Atomabfallwirtschaft: Fortgesetzte Schlamperei
Asse eine Katastrophe, Gorleben vorläufig gescheitert, Schacht Konrad mit ungewisser Zukunft – so lautet die düstere Bilanz eines halben Jahrhunderts deutscher Atomabfallwirtschaft. Die FAZ beschreibt in ihrer heutigen Ausgabe sehr treffend die Entsorgungsmisere: Eine Aufhellung dieser Bilanz ist nicht in Sicht.
Anhaltspunkte sind zum Beispiel die jüngste Bilanz des Untersuchungsauschusses zum havarierten Endlager Asse-2: der Atommüll sei „widerrechtlich“ eingelagert worden, Inventarlisten gefälscht und Gutachten zugunsten der Atomindustrie geschönt, bilanzieren FDP und CDU (!) in Niedersachsen. Nur wird nicht festgestellt, wer die Verantwortung trägt. Würden die Umstände im zweiten havarierten Endlager in Morsleben mit ähnlicher Ernsthaftigkeit untersucht werden, würden die Ergebnisse vermutlich vergleichbar vernichtend ausfallen.
Alle Hoffnung der AKW-Betreiber liegen derzeit auf Schacht Konrad. Doch Niedersachsens Umweltminister Birkner erklärte kürzlich, er rechne mit einer Inbetriebnahme nicht vor 2024. Damit ist das bereits genehmigte Lager zehn Jahre hinter dem ursprünglichen Zeitplan, derzeit gehen die Atommülllieferanten noch von 2019 aus. Mit jeden Jahr wird der Bau auch immer teurer – und die Inbetriebnahme ungewisser.
An Gorleben bleibt zur Zeit noch alles kleben. Vor wenigen Tagen gab das niedersächsische Umweltministerium grünes Licht für die Verlängerung des Hauptbetriebsplans, auf dessen Grundlage bereits 1,6 Milliarden Euro in den Ausbau für ein Endlager investiert wurden. Mit der heutigen Anhörung im Untersuchungsauschuss des Bundestages zu Gorleben, die mit Angela Merkel in der Rolle als ehemalige Umweltministerin ihren Höhepunkt fand, kann auch hier Bilanz gezogen werden. Schwarz/gelb beharrt darauf, dass bei der Standortbenennung alles mit rechten Dingen zugegangen ist und seit 1976 keinerlei politische Manipulation stattgefunden habe. Würde diese eingestanden werden, wäre der Standort vom Tisch, denn er ist politisch verbrannt. Doch die Regierungsparteien setzen weiter auf Gorleben als Endlager für hochradioaktiven Müll, und deswegen muss Bundeskanzlerin Merkel auch betonen, es gäbe „keinen belastbaren Beleg, der auf eine Nichteignung Gorlebens hingewiesen hätte“. Die FAZ schreibt: „Strahlend wie ein Endlager kam die Kanzlerin nicht aus dem Gorleben-Ausschuss heraus“. Denn Merkel pries 1996 an: „Das Wichtigste aus diesem Gutachten ist, dass es keinen Standort in der Bundesrepublik Deutschland gibt, der besser geeignet ist als der derzeitige Standort Gorleben.“ Heute unterstreicht sie: die Entscheidung für Gorleben sei „richtig, verantwortbar und notwendig“.
Atomkraftgegner resümieren: es ist endlich an der Zeit, die Neuproduktion weiteren Atommülls sofort zu beenden und eine nationale Debatte um eine Lösung des Entsorgungsproblems zu beginnen. Stattdessen machen die Verantwortlichen in Industrie und Politik Tag für Tag weiter und arbeiten an Möglichkeiten, ihren jahrtausende strahlenden Dreck möglichst kostengünstigen los zuwerden.
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Bloß weg mit dem Atommüll. Doch wohin? Eine kleine Geschichte der Entsorgungspolitik – ihrer Illusionen, Fantasien und Lügen.
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