„Nordenham darf keine Atomdrehscheibe werden“ – Protest gegen MOX-Transporte angekündigt
Man kann’s ja mal versuchen: Klammheimlich sind abgebrannte Brennelemente aus Berlin und Geesthacht sowie Plutonium aus Braunschweig nach Nordenham (Unterweser) gekarrt und Nachts auf das britische Frachtschiff für Atomtransporte „Oceanic Pintail“ verladen worden. Am 25.07.2012 verließ die „Oceanic Pintail“ den Hafen von Nordenham. Zielhafen für den Atommülltransport ist Charleston (USA). Der Transport hat ein Nachspiel – gegen weitere sind Proteste angekündigt worden.
Die radioaktive Fracht der „Oceanic Pintail“ besteht aus 25 abgebrannten Brennelementen aus dem Forschungsreaktor FRG-1 der „GKSS“ in Geesthacht, abgebrannten Brennelementen aus dem Forschungsreaktor „BER II“ des „Helmholtz-Zentrums Berlin“ und einer Plutonium-Beryllium-Strahlenquelle der Firma „Eckert + Ziegler Nuclitec“ in Braunschweig. Antragssteller für die drei vorangegengenen Straßentransporte, den Umschlag und den Seetransport war die NCS (Nuclear Cargo + Service GmbH). Empfänger des Atommülls aus den Forschungsreaktoren des „Helmholtz-Zentrums“ ist das „US-Department of Energy“ in Aiken (USA).
Nach Auskunft der „Helmholtz-Zentrums“ wurde dieser Atommüll nicht wie vorhergegangene Transporte über Bremerhaven verschifft. Nachdem die Bremische Bürgerschaft im Januar 2012 mit den Stimmen von SPD und Grünen das Hafenbetriebsgesetz geändert, und die Bremer Seehäfen für Atomtransporte gesperrt hatte, habe man jetzt nach Nordenham ausweichen müssen. Nur zeitweise sei der Transport von der Polizei begleitet worden, die Wege geheimgehalten worden. Ein contrAtom-Aktivist wies zudem auf überhöhte Geschwindigkeit hin. Die Nordenhamer Grünen-Landtagsabgeordnete Ina Korter sieht deswegen Aufklärungsbedarf. Laut niedersächsischem Umweltministerium sei durch die Genehmigung des zuständigen Bundesamt für Strahlenschutz hingegen „höchste Sicherheit“ gewährleistet gewesen.
Es regt sich Widerstand in Nordenham, das zu einem neuen „Atomdrehkreuz“ verkommen könnte. Nach dem „Geheimtransport“ Ende Juni sind nämlich für September und November weitere Transporte angekündigt worden. Die Fracht ist hochumstritten: es handelt sich um Plutonium-Brennelemente aus der Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield in England, die im AKW Grohnde zum Einsatz kommen sollen.
Die örtlichen Grünen wollen das mit einer gemeinsamen Resolution aller Stadtratsfraktionen verhindern: „Nordenham darf keine Atomdrehscheibe werden“! Für kommende Woche hat SPD-Bürgermeister Hans Francksen zu einem interfraktionellen Gespräch zum Thema geladen.
Auch aus Grohnde kommt Unterstützung: „Wir bleiben nicht zuhause, wenn die MOX-Brennelemente kommen“, kündigt das Anti-Atom-Plenum Weserbergland Aktionen und Proteste an. Mit Demonstrationen 2010 und 2011 in Hameln und Emmerthal war für eine mehrfache Absage der Transporte gesorgt worden. Für den 09. September ist vor dem AKW Grohnde eine erste Mahnwache geplant.
„Spätestens seit der Katastrophe von Fukushima ist bekannt, dass die Gefahren und Auswirkungen eines GAUs durch Plutonium erheblich verstärkt werden und die zur Zeit ausgelegten Katastrophenschutzpläne legen offen, dass ein sinnvoller Schutz der Bevölkerung nicht möglich ist“, so Bernd Schlinkmann vom Plenum.
Im Gegensatz zu AtomkraftgegnerInnen mag die Landtagsabgeordnete Korter ein Transport-Verbot für Nordenham wie in Bremen nicht fordern. Kürzlich hat die Europäische Kommission eine Überprüfung des Vorstoßes angekündigt, zudem ist beim Staatsgerichtshof ist eine Klage der CDU gegen die entsprechende Änderung der Hafenordnung anhängig. Die rechtlichen Möglichkeiten, niedersächsische Häfen für Atomtransporte zu sperren, müssten zunächst „abgeklopft werden“, sagt Korter.
- Plutonium-Transporte nach Grohnde im September / November geplant
11. August 2012 – 16 Plutonium-Brennelemente aus der Wiederaufbereitungsanlage im britischen Sellafield sollen in der Unterweserstadt Nordenham verladen werden. Die umstrittenen und bislang geheimen Nukleartransporte sind für September und November geplant. Atomkraftgegner kündigen Proteste an.
- Castortransport aus Geesthacht
24. Juli 2012 – Am heutigen abend findet nach Angaben von Atomkraftgegnern der Abtransport von zwei Atommüll-Behältern aus dem GKSS-Forschungszentrum in Geesthacht statt.
- Bremen: Hafen-Verbot für Atomtransporte beschlossen
25. Januar 2012 – Bremen sperrt seine Häfen für Atomtransporte. Die Bürgerschaft beschloss am Mittwoch mit den Stimmen der Koalitionsfraktionen von SPD und Grünen sowie der Linken eine entsprechende Gesetzesänderung. Transporte von Kernbrennstoffen sollen solange verboten bleiben, wie es kein umfassendes Konzept des Bundes zum Atomausstieg gibt. Atomkraftgegner begrüßen diesen Vorstoss und sehen Signalwirkung an andere Städte. Wir fordern aber mehr, denn Kernbrennstofftransporte sind von dem Verbot nur bedingt betroffen.
- Plutonium-Transport zum AKW Grohnde jetzt über NRW-Autobahn? Transportverbot für MOX-Brennelemente!
19. Januar 2012 – Anti-Atom-Gruppen und Umweltverbände aus dem Umkreis des AKW Grohnde bei Hameln an der Weser und aus NRW sind sehr besorgt, dass der Atomspediteur Nuclear Cargo Service (NCS) im Auftrage des AKW-Betreibers EON 16 plutoniumhaltige MOX-Brennelemente aus der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield über einen belgischen Hafen mit 3 LKW womöglich schon im März über die Autobahnen durch NRW und Niedersachsen zum AKW Grohnde transportieren will.
- Kein Plutonium-Transport über Bremen
14. Januar 2012 – Ein Transport mit Plutoniumbrennelementen aus der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield über den Bremen Hafen ist abgesagt worden. Grund sind die Proteste des Bundeslandes gegen die Atomfuhren mit hochgiftigen Brennstoffen. Nun soll der neue Brennstoff für das AKW Grohnde über das Ausland nach Deutschland kommen. Atomkraftgegner weisen auf Sicherheitsprobleme hin und fordern das Ende der Plutoniumnutzung.
Quellen (Auszug): taz.de, 17.08.2012; juwiswelt.blogspot.de, 02.08.2012