Finnland: Noch mehr Verzögerung beim EPR-Bau

Dieses Mal gibt der französische Atomkonzern AREVA nicht mal mehr ein neues Datum für die Fertigstellung an: das finnische AKW Olkiluoto-3 sollte ein Vorzeige-Meiler mit neuester ERP-Technologie werden. Doch die Probleme wollen einfach nicht enden – ein finanzielles Desaster zeichnet sich ab. Und der Widerstand wächst.

Die Inbetriebnahme des dritten Reaktors am finnischen Standort Olkiluoto verzögert sich erneut. Der Reaktor wird nach Angaben des Betreibers TVO nun nicht wie geplant 2014 ans Netz gehen. Grund dafür sei, dass die Installationsarbeiten und die Einrichtung der Automatisierungstechnik nicht mehr im Zeitplan lägen. Einen neuen Termin nannte der Energiekonzern nicht. Für den Zeitplan verantwortlich sei der Anlagenbauer, so das finnische Energieunternehmen. Der Meiler wird seit 2005 vom deutsch-französischen Konsortium Areva-Siemens gebaut.

Die Inbetriebnahme des Meilers, der in Europa die „Renaissance“ der Atomkraft einläuten sollte, war für 2009 geplant. Durch die wiederholten Verzögerungen sind die Baukosten explodiert: „schlüsselfertig“ hatten Areva/Siemens das Kraftwerk für drei Milliarden Euro angeboten, bis heute haben sich die Kosten auf etwa 6,6 Milliarden Euro mehr als verdoppelt.

TVO streitet seit Jahren mit dem Baukonsortium, wer die Verantwortung für die Verzögerungen trägt und für die zusätzlichen Kosten aufkommen soll. Anfang Juli hatte das Internationale Schiedsgerichtshof entschieden, dass Siemens keine Verantwortung für die Verzögerung habe und dem Konzern 125 Mio. Euro zugesprochen. In Olkiluoto sind die deutschen Ingenieure für die konventionellen Teile der Arbeiten zuständig. Der Konzern hatte sich nach Fukushima gänzlich vom AKW-Bau verabschiedet.

Atomkraftgegner kritisieren den Reaktorbau mit deutscher Beteiligung und warnen vor finanziellen Desastern: An einem weiteren Standort will E.ON ein Atomkraftwerk bauen. In Pyhäjoki sollen weitere Blöcke entstehen, doch auch Finnland hat keine Lösung für den anfallenden Atommüll. Greenpeace weist darauf hin, dass E.ON ein eigenes Endlager bauen müsste, weil ein bestehendes Forschungsprojekt für ein Endlager am Standort Olkiluoto den zusätzlichen Müll nicht aufnehmen will.

Laut Berechnungen könnte das Neubauprojekt von Pyhäjoki über 18 Milliarden Euro kosten. Zudem wird der Widerstand in der Region immer stärker.

„Ein finanzielles Desaster wie in Olkiluoto ist auch für das Neubauprojekt in Pyhäjoki zu erwarten. E.on muss sofort aus diesem Irrsinns-Projekt aussteigen – sonst wird sich Pyhäjoki zum nuklearen Alptraum für E.on entwickeln“, so Greenpeace.

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Quellen (Auszug): nachrichten.finanztreff.de, solidbau.at, 19.07.12; ftd.de, 06.07.12; greenpeace.de, 25.07.12