Spanischer Uralt-Reaktor vor dem Aus
Das älteste Atomkraftwerk in Spanien steht vor dem endgültigen Aus. Es hätte eigentlich schon 2011 vom Netz gehen sollen, nun wurde auf eine Laufzeitverlängerung verzichtet. Damit muss der Meiler im Juli 2013 vom Netz. Atomkraftgegner feiern den Erfolg eines jahrzehntelangen Kampfes.
Der Kraftwerksbetreiber Nuclenor, hinter dem die großen Energieversorger Endesa und Iberdrola stehen, hat in der vergangenen Woche die Frist verstreichen lassen, um die Laufzeitverlängerung bis 2019 zu beantragen, den die neue konservative spanische Regierung angeboten hatte, berichtet heise.de. Der Betreiber begründet die Entscheidung mit teuren Nachrüstungen, die nach den durch Fukushima induzierten „Stresstests“ nötig wären.
- Am 7. September 2012 beschloss die spanische Regierung, dass Garona am 6. Juli 2013 – im Einklang mit dem Ministerialerlass von Juli 2009 – für immer vom Netz zu nehmen sei, da die Nuclenor die Gesuchsfrist nicht eingehalten habe.
Atomkraftgegner betonten immer wieder, dass der Reaktor keinerlei Schutz vor Flugzeugabstürzen besitze. Auch gegen Flutwellen aus einem brechenden Staudamm am Oberlauf des Ebros sei er praktisch nicht geschützt – was auch für andere Atomkraftwerke gilt. Der Fund von Rissen im Reaktordruckbehälter im belgischen AKW Doel könnte ein weiterer Grund für die Aufgabe von Garona sein, denn hier ist ein Behälter des gleichen Fabrikats mit möglicherweise den gleichen Fehlern verbaut. Auch sind Notkühlprobleme seit den 1970er Jahren bekannt. Nun sei Betreiber Nuclenor wohl endlich zu dem Schluss gekommen, dass der weitere Betrieb entgegen bisheriger Beteuerungen nicht wirtschaftlich sei. Am Sonntag wurde auf einer Demonstration vor den Toren gefeiert, dass die dauerhafte Bedrohung durch diesen Reaktor ein baldiges Ende finden dürfte.
Auf Grundlage eines Gutachtens des atomfreundlichen Kontrollrates CSN hatte die sozialistische Vorgängerregierung gegen alle Wahlversprechen die Laufzeit des Fukushima-baugleichen Meilers über die geplanten 40 Jahre hinaus verlängert, denn eigentlich sollte das Atomkraftwerk schon 2011 vom Netz gehen. Der japanische Reaktorunfall sorgte anschließend für den Super-Gau für die sozialdemokratische PSOE, die den Atomausstieg versprochen hatte. Deren Glaubwürdigkeit fiel bei der Umweltbewegung auf ein Minimum und das trug dazu bei, dass sie im vergangenen November die Wahlen hochkantig verlor. Mit der Entscheidung des Betreiberkonzerns sei auch die Kontrollbehörde blossgestellt worden, die dem alten Reaktor auch nach Fukushima gegen alle Zweifel und Kritik attestierte: Der Meiler sei sicher und einer Laufzeit bis 2019 stehe nichts im Wege.
Ungelöst ist bislang auch die Endlagerfrage für den Atommüll. Spanien verfügt nicht einmal über ein Zwischenlager und zahlt für die Lagerung spanischen Atommülls täglich Strafen an Frankreich, weil der Müll nicht bis 2010 zurückgeholt wurde.
- Belgien / Spanien: Laufzeitverlängerung für alte AKW
5. Juli 2012 – Die Ergebnisse der europäischen “Stresstests” sind wenige Wochen alt, belegen erhebliche Defizite – und die Betreiber schaffen Fakten: die Betriebszeiten der ältesten Atomkraftwerke in Belgien und Spanien sind verlängert worden. Atomkraftgegner warnen vor einem Spiel mit dem Feuer: Europa spekuliert auf ein eigenes Fukushima.
Quelle (Auszug): heise.de, 11.09.2012 / nuklearforum.ch, 14.09.2012