Atommüll bleibt in Ahaus

Kommt es im Endlager Schacht Konrad zu weiteren Verzögerungen, „bleibt der Atommüll in Ahaus“. Der Betreiber des westfälischen Zwischenlagers will nach 2020 einfach eine neue Genehmigung beantragen, und hunderte Tonnen strahlende Abfälle bleiben so lange in der Halle stehen, bis eine Lösung gefunden ist. Atomkraftgegner warnen 28 Jahre nach Baubeginn der Lagerhalle vor einem de-facto Endlager.

Es ist nichts Neues, dass die Betriebsgenehmigungen für Zwischenlagerhallen mit Strahlenschrott pauschal verlängert werden. Doch die Tatsache, dass eine zeitliche Befristung offenbar schlicht ohne Wert ist, stösst bei Atomkraftgegner auf Missmut.

Atommüll-Anlieferung in Ahaus im Juli 2010

Atommüll-Anlieferung in Ahaus im Juli 2010

Hintergrund ist die Tatsache, dass die Einlagerungsgenehmigung für Abfälle aus stillgelegten Atomkraftwerken im zentralen Atommüllzwischenlager Ahaus in Nordrhein-Westfalen zum 1. Juli 2020 erlischt. Bis dahin plant der Betreiber, die Gesellschaft für Nuklearservice (GNS), den Abtransport in das Endlager Schacht Konrad, dass nach deren Annahme 2019 in Betrieb gehen soll. Niedersachsens Umweltministers Birkner kündigte allerdings jüngst an, er gehe von einer Inbetriebnahme erst im Jahr 2023/24 aus. Die Intitiative „Kein Castor nach Ahaus“ machte auf diesen Missstand aufmerksam. Möglich sei dann zum Beispiel ein Abtransport in ein weiteres Zwischenlager – mit entsprechenden Risiken und Nebenwirkungen. Laut Münsterländische Volkszeitung beharrt GNS-Sprecher Burghard Rosen auf einer Inbetriebnahme von Schacht Konrad in 2019, dann „hätten wir mehr als ein Jahr, um die Abfälle dorthin zu transportieren“. Sollte sich die Inbetriebnahme von Konrad verzögern, „werde man eine neue Genehmigung beantragen“, so Rosen. „Die Abfälle würden hier bleiben und nicht an eine andere Stelle gebracht“.

Derzeit lagern bereits 111 Container mit Fässern, in denen gepresste schwachradioaktive Abfälle wie Handschuhe, Kabel und anderes untergebracht sind, stehen momentan im Transportbehälterlager in Ahaus. Bis 2019 könnten es noch viele mehr werden, denn durch den Abriss der stillgelegten AKW fällt immer mehr Müll an. Denn der erste Container mit schwach- und mittelaktivem Müll war erst im Juli 2010 nach Ahaus gebracht worden.

Heisst: die derzeitige Betriebsbeschränkung bis 2020 ist heute, 28 Jahre nach dem Baubeginn am 28. September 1984, völlig ohne Wert, denn am Ende lassen sich die Betreiber neue Zeitfenster genehmigen – und ein Ende der Atommülllagerung in Ahaus ist ungewiss. De-facto entstehen durch diese Praxis Landzeit-Lager – also Endlager. Grundlage für diese Annahme ist die sehr strittige Genehmigung für Schacht Konrad, der es an Langzeitsicherheit , dem Nachweis, dass keine Radioaktivität ins Grundwasser gelagen kann, und „Stand von Wissenschaft und Technik“ fehlt.

„Wir gehen davon aus, dass Schacht Konrad auch 2023/24 nicht in Betrieb gehen wird. Denn die Debatte um künftige Atommüllendlagerung ist in Deutschland gerade erst entbrannt. In ein paar Jahren wird ein fahrlässiges Tiefenlager-Konzept ohne Rückholoption für Schacht Konrad nicht mehr durchzusetzen sein“, so Jan Becker von contrAtom. „Weil Konrad aber die derzeit einzige Entsorgungs-‚Lösung‘ der AKW-Betreiber ist, werden alle Zwischenlager zu Langzeit-Lagern mit ungewissem Ende verkommen. Das ist fahrlässig und verantwortungslos gegenüber der Bevölkerung, auch der Schutz der Bauten ist sehr fragwürdig. Es muss schnellstmöglich mit einer nationalen Debatte über den künftigen Umgang mit radioaktivem Müll begonnen werden. Das Desaster ist schon gross genug – und der Ausgang wird ein Debakel.“

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Quelle (Auszug): mv-online.de, kein-castor-nach-ahaus.de; 28.09.2012