Russische Umweltschützer fordern: keine Finanzierung von Risiko-Reaktoren in Kaliningrad durch HypoVereinsbank

In einem Brief an den Vorstand der HypoVereinsbank fordert die russische Umweltorganisation „Ecodefense“ den Rückzug der Bank aus der Finanzierung des umstrittenen Baltic Nuclear Power Plant in Kaliningrad. Dort beabsichtigt die russische Firma Rosatom zwei Atomreaktoren mit je 1.170 MW zu errichten. Die HypoVereinsbank will Zulieferungen der Firma Alstom für das Kaliningrader AKW mit einem Exportkredit finanzieren.

Ecodefense weist auf eine Meinungsumfrage hin, nach der 67 Prozent der Kaliningrader Bevölkerung sich gegen das Projekt ausgesprochen haben1, ebenso wie das EU-Mitgliedsland Litauen. Der AKW-Standort liegt nur 10 Kilometer von der litauischen Grenze entfernt. Zudem seien bei der Planung des AKWs gesetzlich vorgeschriebene Sicherheitsnormen verletzt worden: Es wurde weder eine Prüfung des seismischen Risikos am Standort vorgenommen, noch wurde ein Plan für den Umgang mit dem hochradioaktiven Abfall vorgelegt. Die Unfallanalyse ist völlig unzureichend und geht davon aus, dass sich selbst die Auswirkungen eines ernsten Unfalls auf das Reaktorgelände beschränken würden. Dementsprechend existieren keine Notfallpläne für die Evakuierung der örtlichen Bevölkerung.

In dem Brief weist Ecodefense auf die schlechte Sicherheitsbilanz der russischen Atomindustrie und den nachlässigen Umgang mit radioaktivem Abfall hin, der zur Verstrahlung großer Gebiete im Ural geführt habe. Der Sprecher von Ecodefense, Vladimir Slivyak, ist besonders schockiert über die Absicht der HypoVereinsbank, eine offene Kreditlinie für die weitere Zusammenarbeit zwischen Alstom und Rosatom im Reaktorbau einzurichten.

„Hier wird der niedrige Sicherheitsstandard russischer Reaktoren in weitere Länder exportiert. Damit bereitet die HypoVereinsbank den Boden für ein neues Fukushima,“ so Slivyak.

Ecodefense fordert die HypoVereinsbank auf, ihren eigenen Nachhaltigkeitsbekundungen ernst zu nehmen und ihre Unterstützung für den Bau russischer Reaktoren einzustellen.

httpv://www.youtube.com/watch?v=FDwlNKK4Rpo

  • Hermesbürgschaften für AKWs
    17. August 2012 – Weiß unsere Regierung eigentlich, was sie will? Diese Frage stellt sich, wenn einerseits der parteiübergreifende Atomausstieg beschlossen wurde, andererseits aber offenherzig Hermesbürgschaften ausgestellt werden sollen für den Neubau oder die Fertigstellung von Atomanlagen im Ausland.
  • Temelin, Cernavoda, Hainan: Neue Atombürgschaften in der Pipeline
    11. August 2012 – Kein Ende der Atomförderung in Sicht: Die Bundesregierung hat auf Anfrage der Abgeordneten Ute Koczy mitgeteilt, dass sie grundsätzlich bereit ist, Bürgschaften im Zusammenhang mit den Atomkraftwerken Jaitapur in Indien, Temelin in Tschechien, Wylfa in Großbritannien und Pyhäjoki sowie Olkiluoto in Finnland zu prüfen. Dies hat sie potentiellen Antragstellern in Form von sogenannten Letters of Interest bestätigt.

Quelle: PM Urgewald, 17.10.2012