Sprengstoff in schwedischem AKW
Auf dem Gelände des schwedischen Atomkraftwerkes Ringhals ist bei einer Routinekontrolle Sprengstoff auf einem Lastwagen entdeckt worden. Ein Block des AKW musste krüzlich notabgeschaltet werden. Auch in Spanien und der Schweiz kam es zu Störfällen. „Miserabel“ sei die Sicherheitskultur in europäischen Atomanlagen, so Atomkraftgegner.
Der in Ringhals an einem Feuerlöscher befestigte Sprengstoff ist laut Betreiber Vattenfall «ziviler Sprengstoff», wie man ihn etwa bei Bauarbeiten verwende. Explosionsgefahr habe nicht bestanden, weil kein Zündmechanismus installiert gewesen sei. Sicherheitskräfte hatten am Mittwoch einen LKW beim Einfahren in den inneren Bereich um die vier Reaktoren kontrolliert, und den Sprengstoff gefunden. Eine Durchsuchung des Geländes brachte keinen „konkreten Verdacht auf eine Sabotageaktion“. Trotzdem wurde die Alarmbereitschaft in allen drei AKW in Schweden erhöht. Sprengstoff, an einem Reaktor ganz gezielt genutzt, kann einen Super-GAU auslösen.
Erst am Montag war es in Block zwei zu einer Störung gekommen, in der Folge der Reaktor abgeschaltet werden musste. Öl war aus einem Transformator ausgelaufen.
Auch in Spanien ist ein Reaktor unplanmäßig abgeschaltet worde: Bei einem Brand an einem Transformator außerhalb des Reaktors Almaraz in der Region Extremadura wurde zudem ein Arbeiter verletzt, so die Atomaufsichtsbehörde CSN.
Auch der älteste Reaktor der Welt, das Schweizer AKW Beznau-1 sorgt weiter für Schlagzeilen: Bei der derzeit laufenden Jahresrevision ist eine Unregelmässigkeit an einer Schweissnaht im Innenteil des Reaktordeckels entdeckt worden. Ersetzt werden im Rahmen der diesjährigen Revision unter anderem auch ein Teil der Frischdampfleitungen, Leitungen des primären Nebenkühlwassers, die Kondenser-Reinigungsanlage der Turbine, die Kondensatoren der Schutzleittechnik im Notstandsystem und diverse Niederspannungskomponenten in der Stromverteilungsanlage.
Aus Japan werden Unregelmäßigkeiten aus dem am Samstag als erste Anlagen wieder in Betrieb genommenen AKW Ohi gemeldet. Wegen einem zu niedrigen Wasserstand in einem Kühltank des Generators von Reaktor 3 wurde Alarm ausgelöst.
Im Atomkraftwerk Emsland wurde während der laufenden Revisionsarbeiten ein Riss an einer Absaugleitung am Gehäuse einer Hauptkühlmittelpumpe gefunden. Das berichtet Betreiber RWE gestern auf seiner Webseite. Aus dem stillgelegten AKW Isar-1 musste Betreiber E.On gestern eine Öl-Leckage an einem Notstromdiesel melden.
Heute (21.06.) meldeten die AKW-Betreiber RWE und EnBW zwei Störfälle: in Philippsburg-2 wurden während der derzeitigen Revision Schäden an Brennelemente-Hüllrohren gefunden. Die an den Rohren anhaftende Oxidschicht überschritt die erwarteten Werte und hatte sich stellenweise gelöst. Im stillgelegten AKW Biblis sind nach identischen Fehlern in anderen deutschen Anlagen vorsorglich Feinsicherungen auf elektronischen Baugruppen überprüft worden. Dabei sind laut RWE nicht spezifikationsgerechte Feinsicherungen gefunden worden, die ausgetauscht werden mussten.
Das AKW Philippsburg-2 führt die Statistik der Störfälle in diesem Jahr mit mindestens acht meldepflichtigen Ereignissen vor Grafenrheinfeld (vier Störfälle) an.
„Alles in allem zeigen die zahlreichen Vorkomnisse die Sicherheitskultur in den europäischen Atomkraftwerken“, so Jan Becker von contrAtom. „Diese ist miserabel. Wir fordern daher die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen!“
- Noch mehr Störfälle in deutschen AKW
14. Juni 2012 – In den letzten zwei Tagen sind erneut Störfälle aus deutschen Atomkraftwerken gemeldet worden. Besonders das AKW Philippsburg-2 fällt dabei auf, denn es führt die Statistik seit Jahresbeginn mit Abstand an. Atomkraftgegner fordern: Stilllegen – sofort!
Quellen (Auszug): dpa, derstandard.at, www.nachrichten.at, www.handelszeitung.ch, rwe.com, www.spreadnews.de, enbw.com, eon-kernkraft.de; 21.06.2012