Mehr als 1.000 Atommüllfässer in Zwischenlagern beschädigt
In deutschen Atommülllagern befinden sich nach Erhebungen aller Länder mehr als 1.000 defekte Atommüllfässer. Alarmiert wurden die behörden nach Funden im AKW Brunsbüttel, wo Fässer durchgerostet waren. Atomkraftgegner fordern nach dem jüngsten Skandal ein sicheres statt ein wirtschaftliches Entsorgungskonzept.
Zu zehntausenden lagern die 200-Liter-Fässer, gefüllt mit schwach- und mittelaktiven Abfällen aus Atomkraftwerken und -anlagen in den zahlreichen Zwischenlagern und warten auf eine Entsorgungslösung. Da es diese seit Beginn der Nutzung von Atomkraft nicht gibt, lagern die Behälter teilweise schon sehr lange dort. Im AKW Krümmel zum Beispiel seit 1984. Und teilweise in einem miserablen Zustand, wie im Dezember 2011 in Kavernen unter dem AKW Brunsbüttel, wo seit 1981 Fässer eingelagert werden, festgestellt wurde: völlig verrostet und teils bereits zersetzt.
In einer am Mittwoch vom Bundestag veröffentlichten Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Fraktion wird jetzt deutlich, um welches Ausmass es sich bei dem jüngsten Skandal in der Atommüll“entsorgung“ handelt: von insgesamt rund 26.000 Fässern weisen etwa 1.000 Fässer mit schwach- und mittelradioaktivem Müll Korrosionsspuren auf. Zumeist seien dies Lackschäden, Radioaktivität ist nach Betreiberangaben bislang in keinem Fall ausgetreten.
Atommüll ansich ist schon ein Skandal. Er ist eine hochgefährliche Hinterlassenschaft für zahlreiche Folgegenerationen, der perspektivlos in Zwischenlagern auf eine Idee wartet, was schlussendlich mit ihm geschehen soll. Mit jedem Reaktorbetriebstag wird der Müllberg größer. Aber auch der Umgang mit den schon bestehenden Strahlenabfällen ist ein Skandal: Über die “Experimente” in der Asse, wo nicht-rückholbare Lagerung getestet wurde, bis zur Versenkung von Atommüll in Ozeanen, an denen sich Deutschland Ende der 60er Jahre mindestens einmal beteiligte. Das ist aber Vergangenheit, ist als umweltzerstörend anerkannt und nicht mehr durchsetzbar. Doch nach der Entdeckung von durchgerosteten Fässern drängt sich der Verdacht auf, dass die Betreiber an Verantwortung nichts dazugelernt haben.
„Wir fordern von den Betreibern der Atomkraftwerke ein Entsorgungskonzept, bei dem Sicherheit und Schutz der Bevölkerung an erster Stelle steht“, so Jan Becker von contrAtom. „Besonders der Abbau der Anlagen, bei dem gegenüber des Betriebs kein Geld mehr verdient werden kann, findet nach wirtschaftlichen Überlegungen statt: so billig wie möglich. So wird offenbar auch die Lagerung des Atommülls gehandhabt – das ist ein Skandal!“
- Verantwortungslose Atommülllagerung: Fässer verrotten in Kavernen
20. März 2012 – Dass in der russischen Steppe Atommüll in Fässern langsam vor sich hinrottet, ist bekannt. Auch in der Asse wurde so ein Umweltkatastrophe provoziert. Nach den Entdeckungen im Kavernen-Lager im AKW Brunsbüttel und dem Fund von defekten Fässern in Neckarwestheim ist bekannt geworden, dass auch unter dem AKW Krümmel strahlende Fässer lagern. Ihr Zustand ist unbekannt. Der aktuelle Atommüllskandal reiht sich nahtlos an den verantwortungslosen Umgang mit den Stoffen in der Vergangenheit.
- Schwachradioaktiver Atommüll landet in alten Bergwerken und auf Deponien
26. Januar 2012 – Alle reden von Schacht Konrad, wenn es um den Abbau von Atomkraftwerke geht, denn dabei fallen bekanntlich erhebliche Mengen schwach-radioaktiver Stoffe an. Diese sollen im ehemaligen Erzbergwerk bei Salzgitter unter die Erde gebracht werden – dessen Inbetriebnahme wegen Sicherheitsbedenken aber seit Jahren blockiert wird. Doch tatsächlich landen schon heute große Mengen radiaoktives Material “freigemessen” auf Hausmülldeponien oder in Untertagedeponien.
Quelle (Auszug): welt.de; 20.06.2012