„Alle möglichen Mittel einsetzen“: Japan steigt aus – in 30 Jahren
Auf dem Papier scheint es klar zu sein: Japans Regierung will aus der Atomenergie aussteigen. Die Regierung will „alle möglichen Mittel einsetzen“ werde, um „bis in die 2030er-Jahre“ auf Atomenergie komplett verzichten zu können. Atomkraftgegner weisen darauf hin, dass auch ein Sofort-Ausstieg möglich wäre und kündigen unterstützung für den Widerstand gegen das Anfahren der japanischen AKW an.
Hauptvoraussetzungen für den Ausstieg bis 2040 ist die Limitierung der Laufzeit von AKW auf 40 Jahre. Zudem werden keine neuen Reaktoren mehr gebaut. Bestehende AKW werden genutzt, aber nur wenn sie in Stresstests für sicher befunden wurden. In Japan sind seit dem GAU von Fukushima immer noch 48 der insgesamt 54 Meiler abgeschaltet.
Um die Energiewende zu schaffen, will die Regierung in den nächsten Jahren 84 Billionen Yen (834 Milliarden Euro) in Stromsparmassnahmen investieren, um den Energieverbrauch um 19 Prozent gegenüber 2010 zu senken. Zudem werden 38 Billionen Yen (377 Milliarden Euro) für die Entwicklung und den Bau erneuerbarer Energien verwendet.
Die japanischen AKW-Bauer wie Toshiba, Mitsubishi oder Hitachi haben bereits reagiert. Sie setzen voll auf den Export ihrer Technologie in Schwellenländer. Allerdings sind auch schon Aufträge storniert worden.
Die nach dem GAU erstarkte japanische Anti-AKW-Bewegung wird mit dem Entwurf nicht zufrieden sein: Die Formulierungen sind unklar, die Zielsetzungen zu weit entfernt. Der Ausstieg wird auf die 2030er-Jahre angesetzt ohne einen klaren Zeitpunkt zu benennen. Ginge es alleine nach der Begrenzung von 40 Jahren Lebenszeit pro AKW, wären im Jahr 2030 noch ganze 20 Reaktoren im Betrieb. 2035 noch 9, 2039 5 und im Jahr 2045 noch 4.
„Der Atomausstieg Japans, der weltweit drittgrößten Wirtschaftsnation, ist ein wegweisendes Zeichen für das Ende der Atomenergie weltweit“, meint Greenpeace-Atomexperte Heinz Smital. „Ein sofortiger Atomausstieg wäre jedoch möglich. Dies hat ein Szenario von Greenpeace und dem Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrt schon vergangenes Jahr gezeigt. Und er wäre die einzig richtige Konsequenz aus dem atomaren Desaster in Fukushima.“
„Eine der bisher atomfreundlichsten Regierungen der Welt hat den schrittweisen Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Jahr 2040 beschlossen: Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, ein Signal mit weltweiter Strahlkraft“, so Uwe Hiksch, Mitglied im Bundesvorstand der NaturFreunde Deutschlands. „Allerdings wird so auch das unverantwortliche Risiko neuer Atomkatastrophen wie in Fukushima für weitere Jahrzehnte in Kauf genommen. Dies ist nicht zu verantworten. Ein GAU ist nach wie vor jederzeit möglich.“
Atomkraftgegner fordern von der japanischen Regierung, schneller aus der Atomkraft auszusteigen. Die japanische Anti-Atom-Bewegung wird aus Deutschland bei ihrem Kampf gegen ein Wiederanfahren der bereits vom Netz genommenen Atomkraftwerke unterstützt werden!
- Japanische Atomkraftgegner blockieren AKW
1. Juli 2012 – Mehrere hundert Demonstranten haben am Sonntag die Zufahrt zu einem Atomkraftwerk im Westen Japans blockiert. Sie protestierten damit gegen das Wiederanfahren eines Reaktors im Kraftwerk Oi, das für denselben Tag geplant war. Die Blockade hinderte Arbeiter daran, auf das Gelände zu gelangen.
- Japan ist atomstrom-frei
6. Mai 2012 – Seit dem Wochenende ist zum ersten Mal seit 42 Jahren das letzte der vormals 54 japanischen Atomkraftwerke vom Netz – damit ist Japan komplett atomkraftfrei. Seit den vier Fukushima-Katastrophen wurde noch keine Bewilligung zum Neustart eines AKWs erteilt. Tausende Atomkraftgegner protestieren gegen die geplante Inbetriebnahme.
- Greenpeace-Studie: Systematisches Versagen von Politik und Industrie in Fukushima
28. Februar 2012 – Ein Jahr nach der Atomkatastrophe in Japan legt Greenpeace einen Bericht vor, der belegt, dass die Reaktion von Politik und Industrie auf den mehrfachen Super-Gau alles andere als angemessen war. Statt in alternative Wege der Stromgewinnung zu investieren, suchen Behörden und Entscheidungsträger aber jetzt nach Wegen, wie sie das Vertrauen der Menschen in die Atomenergie wieder herstellen können.
Quellen (Auszug): naturfreunde.de, greenpeace.de, http://asienspiegel.ch, tageblatt.lu, dpa; 14.09.2012