„Zu teuer“: Weltgrößter AKW-Ausrüster verabschiedet sich von Atomkraft
Einer der größten Ausrüster für Atomkraftwerke in aller Welt verabschiedet sich von der Technologie. Man könne irgendwann die wirtschaftliche Seite „einfach nicht mehr ignorieren“, denn Atomkraft würde durch staatliche Subventionen billig gehalten, so der Chef des amerikanischen Unternehmens General Electric. Atomkraftwerke werden von anderen Energieformen verdrängt – nicht aus Idealismus, sondern wegen der Kosten.
„Es ist schwierig die Kernkraft zu rechtfertigen, wirklich schwierig“, so Jeffrey Immelt.
Die havarierten Reaktoren von Fukushima wurden von seinem Konzern gebaut, die Defizite im Notkühlsystem waren seit Jahren bekannt. Im Gegensatz zu vielen anderen Lobbyisten in Wirtschaft und Politik spielt für Immelt der Super-Gau in Fukushima eine bedeutsame Rolle bei der Umorientierung. Erdgas und Wind stünden heute im Vordergrund, sie seien „dauerhaft billig“, weshalb die meisten Länder ihre Stromerzeugung auf diese Energieträger, aber auch auf Solarenergie ausrichten werden. Mit seinen Worten macht Immelt deutlich, dass sogar für den Atomkraftwerksbauer die gefährlichen Meiler Auslaufmodelle sind.
Analysten schätzen GEs Umsatz aus dem Atomgeschäft im Rahmen eines Joint Ventures mit dem japanischen Konzern Hitachi auf 1 Mrd. Dollar – weniger als ein Prozent des jährlichen Konzernumsatzes. Entgegen des US-Konzerns hält sein japanischer Partner Hitachi trotz Fukushima an der Atomkraft fest. Bis 2030 möchte der Konzern weltweit 38 Reaktoren bauen, vor allem in Osteuropa und auf dem asiatischen Festland. „Wir haben aus Fukushima gelernt“, erklärte das Unternehmen, vor allem bei der Erdbebensicherheit. Deshalb könne Hitachi „die sicherste Atomkraftwerkstechnik der Welt“ anbieten.
Hitachi konnte davon kürzlich das litauische Parlament überzeugen. Es stimmte dem Bau des AKWs Visaginas, unweit der alten Reaktoren von Ignalina, zu. Dort soll zugunsten der Energieunabhängigkeit des Landes ein 1.300-Megawatt-Siedewasserreaktor von Hitachi-GE Nuclear Energy gebaut werden. Allerdings nur dann, wenn eine Volksabstimmung zugunsten des Projekts ausfällt. Litauische Atomkraftgegner haben Mitte Juli diesen Teilerfolg errungen, nun sind 2,7 Millionen Menschen aufgerufen, gleichzeitig mit den Parlamentswahlen am 14. Oktober Ja oder Nein zum Statement sagen: „Ich unterstütze die Konstruktion eines neuen nuklearen Kraftwerks in Litauen.“
- Mythos der “sicheren Atomkraft” ist Schuld an Fukushima
23. Juli 2012 – Die Atomkatastrophe in Fukushima ist nach Ansicht der japanischen Regierung auch Folge eines “Sicherheitsmythos”, das die Atomlobby jahrzehntelang um die Atomkraft aufgebaut hat. Die Atomaufsicht habe zu sehr auf die Sicherheit der Atomkraft vertraut, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Abschlussbericht eines offiziellen Untersuchungsgremiums des Fukushima-GAU. Diese falsche Annahme ist die Grundlage für den derzeitigen Weiterbetrieb der AKW auf der ganzen Welt, merken Atomkraftgegner an.
- Der Neubau von Atomkraftwerken ist ein höchst riskantes Spiel
22. April 2012 – Es ist nicht nur die ungelöste Entsorgung des Atommülls oder die latente Gefahr eines schweren Unfalls. Laut eines Berichts der britischen Energy Fair Group muss sich jeder, der Investitionen in neue Atomkraftwerke in Betracht zieht, mit fünf wesentlich Risikobereichen auseinandersetzen: Marktrisiko, Kostenrisiko, Subventionsrisiko, politisches Risiko und Baurisiko. Im Ergebnis ist der Neubau von Atomkraftwerken ein höchst riskantes Spiel.
- Atomausstieg? Die Wahrheit Teil 23: Hermesbürgschaften sorgen für den nächsten GAU
18. August 2011 – Deutschland steigt aus. Bis 2022 sollen in einem Stufenplan alle Atomkraftwerke abgeschaltet werden, das erste bereits 2015. Schwarz/gelb feiert das eigene Einknicken im Fortbestand der Atomenergie als Erfolg, rot/grün stimmt mit dem Argument “alternativlos” zu. Doch mithilfe von Hermesbürgschaften zum Bau neuer Atomkraftwerke hilft die Bundesregierung zahlreichen Staaten ihre Atomprojekte zu realisieren.
Quellen (Auszug): heise.de, 01.08.2012; focus.de, 31.07.2012; ftd.de, 30./31.07.2012; taz.de, 18.07.2012