Erneut defekte Brennelemente in Gundremmingen
Im Atomkraftwerk Gundremmingen Block B, das zur Zeit für die Revision abgeschaltet ist, sind drei defekte Brennelemente gefunden worden. Damit ist in der Regel eine erhöhte radioaktive Freisetzung verbunden. Atomkraftgegner fordern die Abschaltung der letzten Siedewasserreaktoren Deutschlands.
Ende März hatte der Betreiber des AKW auf einem Pressegespräch beiläufig erklärt, man habe erneut undichte Brennstäbe entdeckt. Nun ist dieser Verdacht bestätigt worden, als im Rahmen der jährlichen Revision insgesamt zwölf Brennelemente aus dem Reaktorkern ausgetauscht wurden. Eine Ursache steht nach Angaben des Betreibers noch nicht fest. Detaillierte Untersuchungen könnten erst in einigen Monaten beginnen, zuvor müssen die Brennelemente abklingen.
Das Ereignis wurde nach Angaben des Kraftwerks der Kategorie N (normal) des deutschen Meldesystems zugeordnet. Nach der internationalen Bewerungsskale INES sei des Ereignis in die niedrigste Stufe 0 (keine oder geringe sicherheitstechnische Bedeutung) eingeordnet worden.
In Gundremmingen ist dieser Störfall schon der zweite in diesem Monat. Anfang April war eine Funktionsstörung an einem Notstromdiesel gemeldet worden.
Atomkraftgegner weisen darauf hin, dass defekte Brennelemente offenbar regelmäßig auftreten und das Kühlwasser kontaminieren, so dass fast von systematischen Herstellungsfehlerngesprochen werden kann: Ende März wurden im AKW Brokdorf Schäden an Brennelementen gemeldet, Anfang Oktober 2011 aus dem AKW Gundremmingen-C, Mitte 2011 aus dem AKW Grohnde.
Oder aber in den Reaktoren werden die Brennstäbe zu hoch belastet. In der Vergangenheit war die Leistung von Gundremmingen-B um 40 Megawatt gegenüber der Inbetriebnahme erhöht worden.
In Gundremmingen stehen die letzten zwei Siedewasserreaktoren Deutschlands. Diese Bauart hat gegenüber der moderneren Druckwasserreaktoren nur einen Kühlkreislauf. Damit ist das Risiko einer radioaktiven Freisetzung bei einem Leitungsleck größer, weil dieser Wasserkreislauf die Betonhülle um den Reaktorkern verlässt.
„Schon jetzt steigt die radioaktive Belastung der Menschen in der Umgebung des AKW während der Revisionen. Defekte Brennelemente erhöhen das Risiko, immer wieder treten Störfälle auf und die Siedewasserreaktoren haben nachweislich geringere Sicherheitsreserven“, so Jan Becker von contrAtom. „Wir fordern die sofortige Stilllegung der alten Atomanlagen!“
- AKW-Leitung erwähnt beiläufig: Schon wieder undichtes Spaltelement im AKW Gundremmingen
27. März 2012 – Im Block B des AKW Gundremmingen ist wohl wieder ein Spaltelement undicht. Dies wurde von der AKW-Leitung heute beiläufig beim Jahrespressegespräch bekannt gemacht. Seit dem Jahr 2010 häufen sich im AKW Gundremmingen Vorkommnisse mit undichten Spaltelementen. Bis heute haben die verantwortlichen RWE-Manager noch nicht die Ursache geklärt, zumindest nicht den Bürgern mitgeteilt.
- Radioaktive Emissionsspitze zu Revisions-Beginn des Atomkraftwerks Gundremmingen
12. November 2011 – Das zwischen Ulm und Augsburg gelegene Atomkraftwerk Gundremmingen hat zu Beginn der Jahresrevision im September sehr viel mehr radioaktive Edelgase abgegeben als im vorherigen Leistungsbetrieb. Nach Angaben der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW lag die Emissions-Konzentration des Atomkraftwerks vor der Revision in der Größenordnung von drei Kilo-Becquerel pro Kubikmeter (kBq/m3).
- Atomausstieg? Die Wahrheit Teil 18: Zweierlei Mass in Gundremmingen – aber nicht die Sicherheit
18. Juli 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Und im Atomkraftwerk Gundremmingen wird mit zweierlei Maß gemessen – allerdings nicht mit der Sicherheit.
Quelle (Auszug): augsburger-allgemeine.de, kkw-gundremmingen.de; 13.04.2012