Fukushima-Betreiber hat Atom-Risiken bewusst verheimlicht
Der japanische Energiekonzern Tepco gibt erstmals die Verharmlosung der Tsunami-Gefahr für das Atomkraftwerk Fukushima zu. Der Konzern habe genau über die Risiken Bescheid gewusst, hatte aber Angst, das Kraftwerk aus Sicherheitsgründen schließen zu müssen. Eine Biologin rät Müttern, die verstrahlte Region zu verlassen.
„Es gab eine latente Angst vor einer Schließung“ der vier Reaktorblöcke von Fukushima-1, heißt es in dem am Freitag veröffentlichten Tepco-Bericht. Wären vor dem Unglück weitreichende Sicherheitsmaßnahmen angeordnet worden, so hätte dies den Eindruck erweckt, Atomkraftwerke seien nicht sicher. Nach einem schweren Erdbeben waren alle Blöcke havariert, der GAU dauert weiter an. Bereits im Juli hatte ein von der Regierung eingesetzter Untersuchungsausschuss das Unglück als „vermeidbar“ und als „von Menschen verursachte Katastrophe“ bezeichnet. Tepco hatte den beinahe 15 Meter hohen Tsunami, der nach dem Erdbeben der Stärke 9 über das Kraftwerk hereinbrach, bis Freitag als „unvorhersehbar“ abgetan.
Nach dem Fund von mutierten Schmetterlingen in der verstrahlten Zone um das havarierte AKW Fukushima Daiichi ruft die Biologin Chiyo Nahara die Mütter von Fukushima auf, das Gebiet zu verlassen. Keiner könne die Risiken abschätzen und nichts lässt sich rückgängig machen, sagt die Forscherin in einem Bericht der ARD-Tagesthemen.
Angelika Claußen, Vorsitzende der deutschen Sektion der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW, berichtete vor kurzem von Strahlung weit über den zulässigen Grenzwerten auch außerhalb der Sperrzone – und forderte eine Ausweitung der medizinischen Forschung nach dem Reaktorunglück.
Selbst der Weltverband der Kernkraftwerksbetreiber, eine Interessenorganisation der Atomindustrie, fordert mehr Transparenz: der WANO-Vorsitzende Vladimír Asmolov kritisiert mangelnde Informationen Japans über den Hergang der Havarie in Fukushima. Nach Tschernobyl habe der russische Bericht fast 1.000 Seiten umfasst, und zwar trotz der schwierigen Situation mit den Folgen, und sei zur internationalen Bewertung auf den Tisch gelegt worden. Man bräuchte die Unterstützung der japanischen Seite, um aus dem GAU zu lernen. Asmolov forderte, dass zumindest die kompletten Detailinformationen darüber, wie und was im Kraftwerk tatsächlich passierte, veröffentlicht würden.
- Die Fukushima-Lüge: 1 Jahr nach dem Tsunami
8. Oktober 2012 – Als die japanische Regierung am 11. März 2011 um 19.06 Uhr den atomaren Notstand ausrief, hielt die Welt den Atem an. Das große Erdbeben und der darauf folgende Tsunami hatten in Japans Norden am Nachmittag ganze Städte ausgelöscht. Vier Reaktorgebäude des Atomkraftwerks Fukushima Daichi wurden durch Explosionen zerstört. Die Recherchen von ZDFzoom zeigen, wie TEPCO und die Behörden seit Ausbruch der Katastrophe deren wahres Ausmaß verschweigen und die Öffentlichkeit täuschen.
- Studie: Fukushima-Unglück verursachte Mutationen
15. August 2012 – Die Reaktorkatastrophe von Fukushima hat offenbar Spuren bei den dort heimischen Schmetterlingen hinterlassen. Forscher entdeckten noch in der dritten Generation Mutationen bei einer Art, die sie im Umfeld des Unglücksorts gesammelt hatten. Wenige Monate nach der Katastrophe waren bei einigen Schmetterlingen (Zizeeria maha) etwa Form und Farbmuster der Flügel verändert.
- Mythos der “sicheren Atomkraft” ist Schuld an Fukushima
23. Juli 2012 – Die Atomkatastrophe in Fukushima ist nach Ansicht der japanischen Regierung auch Folge eines “Sicherheitsmythos”, das die Atomlobby jahrzehntelang um die Atomkraft aufgebaut hat. Die Atomaufsicht habe zu sehr auf die Sicherheit der Atomkraft vertraut, heißt es in einem am Montag veröffentlichten Abschlussbericht eines offiziellen Untersuchungsgremiums des Fukushima-GAU. Diese falsche Annahme ist die Grundlage für den derzeitigen Weiterbetrieb der AKW auf der ganzen Welt, merken Atomkraftgegner an.
- Fukushima ein “schwerwiegendes Desaster von Menschenhand”
7. Juli 2012 – Die Katastrophe von Fukushima war das Ergebnis von Kungeleien zwischen Regierung, Atomaufsicht und der Betreiberfirma Tepco. Befehle seien blind befolgt worden. Zu diesem Urteil kommt ein Untersuchungsausschuss des japanischen Parlaments. Schuld an der schwersten Atomkatastrophe in der Geschichte ist menschliches Versagen. Ein Schlag ins Gesicht aller Opfer. Während bei Kindern die Strahlenschäden sichtbar werden, gehen hundertausende aus Protest gegen das Wiederanfahren von AKW auf die Straße.
- Sind japanische AKW-Betreiber schlechter als deutsche?
28. März 2011 – Wir befürchten: Nein. In Japan wurde in der Vergangenheit getrickst, getäuscht, beschwichtigt und die Bevölkerung in Sicherheit gewogen. Vergleichbare Praktiken sind uns in Deutschland gut bekannt. Wir erinnern (un)gern an die Täuschungsmanöver Vattenfalls bei den Störfällen in Krümmel.
Quellen (Auszug): spiegel.de, focus.de, zeit.de, greenpeace-magazin.de, ; 12.10.2012