Sieben Millionen Japaner gegen Atomkraft / Deutschland hat den GAU fast vergessen
Nach der Atomkatastrophe von Fukushima haben in Japan 7,23 Millionen Menschen eine Petition gegen Atomkraft unterschrieben. Bis Mitte Juli würden zehn Millionen Unterschriften angestrebt, erklärten in Tokio die Organisatoren der Initiative. In Deutschland wittert die Atomlobby aufgrund steigender Energiepreise neue Möglichkeiten für AKW-Laufzeitverlängerungen.
Man muss dem Kind einen Namen geben: In der Politik und Industrie werden ein Jahr nach dem Beschluss zum Atomausstieg Laufzeitverlängerungen für die letzten neun Atomkraftwerke gefordert. Im Herbst 2010 waren pauschale Betriebsverlängerungen beschlossen worden, die nach massivem Druck aus der Bevölkerung nach einem halben Jahr wieder rückgängig gemacht werden mussten.
Eine knappe Mehrheit von 53 Prozent der Deutschen ist einer Umfrage zufolge dafür, den Ausstieg aus der Atomenergie im Zweifel zu verschieben, damit die Strompreise nicht zu stark steigen. Dagegen meinen 42 Prozent, die Bundesregierung sollte alle denkbaren Maßnahmen ergreifen, damit der Ausstieg aus der Atomkraft gelingt, auch wenn sich dadurch die Strompreise erhöhen, wie eine am Mittwochabend in Köln veröffentlichte Umfrage des Instituts Infratest dimap im Auftrag der ARD ergab. Das Institut befragte am Montag und Dienstag 1.001 Wahlberechtigte telefonisch.
In Japan hingegen sind vier Fünftel aller Menschen für eine Abschaffung der Atomkraft. Mehr als 7 Millionen Menschen unterzeichneten eine Ausstiegs-Petition. Derzeit sind alle AKW im Land vom Netz.
Es ist zynisch, dass in unserem Land, das von den Auswirkungen der Nuklearkatastrophe weitestgehend verschont geblieben ist, so schnell vergessen wird.
Atomkraftgegner warnen vor einer Diskussion, die sich einmal mehr von Atompropaganda und einzig dem Blick auf die Finanzen bestimmen lässt:
„Hundertausende haben nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima der künftigen Nutzung von Atomenergie eine klare Absage erteilt. Die Bundesregierung hat den demonkraftischen Auftrag für eine kompromisslose Energiewende bekommen. An der Umsetzung harkt es noch gewaltig – was vor allem am Widerstand der großen Konzerne und Denkblockaden in der Politik liegt“, so Jan Becker von contrAtom. „Angesichts der aktuellen Diskussion können wir die Verantwortlichen nur warnen: Wer am Atomausstieg rüttelt, der wird einen Proteststurm ernten!“
- Ein Jahr Energiewende – Atomlobby bastelt an Comeback
5. Juni 2012 – Ein Jahr nach dem Beschluss der Bundesregierung zum stufenweisen Atomausstieg bis zum Jahr 2022 ist die Energiewende in Deutschland noch nicht soweit, wie sie sein könnte. Würden alle Politiker an einem Strang ziehen, wäre der Kraftakt, der mit der Reaktorkatastrophe von Fukushima eingeläutet wurde, effektiver und gerechter zu meistern. Aber im Gegenteil basteln Atomlobby und -industrie gemeinsam mit der Politik an einem Comeback der alten Atomkraftwerke.
- Die Wahrheit zum Atomausstieg
5. Juni 2012 – Deutschland steigt aus. Ein Medienrummel, eine Anti-Atom-Kanzlerin, der (ehemalige) Umweltminister Röttgen wird zum AKW-Abschalter. Doch ein ganz dicker Brocken ist im Zusammenhang mit dem neuen „Konsens“ über den Atomausstieg auf der Strecke geblieben.
Quellen (Auszug): abendblatt.de, welt.de; 07.06.2012