Mauerbau um Zwischenlager – alles sicher?
Im ganzen Land werden die oberirdischen Zwischenlager für nuklearen Müll mit zehn Metern hohen Mauern gegen Einwirkungen von Außen nachgerüstet. Ein Eingeständnis, dass die Lager zur Zeit nicht „sicher“ sind. Doch geht es tatsächlich nur um mögliche Terroranschläge? Diese Frage stellt das aktuelle Greenpeace Magazin.
Noch in diesem Jahr sollen alle 16 atomaren Zwischenlager in Deutschland hinter zehn Meter hohen und 85 Zentimeter dicken Stahlbetonmauern verschwinden. Diesen Mauerbau hat das Bundesumweltministerium angeordnet – wegen „Terrorgefahr“, die Kosten in Millionenhöhe sollen die AKW-Betreiber tragen. Der plötzliche Optimierungsbedarf bestehe aufgrund „neuer Erkenntnisse über Tatmittel und Täterverhalten“.
Bei den oberirdischen Zwischenlagern handelt es sich um dünnwandige Lagerhallen, die in den vergangenen Jahren an allen AKW-Standorten eingerichtet wurden. Zentrale Lagerstätten befinden sich darüber hinaus in Ahaus, Lubmin und Gorleben. Auch in Jülich und Karlsruhe werden größere Mengen Atommüll „zischengelagert“.
In allen betroffenen Gemeinden werden nun im Eilverfahren und ohne nähere Begründung Bauanträge durchgedrückt. An den bayerischen Standorten Gundremmingen und Isar II rücken schon die ersten Kräne und Bagger an.
- Und überall stellen sich die gleichen Fragen: Waren die oberirdischen Zwischenlager für atomaren Müll bisher nicht sicher? Und welchen Schutz bieten diese Mauern?
Für die Gorleben-Gegner ist die Sache klar: Augenwischerei sei das, so der Sprecher der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg Lennart Müller. Tatsächlich gehe es vielmehr darum, durch die Abschirmung die Strahlenemissionen zu verringern. Im Vorfeld des jüngsten Castor-Transports hatte die offizielle Strahlenmessstelle am Zwischenlager in Gorleben erhöhte Strahlungen gemessen.
Heinz Smital, Atomexperte bei Greenpeace weist darauf hin, dass die Mauern bei einem Angriff von oben „wenig hilfreich“ seien. Zudem könnten panzerbrechende Waffen auch dieses Material durchdringen. Die Mauern, so sein Resümee, böten einzig den Politikern Schutz – vor dem Vorwurf der Untätigkeit.
- Crash-Tests für Atommüll-Zwischenlager gestartet
8. Juni 2012 – Das Bundesumweltministerium hat Stresstests für die atomaren Zwischenlager und weitere Atom-Einrichtungen gestartet. Bis Mitte August sollen bundesweit die Betreiber von entsprechenden Anlagen auf den Schutz vor extremen Erdbeben, Flugzeugabstürzen, Hochwasser, Wetterkatastrophen, Explosionen, Stromausfällen und Bränden befragt werden. Atomkraftgegner monieren fehlende Schutzkonzepte und fordern einen Einlagerungsstopp.
- Stresstest für Zwischenlagerhalle Gorleben: Verspätetes Handeln zeugt von Verantwortungslosigkeit
13. Februar 2012 – Als Konsequenz aus der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima sollen neben den Atomkraftwerken nun auch alle deutschen Zwischenlager für Atommüll einem Stresstest unterzogen werden. Besonders soll nun endlich auch der gezielte Absturz eines Flugzeuges auf die Lagerhallen, in denen für Jahrzehnte hochradioaktiver Atommüll abgestellt wird, untersucht werden. Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg hält der Regierung Verantwortungslosigkeit bis zum heutigen Tage vor.
- Zwischenlager: Schutzmauern für mehr Sicherheit
12. Januar 2012 – An keinem anderen Ort in Deutschland lagert so konzentriert eine riesige Menge hochradioaktiver Atommüll: die Zwischenlager an den Atomkraftwerken und die Hallen in Gorleben, Ahaus und Lubmin. Allesamt sind nicht ausreichend gegen “Einwirkungen von außen” geschützt – und sollen nun Betonmauern für mehr Sicherheit bekommen. Atomkraftgegner sehen vor allem eines: das Eingeständnis, das die Lager bis heute unsicher sind.
- Katastrophenschutz? Beim Castor und in Gorleben Fehlanzeige
6. Dezember 2011 – Der Castor und das Zwischenlager sind sicher und eine Katastrophe ist nicht vorgesehen. Denn Katastrophenschutzpläne der betroffenen Landkreise Lüneburg und Lüchow-Dannenberg gibt es nicht. Das soll sich jetzt zwar ändern, Atomkraftgegner sehen in der ignoranten Durchsetzungspolitik System, denn die zugrunde liegenden Szenarien sind absurd.
- Zwischenlager in Philippsburg ist sicherer als Gorleben
19. Oktober 2011 – Gorleben ist bisher das einzige genehmigte Zwischenlager für hochradioaktiven Atommüll – aber lange nicht das sicherste. Am Atomkraftwerk im baden-württembergischen Philippsburg wären die Castorbehälter besser aufgehoben. Das zeigt eine Studie, die Greenpeace am Mittwoch in Stuttgart vorgestellt hat.
Quelle (Auszug): greenpeace.de, 27.06.2012