Grohnde: „Entsetzen“ über Katastrophenschutzplan für Super-GAU
Atomkraftgegner haben den seit Kurzem öffentlich zugänglichen Katastrophenschutzplan des Landkreises Hameln-Pyrmont zum Atomkraftwerk Grohnde durchgearbeitet und sind „entsetzt“. Die Behörden gehen immernoch davon aus, dass eine Evakuierung von 10 Kilometern um das AKW bei einem GAU ausreichen würde.
Zwar sei der Plan, der bei einem schweren Unfall im Atomkraftwerk mit Austritt von Radioaktivität die Sicherheit der Bevölkerung gewährleisten soll, nach Protesten jetzt auch im Internet einsehbar, am mangelhaften Inhalt ändert das aber nichts:
„Es hat dem Plan nicht gut getan, dass er offenbar jahrzehntelang nur im Giftschrank lag“, erklärte Bernd Schlinkmann vom Anti-Atom-Plenum Weserbergland gegenüber dapd. „Spätestens seit Tschernobyl hätte man erwarten können, dass selbst die Behörden erkennen, dass eine Evakuierung lediglich im Umkreis von zehn Kilometern um ein Atomkraftwerk völlig unzureichend ist.“
Auch aus Fukushima sind keine Konsequenzen gezogen worden, neuere Berechnungen zur Ausbreitung von Radioaktivität vom Bundesamt für Strahlenschutz werden ignoriert.
Atomkraftgegner vermissen seit Jahren das Eingeständnis der Behörden, Politik und Betreiber, dass ein Schutz für die Bevölkerung bei einem Super-GAU unmöglich ist. Die Situation spitzt sich bei Anlagen in der Nähe von Großstädten dramatisch zu. Innerhalb von wenigen Stunden müssten Millionen Menschen evakuiert werden. Simulationen von Greenpeace belegen, dass ein GAU je nach Wind- und Niederschlagsverhältnissen nicht nur Deutschland sondern halb Europa großflächig unbewohnbar machen könnte.
„Seit Jahrzehnten werden die Gefahren bewusst ignoriert, weil eine realistische Bewertung des Risikos unweigerlich zur sofortigen Stilllegung aller Atomanlagen führen würde“, so Jan Becker von contrAtom. „Angesichts des jederzeit möglichen Super-GAU müssen die verbleibenden neun AKW in Deutschland sofort vom Netz!“
weitere Informationen: www.grohnde-abschalten.de
- Sammeleinwendung gegen Katastrophenschutzplan für das AKW Grohnde
31. Juli 2012 – Bürgerinitiativen und Umweltorganisationen haben eine Sammeleinwendung gegen den Entwurf des Katastrophenschutzplans zum Atomkraftwerk Grohnde veröffentlicht. So sollen möglichst viele Menschen Einspruch gegen die Pläne einlegen, die bei einem Super-GAU die “Sicherheit” sicherstellen sollen. Atomkraftgegner betonen, dass die Pläne unrealistisch und veraltet sind.
- Mythos der “sicheren Atomkraft” ist Schuld an Fukushima
23. Juli 2012 – Die Atomkatastrophe in Fukushima ist nach Ansicht der japanischen Regierung auch Folge eines “Sicherheitsmythos”, das die Atomlobby jahrzehntelang um die Atomkraft aufgebaut hat. Die Atomaufsicht habe zu sehr auf die Sicherheit der Atomkraft vertraut, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Abschlussbericht eines offiziellen Untersuchungsgremiums des Fukushima-GAU. Diese falsche Annahme ist die Grundlage für den derzeitigen Weiterbetrieb der AKW auf der ganzen Welt, merken Atomkraftgegner an.
- Mangelhafte AKW-Katastrophenschutzpläne in Niedersachsen
13. Juli 2012 – Umweltverbände und Anti-Atom-Initiativen rufen das Niedersächsische Innenministerium und die entsprechenden Landkreise auf, die Katastrophenschutzpläne für die Atomkraftwerke Grohnde und Emsland ins Internet zu stellen und die Auslegungs- und Einwendungsfrist wegen der Sommerferien bis zum 30. September 2012 zu verlängern. Zudem ist die Planung trotz besseren Wissens mangelhaft.
- Deutschland auf Atomunfall wie in Fukushima nicht ausreichend vorbereitet
17. März 2012 – Deutschland ist auf einen Atomunfall wie in Fukushima nicht ausreichend vorbereitet. Dies berichtet das Nachrichten-Magazin “Der Spiegel” in seiner am Montag erscheinenden Ausgabe. Radioaktive Stoffe würden demnach weit größere Räume verseuchen als bislang angenommen, ganze Städte müssten evakuiert werden – dies sei “nicht in der Notfallplanung vorgesehen”, heißt es in einer bislang unveröffentlichten Studie des Bundesamts für Strahlenschutz (BfS).
Quellen (Auszug): dewezet.de, dapd; 08.08.2012