Tschechien lehnt AREVA-Angebot für AKW Temelin ab
Ein weiterer Rückschlag für die französische Atomindustrie: das Angebot für den Ausbau des umstrittenen tschechischen Atomkraftwerks Temelin wurde abgelehnt. Es seien „nicht alle gesetzlichen Anforderungen erfüllt“. Atomkraftgegner kritisieren den Ausbau, den am Standort befinden sich bereits zwei Pannenmeiler, in denen es immer wieder zu Störfällen kommt.
Das tschechische Elektrizitätsversorgungsunternehmen Skupina CEZ a.s. hat der französischen Areva-Gruppe mitgeteilt, dass ihr Gebot zum Ausbau des Kernkraftwerks Temelín nicht alle gesetzlichen Anforderungen erfülle. Das Angebot würde kommerzielle wie auch gesetzliche Vorgaben nicht erfüllen, darüber hinaus hätte Areva einige andere ausschlaggebende Kriterien, die in der Ausschreibung umschrieben waren, nicht erfüllt. Da das Vergabeverfahren in Übereinstimmung mit dem Gesetz über öffentliche Aufträge durchgeführt werde, müsse die CEZ die Areva aus dem Bieterverfahren ausschliessen. Areva will Einspruch erheben.
Am Standort Temelin ist der Zubau von zwei weiteren Reaktoren geplant. Angebote seien von von Westinghouse Electric Company LLC zusammen mit der Westinghouse Electric Company Czech Republic s.r.o. (Reaktortyp AP1000), einem russisch-tschechisches Konsortium aus der JSC Atomstroiexport, der Skoda JS a.s. und der JSC OKB Gidropress (Reaktortyp IR-1200) sowie die Areva-Tochter Areva NP SAS (Reaktortyp EPR) gemacht worden. Nun wurde sich gegen den „Europäischen Druckwasserreaktor“, an dessen Entwicklung auch Siemens beteiligt ist, entschieden.
Bundeskanzlerin Merkel hatte im April signalisisert, man würde die Ausbaupläne des AKW-Komplexes, der sich nur 70 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt befindet, „respektieren“. Auch sind – trotz Atomausstieg – Hermesbürgschaften für Temelin im Gespräch.
Atomkraftgegner kritisieren den Zubau am Standort Temelin heftig: in den zwei bestehenden Mailern vom russischen Typ „WWER“ kommt es immer wieder zu Störfällen. Mehr als 18.000 Menschen hatten gegen die Neubau-Pläne Einspruch erhoben. Immer wieder kommt es auch zu Demonstrationen und Kundgebungen.
„Die Ablehnung in Tschechien ist ein weiterer Rückschlag für AREVA, ihren ‚Europäischen Druckwasserreaktor‘ weltweit zu etablieren“, so Jan Becker von contrAtom. „Der Konzern sollte endlich seine hochsubventionierten Exportpläne revidieren und die Zeichen der Zeit akzeptieren: Die Welt steigt aus!“
- Temelin, Cernavoda, Hainan: Neue Atombürgschaften in der Pipeline
11. August 2012 – Kein Ende der Atomförderung in Sicht: Die Bundesregierung hat auf Anfrage der Abgeordneten Ute Koczy mitgeteilt, dass sie grundsätzlich bereit ist, Bürgschaften im Zusammenhang mit den Atomkraftwerken Jaitapur in Indien, Temelin in Tschechien, Wylfa in Großbritannien und Pyhäjoki sowie Olkiluoto in Finnland zu prüfen. Dies hat sie potentiellen Antragstellern in Form von sogenannten Letters of Interest bestätigt.
- Deutschland respektiert tschechische Atompläne
4. April 2012 – Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat dem tschechischen Ministerpräsidenten zugesagt, dass Deutschland die tschechischen Atompläne “respektiere”. Atomkraftgegner weisen diese Einschätzung entschieden zurück und verlangen deutliche Interventionen gegen die Ausbaupläne des AKW Temelin.
Quelle (Auszug): nuklearforum.ch; 12.10.2012