-Risiko durch AKW-Revisionen
10. April 2012 – Einmal im Jahr werden die Atomkraftwerke abgeschaltet, um Wartungsarbeiten und einen Austausch von Brennelementen durchzuführen. In dieser etwa 14tägigen Zwangspause steigt anch Angaben des IPPNW die Radioaktivität im Nahbereich um die Reaktoren. Man solle in den Urlaub fahren, so die kritischen Ärzte. Das AKW Grohnde wurde am letzten Donnerstag zur Revision abgefahren.
- Reaktor aus, das Risiko bleibt: Wie sicher sind Brennelemente in Abklingbecken?
31. März 2012 – Selbst nach der Abschaltung liegen in deutschen Meilern noch immer hoch radioaktive Brennelemente in Abkühlbecken – ähnlich wie beim Katastrophenreaktor in Fukushima. Vor allem die Sicherheit von Isar 1 wird deswegen weiterhin heftig diskutiert.
Quelle (Auszug): ndr.de; 11.04.2012