134.000 Unterschriften gegen Hermesbürgschaften
Die parlamentarische Sommerpause in Berlin nutzt die FDP dieses Jahr für eine sogenannte Deutschlandtour. Dabei stehen zum Teil auch Spitzenpolitiker/innen der Bevölkerung Rede und Antwort. In Heidelberg war gestern Entwicklungshilfeminister Niebel zu Gast und bekam über 134.000 Unterschriften gegen eine Exportbürgschaft zum Bau des brasilianischen AKWs Angra 3 überreicht.
„Wenn die Regierung den nach dem GAU in Fukushima beschlossenen Atomausstieg wirklich ernst meint, darf sie auch nicht länger das tödliche Atomrisiko exportieren“, so Fritz Mielert von campact. „Es ist schizophren, hierzulande aus der Atomkraft auszusteigen und gleichzeitig den Bau von Atomreaktoren in Brasilien, China, Indien, Finnland und Großbritannien mit Hermes-Bürgschaften zu fördern. Gleichzeitig sind viele der in Schwellenländern geplanten Meiler weit von westeuropäischen Sicherheitsstandards entfernt.“
Bisher hat die Bundesregierung lediglich eine Grundsatzzusage für eine 1,3-Milliarden-Bürgschaft erteilt – die eigentliche Bürgschaft steht noch aus. Diese Zusage wird im halbjährlichen Turnus verlängert, da sich die verantwortlichen Minister bisher um eine Entscheidung drücken. Der nächste Turnus endet am 22. September 2012. Dabei wäre ein Ausstieg aus der Finanzierung aufgrund der durch Fukushima geänderten Sicherheitseinschätzung problemlos möglich. Doch die Regierung hangelt sich von oberflächlichem Gutachten zu oberflächlichem Gutachten und zieht zu deren Bewertung noch nicht einmal den Sachverstand aus dem Umweltministerium hinzu.
Ein Gutachten im Auftrag der Umweltorganisation urgewald kam zu brisanten Ergebnissen. So erfolgte die Genehmigung von Angra 3 aufgrund einer fehlerhaften und unvollständigen Sicherheitsanalyse. Gleichzeitig sind die Faktoren, die bei Fukushima zur Katastrophe geführt haben, teilweise auch bei Angra 3 gegeben. Dazu gehören falsche Annahmen, ein ungeeigneter Standort und veraltete Technik.
- Deutsche Hermesbürgschaft: Neues Gutachten zu Angra 3 ist da – aber nicht für die Öffentlichkeit
16. April 2012 – Im Wirtschaftsministerium ist vor wenigen Tagen ein neues Gutachten zum brasilianischen Atomkraftwerk Angra 3 eingegangen. Es setzt sich mit der Situation in Brasilien nach Fukushima auseinander und prüft Probleme wie Erdbeben, Erdrutsche, Hochwasser, Notfallstromversorgung und Evakuierungspläne. Erstellt hat es das Institut für Sicherheitstechnologie (ISTec) im Auftrag von Areva, die für Zulieferungen zu Angra 3 eine Hermesbürgschaft in Höhe von 1,3 Milliarden Euro haben wollen.
- Bundesregierung plant Milliardenbürgschaft für Brasiliens Risiko-AKW
6. März 2012 – Die Genehmigung des in Brasilien geplanten neuen Atomkraftwerkes Angra 3 erfolgte aufgrund einer fehlerhaften und unvollständigen Sicherheitsanalyse. Dies belegt eine aktuelle Studie, die Urgewald und Greenpeace heute auf einer gemeinsamen Pressekonferenz vorstellen. So wurde die technische Sicherheitsüberprüfung auf Grundlage von Daten eines nicht baugleichen Atomkraftwerkes erstellt.
- Neue Hermesbürgschaftsanfragen zeigen Halbherzigkeit des deutschen Atomausstiegs
17. Dezember 2011 – Die Bundesregierung hat auf die schriftliche Frage des Grünen Bundestagsabgeordneten Sven-Christian Kindler mitgeteilt, dass es Anfragen für Bürgschaften für die Atom-Projekte Wylfa in Großbritannien, Pyhäjoki in Finnland und Jaitapur in Indien gibt. Darüber hinaus gibt es Anträge für Zulieferungen zu einem AKW-Neubau in China und bereits eine Grundsatzzusage für das Atomkraftwerk Angra 3 in Brasilien.
- Schwarz/gelb hält an Kredit für brasilianisches AKW fest
23. September 2011 – Es steht in Erdbebenregion, der Katastrophenschutz ist mangelhaft und der Reaktortyp veraltet. Trotzdem verlängert Schwarz-Gelb die Finanzzusage für das im Bau befindliche brasilianische Akw Angra 3. Atomkraftgegner kritisieren die Entscheidung und fordern, das die Regierung zum Atomausstieg stehen muss.
Quelle (Auszug): campact.de / Fritz Mielert; 02.08.2012