Urananreicherung in Gronau erreicht Maximum
Es ist ein falsches Spiel: nur wenige Monate, nachdem Deutschland sich dem Atomausstieg verschrieben hat, erreicht die Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau ihr Produktionsmaximum. Nach erfolgreichem Ausbau wird nun jedes dreizehnte AKW weltweit mit deutschem Atombrennstoff betrieben. Atomkraftgegner fordern die Bundesregierung auf, die Anlage umgehen zu schließen.
Die Gronauer Urananreicherungsanlage hat im September mit 4.500 Tonnen Urantrennarbeit pro Jahr ihre Spitzenkapazität erreicht – und versorgt nun 9% des Weltmarktes mit Uranbrennstoff. Diese Menge ist ausreichend für 32 Atomreaktoren. Bei 433 in Betrieb befindlichen Meilern läuft also etwa jedes dreizehnte mit Brennstoff aus Deutschland.
Die Anlage ist nachweislich unzureichend gegen einen gezielten Flugzeugabsturz gesichert. Zudem kann mit der gleiche Technologie, mit der Uran für Brennstäbe angereichert wird, auch höher angereichertes und für Atombomben taugliches Material hergestellt werden. Im Iran wurde eine vergleicbare Anlage sofort in den Zusammenhang mit einem Interesse an Nuklearbomben gebracht – und international kritisiert.
Bei der Anreicherung entstehen sog. „Tails“, abgereichertes Uran, dessen Weiterverwendung sich wirtschaftlich nicht lohnt. Trotzdem ist der Stoff radioaktiv und muss endgelagert werden. Der Anteil an Atommüll beträgt 85 Prozent, von 220 eingesetzten Tonnen landen 187 Tonnen in einem Zwischenlager. Lediglich 33 Tonnen werden weiterverarbeitet. „Tails“ wiederrum können zum Bau von panzerbrechender Uranmunition verwendet werden.
Um diese riesigen Atommüllmengen lagern zu können, wurde im letzten Monat mit dem Bau eines weitere Zwischenlagers begonnen. 60.000 Tonnen Uranmüll in Form von Uranoxid sollen künftig auf dem Gelände der UAA gelagert werden. Der langfristige Verbleib ist offen. Transporte in die russische Steppe, wo das Material unter offenem Himmel und mit dem Vorwand der Wiederverwendung billig entsorgt wurde, mussten nach Protesten von Atomkraftgegnern eingestellt werden. Kürzlich wurde bekannt, das die Bundesregierung plant, auch diese Atommüllberge im Salzstock Gorleben zu versenken.
Neben immer wieder gemeldeten Störfällen wie dem Austritt von strahlendem Material oder der Verseuchung von Mitarbeitern kommen hunderte von Transporten des giftigen Uranhexafluorid, das mittel LKW angeliefert wird. Kommt der Stoff bei einer Behälterleckage mit Wasser in Verbindung, entsteht Flusssäure, die noch ätzender als Salzsäure und sehr giftig ist. Uranhexafluorid ist zwar weder brennbar noch explosiv, aber ein Gammastrahler und hochgiftig. Seine radioaktive Strahlung ist zwar nur schwach, aber bei einer Uran-Halbwertzeit von 4,5 Milliarden Jahren bleibt ein einmal verstrahltes Gebiet dauerhaft kontaminiert.
Anfang September gaben die Energiekonzerne E.ON und RWE bekannt, dass sie aus der Produktion von Brennstoff aussteigen und ihre Beteiligung – jeweils ein Drittel – an der Betreiberfirma URENCO verkaufen wollen. Grund sei der Atomausstieg, der beiden Unternehmen Ausfälle in Milliardenhöhe beschert. Um wieder an Geld zu kommen, solle die Beteiligung am Urangeschäft verkauft werden.
„AKWs abzuschalten – und die Versorgung unangetastet zu lassen, das ist kein Atomausstieg sondern falsches Spiel zugunsten der Atomindustrie! Urenco liefert Brennelemente – und wir behält den Müll, vom dem niemand weiss, wohin damit“, so Jan Becker von contrAtom. „Wir fordern die sofortige Stilllegung der Uran-Anlage, die völlig konträr zu den deutschen Zielen zum Ausbau der Erneuerbaren Energien steht!“
Atomkraftgegner aus dem Münsterland engagieren sich seit Jahren für eine Stilllegung der Anlage. Am 04.02.2012 ist eine international besetzte Urankonferenz in Münster geplant, am 1. Jahrestag der Fukushima-Katastrophe am 11. März eine große Demonstrationen.
- weitere Informationen: www.sofa-ms.de, www.urantransport.de
- Atomausstieg? – Die Wahrheit Teil 10: Die Brennstofffertigung für AKW wird ausgebaut
1. Juli 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Aber die Brennstoffproduktion und Herstellung von Brennelementen wird ausgebaut.
Quellen (Auszug): www.urantransport.de, taz.de; 11.10.2011