Studie: Fukushima-Unglück verursachte Mutationen
Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat offenbar Spuren bei den dort heimischen Schmetterlingen hinterlassen. Forscher entdeckten noch in der dritten Generation Mutationen bei einer Art, die sie im Umfeld des Unglücksorts gesammelt hatten. Wenige Monate nach der Katastrophe waren bei einigen Schmetterlingen (Zizeeria maha) etwa Form und Farbmuster der Flügel verändert.
Die Forscher folgern, dass dass künstliche Radionuklide aus der Nähe des Atomkraftwerks von Fukushima physiologische und genetische Schäden bei dieser Spezies verursacht haben. Die Tiere sind als eine Art Bioindikator bekannt – wenn sie auf die Umwelt reagieren, könnte das Veränderungen im jeweiligen Ökosystem anzeigen.
Das Team sammelte Mitte Mai 2011 insgesamt 144 Schmetterlinge an zehn Orten im Umfeld von Fukushima, die während des Unglücks noch Larven gewesen waren. Bei insgesamt 12,4 Prozent der Tiere wurden abnorme Merkmale wie kleinere Flügel entdeckt. In der zweiten Generation stieg die Zahl der Auffälligkeiten auf 18,3 Prozent, in einer dritten Generation wiesen sogar 33,5 Prozent Veränderungen auf, darunter waren etwa missgebildete Fühler. Eine weitere Suche im September 2011 erwies bei 238 Schmetterlinge insgesamt 28,1 Prozent Schäden, u.a. Missbildungen der Beine und Flügel sowie Anomalien im Farbmuster der Flügel. In der dann folgenden zweiten Generation dieser Insekten stieg die Zahl auf 59,1 Prozent.
Dass radioaktive Strahlung das Erbgut verändern kann und auch beim Menschen Schäden hervorruft, ist medizinisch unstrittig. Auch in den Genen der Menschen wird sich der GAU wiederfinden, was Tschernobyl bis heute beweist. Nur werden Veränderungen im Vergleich zu den Schmetterlingen erst nach längerer Zeit sichtbar – und der Nachweis eines Zusammenhangs mit Strahlung ist oft schwierig. Bislang war deshalb ein Zusammenhang zwischen Atomanlagen und Erbgutschäden – ausgenommen der Atomwaffentests – bestritten worden. Die japanischen Forscher liefern einen weiteren Beweis, dass Atomkraftwerke unkontrolliert gefährlich sind.
„Es ist an der Zeit, die Dramatik durch den Betrieb der AKW endlich anzuerkennen und als Schlussfolgerung alle Atomkraftwerke sofort stillzulegen“, fordern AtomkraftgegnerInnen.
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1. Juli 2012 – Reaktorkatastrophen haben vermutlich gravierendere und weit weniger absehbare Auswirkungen auf die Ökosysteme, als bisher angenommen. Forscher der Universität Lüneburg haben mehr als 500 Studien gesichtet, die in den 25 Jahren nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl entstanden sind und fordern zum Jahrestag des verheerenden Unglücks im japanischen Fukushima eine neue Debatte über mögliche Langzeitschäden von Störfällen und Unfällen in atomaren Anlagen.
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27. April 2012 – In Regionen und Zeiten erhöhter künstlicher Radioaktivität werden weniger Mädchen geboren – Wissenschaftler finden Auffälligkeiten nach atmosphärischen Atomwaffentests, nach der Katastrophe von Tschernobyl und in der Region um das Zwischenlager Gorleben – Erklärungsansätze führen das Phänomen zurück auf zum Zeitpunkt der Befruchtung ohnehin fehleranfällige Entwicklungsprozesse, die auch auf ionisierende Strahlung besonders empfindlich reagieren – Deutsche Umwelthilfe fordert Untersuchungsprogramm.
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2. März 2012 – Die radioaktive Verseuchung durch die Atomkatastrophe im japanischen Fukushima ist nach Einschätzung französischer Experten “dauerhaft und langjährig”. Dies gelte vor allem für die Belastung mit Cäsium 137, dessen Radioaktivität sich nur alle 30 Jahre halbiere, heißt es in einem rund ein Jahr nach der Katastrophe veröffentlichten Bericht des französischen Strahlenschutzamtes IRSN. Atomkraftgegner fordern, die Folgen von Strahlung nicht weiter zu verharmlosen und endlich absolute Schlüsse aus dem Super-GAU zu ziehen.
- Grenzwerte für Radioaktivität sind “kalkulierter Strahlentod”
20. September 2011 – Die Strahlen-Grenzwerte für Lebensmittel in der EU und in Japan sind viel zu hoch angesetzt, sie bieten keinen ausreichenden Gesundheitsschutz. foodwatch und die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzte in sozialer Verantwortung (IPPNW) fordern eine drastische Senkung der Grenzwerte. Mit einer Mailingaktion sollen zuständigen Politiker in Bundesregierung und EU-Kommission aufgefordert werden, die Grenzwerte drastisch zu senken!
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10. Mai 2011 – Das Risiko für Kinder an Leukämie (Blutkrebs) zu erkranken nimmt nach der Studie “Epidemiologische Studie zu Kinderkrebs in der Umgebung von Kernkraftwerken (KiKK-Studie)” zu, je näher ihr Wohnort an einem Kernkraftwerk liegt. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Deutschen Kinderkrebsregisters in Mainz, teilte das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) als Auftraggeber der Studie am Samstag, den 08.12.2007 mit. BfS-Chef König: “Das Risiko für Kinder, an Leukämie zu erkranken, ist umso größer, je näher sie am Reaktor wohnen”.
Quelle (Auszug): dpa, 14.08.2012